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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zur Erklärung hinzu, nur damit es da keine Missverständnisse gab.
    Furcht, vielleicht sogar Panik erschien sekundenlang in Mollys Augen. Gut.
    »Ich weiß nicht, was Mike dir erzählt hat«, sagte sie, »aber der Dreckskerl hatte es sich verdient. Nachdem er fünf Jahre lang in meinem Haus gelebt hat, stellte er irgendwann fest, dass er mich satthatte. Mein Geld hatte er allerdings nicht satt. Also hat er mir einen Handel vorgeschlagen. Ich gebe ihm fünfzigtausend Dollar, und er verschwindet, ohne dem Rat … na ja, ein paar Dinge zu erzählen. Ich hab ihm gesagt, ich habe so viel Geld nicht einfach rumliegen, und weißt du, was er dazu zu sagen hatte? Nimm’s eben vom Collegekonto der Mädchen!«
    Sie fauchte; kleine Speicheltröpfchen flogen. »Wohnt fünf Jahre lang bei uns im Haus, bringt meine Mädchen auf seine Seite, kriegt sie dazu, dass sie ihn ›Dad‹ nennen, und als Abschiedsgeschenk bedient er sich am Geld für ihre Ausbildung? Nur über meine Leiche.« Aus dem Zähnefletschen wurde ein hässliches Lächeln. »Oder über seine, was mir persönlich lieber war.«
    Ich schwieg einen Moment lang und sagte dann: »Das ist nicht die gleiche Geschichte wie die, die er mir erzählt hat, aber deine klingt plausibler. Wenn du dafür irgendwelche Belege hättest, könnten wir es dem Rat begreiflich machen. Du warst fuchsteufelswild – verständlicherweise – und wolltest ihm eine Lektion erteilen. Mit einer Meisterin der schwarzen Künste legt man sich nicht an. Aber irgendwas ist schiefgegangen.«
    Molly nickte. Ich versuchte meine Erleichterung hinter einem schnellen Zwinkern zu verbergen.
    Sie trat ein paar Schritte zur Seite, holte ihr Handy aus der Jackentasche und rief ihre Tochter an, um ihr zu sagen, sie solle eine Tasche mit Nachtzeug packen und mit ihrer kleinen Schwester zu einer Freundin ein paar Häuser weiter gehen. Molly würde sie dort abholen.
    »Sie sind nicht in Gefahr«, sagte ich. »Mein Partner würde deine Töchter nicht anrühren, nicht mal um rauszufinden, wo ich bin. Es wäre komplett gegen die Regeln des Rates. Außerdem hat er selbst Kinder in der Familie …«
    »Das riskiere ich nicht.«
    »Okay. Das verstehe ich. Dann lass mich ihn anrufen …« Mir fiel ein, dass Jeremy kein Handy hatte. »Besser, fahr mich zurück, und wenn er dort ist, können wir die Sache gleich bei dir zu Hause regeln …«
    »Der einzige Ort, zu dem ich dich bringe, ist der dort hinten.«
    Sie zeigte zu dem Sumpf hinüber. Panik stieg in mir auf. Bevor ich protestieren konnte, hatte sie mir das Band wieder über den Mund geklebt.
    Molly richtete sich auf, und dann taumelte sie nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Ich sah mich hektisch um – nichts als Wald. Ich versuchte aufzustehen, ohne die Hände zu Hilfe nehmen zu müssen; ich musste auf die Beine kommen, verschwinden, bevor sie …
    Ein Bindezauber erwischte Molly mitten in der Bewegung, mit der sie hochkam. Dann hörte ich eine Frauenstimme, die eine weitere Formel sprach, irgendwo hinter mir; sie wurde im Näherkommen lauter. Ein zischendes Geräusch, als lüde die Luft sich auf. Dann kippte Molly nach vorn; der Bindezauber war gebrochen. Sie rappelte sich auf, warf mir einen scharfen Blick zu und begann dann zu rennen.
    Ich hörte, dass jemand ihr folgte; die zweite Hexe war im dichten Unterholz immer noch nicht zu sehen. Ich kämpfte mich auf die Beine. Eine Ecke des überstrapazierten Klebebands verfing sich an einem Zweig, so dass ich es abreißen konnte. Ich öffnete schon den Mund, um zu rufen … und überlegte es mir dann anders. Eine zweite Hexe bedeutete nicht unbedingt eine hilfsbereite Hexe.
    Schwere Schritte kamen näher, jeder davon untermalt von einem gemurmelten »Scheiße«. Womit meine Retterin sich zu erkennen gegeben hatte, bevor ich ihren dunklen Kopf auch nur zu Gesicht bekam.
    Savannah trabte auf mich zu; sie fluchte immer noch vor sich hin, als sie mich losband.
    »Bindezauber halten, Energiestrahl schleudern«, murmelte sie. »Einfach, was? Von wegen. Wenn ich’s versuche, verliere ich den Bindezauber, und der Strahl krepiert.«
    »Wir müssen Jeremy warnen«, flüsterte ich, während ich die Hände aus dem gelockerten Seil zog. »Sie weiß, dass er unterwegs zu ihr ist, und sie wird …«
    »Ich bin mir sicher, Jeremy würde mit dem Miststück klarkommen, aber er braucht’s nicht mal. Die geht nirgends hin.«
    Wie auf ihr Stichwort sprang in einiger Entfernung mahlend ein Motor an. Starb ab. Wurde wieder

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