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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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letzten Wochen.«
    Sie nickte. »Das kommt vor.«
    Die Uhr meldete sich, und sie öffnete die Tür des Ofens und trat zurück, als eine Hitzewelle herausströmte.
    »Er sollte mal Urlaub machen«, sagte sie, während sie das Blech mit der grauweißen Asche musterte.
    »Ich kann ihm vorschlagen …«
    »Nein.
Besteh
drauf.«
    Ihre Blicke trafen sich. Don nickte.
    »Und wie ist die neue Deponie?«, erkundigte sie sich.
    »Nicht so praktisch wie der Garten, aber sie tut’s.«
    Sie nickte. Der terrassierte Garten war ihnen wirklich entgegengekommen. Zu sehr wahrscheinlich – sie hatten ihn ausgiebiger genutzt, als sie es hätten tun sollen, und mit jedem Grab erhöhte sich die Gefahr, entdeckt zu werden. Inakzeptabel.
    Sie zog schwere Handschuhe über und schüttelte das Blech mit der Asche, damit sie schneller abkühlte.
    »Sieht aus, als wäre es mehr diesmal«, sagte Don, während er darauf hinunterspähte.
    Sie lächelte. »Das ist der Vorteil, wenn man einen Älteren verwendet.«

[home]
11 Strafbank
    H atten mein Ausflug nach Portland und die Nahtoderfahrung mich dem Ziel näher gebracht, die Geister im Garten zu bannen? Ich hätte es gern geglaubt, aber ich musste mir eingestehen, dass ich die Situation nur verschlimmert hatte. Zum einen hatte ich mich von den Problemen am Drehort verdrückt, was sicherlich nicht gerade hilfreich gewesen war. Zum zweiten hatte sich Jeremy endlich zu mir gesellt … nur um gleich darauf wieder zu verschwinden.
    Ich musste aufhören, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich Kontakt zu diesen Geistern aufnehmen konnte, und sie ganz einfach loswerden.
    Meine Nan hat mich dazu erzogen, Geister so zu betrachten wie der Durchschnittsmensch Hausierer und Telemarketing-Anrufer: als eine der unvermeidlichen Plagen, die das Leben mit sich bringt; Leute, die man schnell und entschieden in ihre Schranken weist und letzten Endes ignoriert. So grausam sich das anhören mag, im Grunde war es eine Frage der Selbsterhaltung. Es ist wie beim Kundenfang – lässt man sich ein einziges Mal auf irgendetwas ein, steht man plötzlich auf Hunderten weiterer Kontaktlisten. Statt sich mit sämtlichen Ansinnen zu befassen und sich mühselig die herauszusuchen, die einen unter Umständen sogar interessieren könnten, ist es besser, gleich die Tür zuzuknallen.
    Wenn ich noch einmal mit meiner Nan sprechen könnte, würde ich sie dies fragen: Hat es dir weh getan, nein zu sagen, und hört es jemals auf, weh zu tun? Sie hat immer den Anschein erweckt, als machte ihr all das nichts aus, und so habe ich das Gefühl, es sollte auch mir nichts ausmachen, und komme mir vor wie ein Schwächling, wenn es doch so ist. Sosehr ich mich auf den Tag freue, an dem es endlich aufhören wird, weh zu tun – ein Teil von mir fürchtet diesen Tag auch, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich so hart sein will, so kalt.
    Aber jetzt musste ich kalt sein. Ich musste diese Geister bannen. Als ich also in der ersten Morgendämmerung wieder in dem Haus eintraf, betrat ich mein Zimmer nur lang genug, um mein Arbeitszeug zu holen, und ging gleich darauf wieder hinunter in den Garten.
    In dem Augenblick, da ich ins Freie trat, pfiff etwas an mir vorbei. Dann setzte das Flüstern ein. Finger streiften meine Hand. Ich ging weiter, bis ich die hinterste Ecke des Gartens erreicht hatte, wo ich im Schatten zwischen dem Zaun und einem Hochbeet in die Knie ging und ein letztes Mal versuchte, Kontakt aufzunehmen.
    Ich führte jeden Schritt des Rituals methodisch und mit äußerster Konzentration durch. Wie schon früher benahmen sie sich, solange ich den Eindruck erweckte, ihnen helfen zu wollen, streichelten meine Wange oder strichen mir übers Haar, wie um mir mitzuteilen, dass ich gute Arbeit leistete. Ich konnte in dem Geflüster immer noch keine Worte ausmachen, aber ich hatte das Gefühl, wenn sie hätten sprechen können, hätten sie mir gesagt, ich solle es weiter versuchen, solle nicht aufgeben.
    Ich musste lächeln bei dem Gedanken; es erinnerte mich an die Zeit, als ich unter der Anleitung meiner Nan mit alldem angefangen hatte. Ich konnte mich selbst noch sehen, wie ich im Keller ihres alten Hauses kniete und einen Geist zu beschwören versuchte. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich sie in diesen Liebkosungen spüren, ihre Ermutigung in dem Gewisper hören.
    Als ich die Geister – wieder einmal – zu bewegen versuchte, sich eine andere Methode der Kommunikation zu suchen, verstummten sie zunächst, als

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