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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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du?«
    »Der Lärm mitten in der Nacht.«
    Er meint doch wohl nicht die Nacht, als Joe bei mir war?
    »Ich habe zwei Typen gesehen, die Hals über Kopf aus deiner Tür gestürzt kamen.«
    »Ja? Wie sahen die denn aus?«
    »Ein Glatzkopf und so ein kleiner Dünner. Die sahen aus, als wär der Teufel hinter ihnen her. Waren wohl auf einem Horrortrip.« Er grinst mich dumm an. »Das nächste Mal kannst du mich gerne zur Party dazuholen.«
    Ich grinse dumm zurück, weil ich immer noch nicht weiß, wovon er redet, aber vorsichtshalber stimme ich ihm zu. Plötzlich wird mir schwindelig und schlecht. Er hat von zwei Typen gesprochen, nicht von drei. Und eindeutig war keiner von denen nach seiner Beschreibung Joe. Ich kann mir auf das Ganze überhaupt keinen Reim machen. Das Einzige, was mir dazu einfällt: Ich habe Joe wohl als Letzte lebend gesehen.
    Ich gehe zurück ins Wohnzimmer, wo Lilith in trauter Zweisamkeit mit ihrem Blackberry auf dem Sofa sitzt.
    Es ist später Nachmittag. Eine dicke dunkelgraue Wolkendecke hat sich während meines Mittagschlafes unter den blauen Himmel geschoben und die ersten Regentropfen hinterlassen dunkle Flecken auf meinem Terrassenboden. Ich liebe es, wenn es regnet.
    »Du willst ihn doch wohl nicht anrufen?« Frauen sind doch bescheuert. Behandle sie schlecht und sie kommen immer wieder angekrabbelt.
    »Warum nicht? Kann ihn doch fragen, ob sein Kinn noch weh tut.«
    »Du spinnst doch.«
    »Der Typ reizt mich.«
    »Klar, weil du ihn nicht haben kannst.«
    »Wer sagt das?«
    Ich stelle ihr einen Kaffee hin und setze mich an meinen Laptop, um zu checken, ob Interesse an einem der beiden neuen Projekte besteht. Zwei Anfragen sind reingekommen, die ich schnell beantworte und gleich für morgen früh die Termine für eine Besichtigung bestätige.
    »Verdammt, ich kann nur noch an diesen Kerl denken.«
    »Dann lies ein Buch, räum die Spülmaschine aus oder putz das Klo. Das lenkt ab.«
    »Keine Lust.«
    »Dann sieh dir einen Film an.« Wundersamerweise kommt nicht sofort ein Widerspruch von ihr. Sie setzt sich neben mich und greift nach der Fernbedienung, schaltet den Fernseher jedoch nicht an.
    »Konntest du gestern Nacht ein paar Stunden schlafen?«, frage ich sie.
    »Ja. Als er weg war.«
    »Und? Ist er einfach so gegangen? Ohne ein Wort?«
    »Yep.«
    Manchmal denke ich, dass ich vielleicht ganz gut bedient bin mit meinen Träumen, obwohl die Sehnsucht, ihn in Fleisch und Blut vor mir zu haben, schier unerträglich ist. Doch seit dem Vorfall gestern in den Hamptons bin ich mir ziemlich sicher, dass es Mo wirklich gibt. Lilith hat ihn mit eigenen Augen gesehen. Leider verstehe ich nur nicht die Zusammenhänge zwischen Schlafen, Träumen und nicht wirklich Schlafen und Träumen. Es muss so eine Art Zwischenwelt oder Parallelwelt geben, in der ich alles tatsächlich erlebe, obwohl ich schlafe. Woher sonst hätte ich die Schürfwunden an meinem Körper? Gut, eine Erklärung wäre, ich bin tatsächlich beim Schlafwandeln die Treppe runtergefallen, aber das ist Blödsinn.
    »Du siehst happy aus und hast wieder dieses Strahlen in den Augen, als wärst du verliebt.«
    »Ja?«
    Lilith legt ihr angewinkeltes Bein aufs Sofa und dreht sich zu mir. Eine Weile sieht sie mich an, ohne ein Wort zu sagen. Ich tue immer noch so, als wäre ich mit meinem E-Mail Account beschäftigt.
    »Ich bin deine Freundin, ich glaube deine beste Freundin, oder?«
    Ich nicke.
    »Du verheimlichst mir seit einiger Zeit etwas und ich komme nicht dahinter, was oder wer es ist«, sagt sie und betont dabei das ´Wer` besonders. »Freundinnen sollten keine Geheimnisse voreinander haben.«
    Ich stelle den Laptop auf den Tisch und drehe mich ebenfalls zu ihr. »Du willst die Wahrheit hören, Lilith?« Mein Ton ist ungewollt etwas angespannt. »Ich habe dir vor einiger Zeit von meinen Träumen erzählt und dem Mann, der immer wieder darin auftaucht. Wenn ich mich recht entsinne, warst du kurz davor, mich einweisen zu lassen.« Ich übertreibe und dramatisiere gerne, wenn ich streitlustig bin. Und genau das bin ich gerade. Ich stehe auf, damit ich hin und herlaufen kann, dabei kann ich besser denken. »Du hast dir nicht einmal die Mühe gemacht, mir richtig zuzuhören und nun ist genau der Mann erschienen.«
    »Wo? Ich meine, wie ist er dir erschienen? Wie Gott oder Jesus?«
    »Quatsch, doch nicht so.«
    »Er war auf der Party.«
    »Wie kannst du das wissen, wenn du gar nicht bei Bewusstsein warst, Leia? Du warst weggetreten,

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