Lockruf der Toten / Magischer Thriller
überlegt …«
Er drückte mein Bein. »Niemand hat erwartet, dass du es tust. Ich bin nicht aus Höflichkeit nach L.A. gekommen, Jaime. Ich bin gekommen, weil ich etwas Zeit mit dir verbringen wollte. Allein.«
Sein Blick fing meinen auf und hielt ihn fest, bis er überzeugt war, dass ich verstanden hatte. »Die Gegend ist so sicher, wie wir es bewerkstelligen konnten. Ich habe die anderen sogar überzeugen können, dass es
nicht
nötig ist, Antonio in Erwartung eines Notrufs in San Diego herumhängen zu lassen. Obwohl ich den Verdacht habe, dass Karl diese Woche nicht ganz zufällig in Arizona ist … Wahrscheinlich hat Elena ihn hingeschickt in der Hoffnung, dass es nicht zu auffällig wirkt. Weil es eben nur Karl ist.«
Ich nickte.
»Ich werde nicht ewig Alpha sein«, sagte er. »Aber ich werde es länger sein, als ich geplant hatte.«
»Der Babys wegen.«
Er nickte.
Ich sagte: »Elena muss sich auf sie konzentrieren können, darauf, eine Mutter zu sein, nicht ein Alpha.«
»Was nicht bedeutet, dass ich sie nicht weiter darauf vorbereiten kann. Antonio und ich werden sie allmählich in die Führungsrolle schubsen, sie an den Gedanken gewöhnen, aber drängen können wir nicht.«
»Und solltet ihr nicht.« Ich schwieg einen Moment. »Weiß sie es schon?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht vor, es ihr in absehbarer Zeit zu sagen. Wenn ich das täte, würde sie annehmen, dass ich mich zurückziehen will, und würde alles tun, was in ihren Möglichkeiten steht, um mir dabei zu helfen. Und wie du selbst gesagt hast, es ist ihre Familie, die jetzt an oberster Stelle stehen sollte, nicht ihr Rudel. Wenigstens ein paar Jahre lang.«
Ich hätte gern gesagt: »Das ist in Ordnung. Ich kann warten«, aber ich wusste, das war es nicht, was er wissen wollte.
»So ist es am besten«, sagte ich stattdessen. »Und es wird auch Clay noch etwas Zeit geben, sich zu erholen. Wie geht es seinem Arm?«
»So gut, wie es dem je gehen wird. Clay weiß das. Was dieser Zombie da auch angerichtet hat, es ist etwas, das medizinisch nicht zu beheben ist. Es kommt jetzt darauf an, dass er kompensieren lernt. Und sein Selbstvertrauen zurückgewinnt bis zu einem Punkt, an dem er wieder das Gefühl hat, seine Familie, sein Rudel, seinen Alpha verteidigen zu können. Und wenn dieser Alpha Elena sein wird, dann muss Clay als Kämpfer in Bestform sein.«
»Weil andere Werwölfe außerhalb des Rudels einen weiblichen Alpha als ein Zeichen von Schwäche interpretieren werden?«
»Oder zumindest als ein Zeichen von Veränderung, und wie ich schon gesagt habe, wir reagieren nicht gut auf Veränderung. Elena ist daran gewöhnt, in Gefahr zu sein. Clays Gefährtin zu sein bringt das mit sich. Seine Feinde wagen vielleicht nicht, sich mit Clay selbst anzulegen, aber es gibt andere Methoden, ihn zu verletzen.«
»Über Elena.«
»Die meisten Werwölfe weigern sich zu glauben, dass eine Frau, selbst wenn sie ein Werwolf ist, eine Bedrohung darstellt, und deshalb gilt Elena als ein leichtes Ziel.« Er lächelte mich an. »Glücklicherweise ist sie nichts dergleichen.« Dann verblasste das Lächeln. »Aber sie ist immer in Gefahr gewesen, einfach weil sie seine Lebensgefährtin ist.«
Wieder eine Botschaft an mich.
»Eine Frau als Alpha zu haben wird uns allen etwas Anpassungsfähigkeit abverlangen. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich Elena als Werwölfin akzeptiert habe. Auf der rationalen Ebene hatte ich keine Schwierigkeiten damit, aber tief im Inneren?« Er schüttelte den Kopf. »Es war nicht einfach. Für Clay war es vollkommen natürlich, eine Gefährtin zu haben. Der Wolf in ihm ist so stark, dass alles andere auf der Strecke bleibt. Aber für mich? Als Werwolf aufzuwachsen bedeutet, dazu erzogen werden, dass man sich von romantischen Bindungen fernhält. Rudelwerwölfen war es nicht erlaubt, langfristige Beziehungen einzugehen, ganz zu schweigen davon, dass sie hätten heiraten dürfen. Öffnet man sich einer anderen Person, dann gerät man in Versuchung, ihr ausnahmslos alles zu erzählen. Jetzt, nachdem die Werwölfe wieder im Kreis der paranormalen Spezies angekommen sind, gibt es Frauen, die mein Geheimnis gefahrlos kennen dürfen. Ich habe immer noch Schwierigkeiten, das zu akzeptieren.«
Wir saßen eine Weile nebeneinander und starrten über die Wasserfläche hin.
Ich wusste jetzt, dass Jeremy nicht nach L.A. gekommen war, um sich zu erklären – oder mir schonend beizubringen, dass es nichts werden
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