Lockruf Der Nacht
ganzer Körper ist plötzlich wie aus Gummi. Ich kann kaum das Pedal durchgedrückt halten, so zittern meine Knie. Meine Hände krallen sich am Lenkrad fest und versuchen den schlingernden Wagen auf der Straße zu halten.
Lichter kommen mir entgegen und blenden mich, dass ich für einen Moment die Augen schließen muss. Endlich bin ich auf einer geraden Strecke und gebe Gas. Immer wieder sehe ich hinter mir den Wagen näher kommen, wie ein wild gewordenes Tier verfolgt er mich. Macht Payton seine Drohung jetzt wahr? Das ist doch völlig absurd. Ich klappe den Rückspiegel nach oben, schnalle mich an und suche in meiner Tasche nach meinem Telefon. Doch die verdammte Beuteltasche lässt mich ständig alles, nur nicht das Handy finden. Ich kippe alles auf den Beifahrersitz aus und wühle mich blind durch den Inhalt. Endlich fühle ich das kalte Gehäuse in meiner Hand.
Die beleuchtete Brücke ist nicht mehr weit entfernt. Wieder rammt mich der Wagen von hinten, wieder fliege ich nach vorne und mein Telefon mir aus der Hand. Es landet irgendwo im Fußraum. Laut fluchend taste ich mit dem linken Fuß den Boden ab, bis ich auf etwas Hartes trete. Leicht verrenkt beuge ich mich nach unten, um mit gestreckten Fingern danach zu greifen.
Endlich ist die Brücke erreicht und auf der anderen Seite kommen mir Autos entgegen. Ich tippe 911 ein, drücke auf Anrufen und wage einen Blick nach hinten. Es ist alles dunkel. Keine Lichter sind mehr zu sehen. Wo ist der Mistkerl abgeblieben?
Ich drehe mich nach hinten um, um mich von seinem plötzlichen Verschwinden zu überzeugen, doch da ist nichts, kein Wagen weit und breit.
Als ich den Blick wieder nach vorne richte, sehe ich nur noch Lichterblitze, Metall kreischt auf und ich sitze kopfüber wie in einem Jet bei einem Looping im Cockpit. Für einen Moment fühle ich mich schwerelos, als würde ich fliegen und dann gibt es einen Knall, der alle meine Knochen im Körper durchrüttelt.
Wasser dringt in den Innenraum ein. Gegen alle physikalischen Gesetze, die ich irgendwann mal in grauer Vorzeit gelernt habe, versuche ich die Tür aufzubekommen. Ein sinnloses Unterfangen, das nur unnötige Kraft kostet. Auch das Fenster lässt sich nur einen Spalt runterfahren, was zur Folge hat, dass der Wagen sich nur noch schneller wie ein Eimer füllt. Es ist als wollte die ganze Bay sich hier drin verstecken. Das Wasser ist nicht mehr aufzuhalten, Luftblasen steigen seitlich an mir hoch und winken mir zu. Sie sehen lustig aus, wie sie sich so zappelnd und unförmig nach oben bewegen, hoch an die Oberfläche, die mir versperrt ist. Das Wasser hat meine Nase erreicht. Ich mache noch ein paar Atemzüge am freien, sauerstoffhaltigen Himmel meines Wagendaches, dann umschließt es mich mit seinen kalten Fängen, wie es schon so viele Male war. Bestie Wasser, das Leben gibt und Leben nimmt. Mo. Wo bist du?
Viele Fragen? Hier sind die Antworten:
PRINZEN DER NACHT TEIL II
STIMMEN DER NACHT TEIL III
KÖNIGIN DER NACHT TEIL IV
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Danksagung:
Ich danke Euch für Eure Begleitung und für Euren
unerschütterlichen Glauben an meine Arbeit.
Lilly M. Love
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