Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Mächtigen herrscht das Dämonische. Diejenigen, die nach den äußeren Anzeichen der Macht streben – Reichtum, Ruhm und Schönheit – sehen sich oft ins Gefolge Satans getrieben, um ihre Ziele zu erreichen.« Er wandte sich an Claudia. »Haben wir jemals ein Schloss oder einen alten Familiensitz besucht, in dem ich
keine
Anzeichen für Satanskulte oder Teufelsverehrung gefunden hätte?«
Claudia stieß einen leisen Seufzer aus. »Nie.«
Grady lächelte.
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12 Wünschelrute für das Böse
N eulich am Abend habe ich hier eine starke Präsenz gespürt«, erklärte Grady, als er uns in den Keller hinunterführte. »Ich weiß, Becky, du hast einfach nur den geeignetsten Raum für die Party ausgesucht, aber du solltest vorsichtig sein, wenn du Spiritisten in unterirdische Räume bringst. Hier drängen sich die bösen Geister nur so.«
»Jaime?«, sagte Becky. »Spürst du irgendwas?«
»Ich fürchte, Mr. Gradys Nase für das Böse habe ich einfach nicht.«
»Natürlich hat sie die nicht!«, sagte er. »Welcher böse Geist würde angesichts von so viel Schönheit seine eigene Hässlichkeit zeigen wollen?«
Claudia sah aus, als könne sie sich nicht recht entscheiden, ob sie würgen oder mir die Augen auskratzen sollte.
Grady holte einen Kompaktpuder mit Spiegel aus der Tasche, überprüfte sein Aussehen, wuschelte sich das Haar zurecht und richtete sich dann zu seiner ganzen Höhe auf.
»Kamera bitte.« Er hob die Hände wie ein Pianist, der sich auf den ersten Akkord vorbereitet. »Robert, bist du da?« Pause. »Ja. Ja, er ist da. Danke, Bob.«
Grady öffnete die Augen. »Ich habe Kontakt mit meinem Geistführer aufgenommen.«
Oha. Das ging ja schnell.
Eve? Fühlst du dich angesprochen?
»Für diese Séance habe ich Black Robert McGee als meinen Führer gewählt«, fuhr Grady fort. »Er war ein berüchtigter Pirat, der die Karibik in Angst und Schrecken versetzte. Im Jenseits versucht er Wiedergutmachung zu leisten und seine Erlösung zu erreichen, indem er mich bei meinem Einsatz gegen die Mächte der Finsternis unterstützt. Da er selbst auf der Seite des Bösen gelebt hat, ist er der perfekte Führer für diesen Abschnitt meiner Reise.«
Ein Pirat als Geistführer. Cool. Auch Eve hatte gelegentlich etwas Zeit in Piratenkreisen verbracht, aber das zählte wahrscheinlich nicht. Mit dunklen Mächten hingegen war sie bestens bekannt. Doch das mit der Suche nach Erlösung … fraglich. Sehr fraglich.
Grady und »Bob« machten einen Rundgang durch den Keller, wobei Grady beide Hände vorgestreckt hatte – Wünschelruten für das Böse.
»Ich sehe einen dunklen Raum. Sehr dunkel. Ich …« Sein Kopf fuhr ruckartig hoch; er hatte die Augen geschlossen und stieß ein Wimmern aus. Dann sagte er mit hoher Stimme: »Es ist dunkel, Mommy, so dunkel …«
Sein Kopf zuckte und wippte wie bei einem Vogel; dann öffneten sich schlagartig seine Augen.
»Bob? Ja, ich danke dir, Bob.«
Er drehte sich auf dem Absatz um und hielt inne, unmittelbar vor einer niedrigen Tür, die zu einem Verschlag unter der Treppe führte. Er schauderte dramatisch und sah dann in die Kamera.
»Bob sagt mir, dass wir die Quelle des Bösen unter dieser Treppe finden werden. Es liegt ein Raum dahinter. Ein Raum, über dessen Wände einstmals das Blut strömte. Eine Familie wurde hier abgeschlachtet – der Satansaltar stand unter diesen Stufen.«
»Amityville?«, formte ich mit den Lippen zu Grady hin.
»Ja!« Gradys Gesicht wirkte fiebrig, als er das Wort geradezu ausspuckte. »Danke, Bob. Bob hat mich gerade an einen Fall erinnert, der Ähnlichkeit mit diesem hatte. Einen amerikanischen Fall – in Maine, glaube ich.«
»Long Island«, formte ich.
Er nickte dankend. »Long Island, ich danke dir, Bob. Der Schrecken von Amityville. Ich bin schon seit langem der Ansicht, dass die in jenen Mauern vollzogenen Rituale Teil eines größeren Rings satanischer Aktivität waren.«
»Schwindel!«, formte ich, während ich zugleich versuchte, mit einer Geste seine Aufmerksamkeit zu erregen.
»Ja, Bob? Bob versucht mir etwas zu erklären, aber – Bob? Bist du noch da?«
Grady winkte dem Kameramann zu, er solle aufhören zu filmen. »Ich fürchte, er ist fort. Das passiert gelegentlich, vor allem an Orten mit einer so starken negativen Energie.« Er ließ die Schultern kreisen und rieb sich den Nacken, dann sah er zu mir herüber. »Jaime, ich glaube, du hast etwas gesagt?«
»Der Amityville-Fall war erfunden«, sagte ich.
Ich
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