Lockruf der Toten / Magischer Thriller
würde –, sondern um uns beiden eine Gelegenheit zu geben, die Möglichkeiten zu erkunden und die Konsequenzen abzuwägen. Wir konnten in Frieden etwas Zeit miteinander verbringen, ohne dass uns die Rollen des werwölfischen Alpha und der nekromantischen Delegierten in die Quere kamen. Zeit, um zu entscheiden, ob es besser war, Freunde zu bleiben, oder ob wir riskieren sollten, ein Paar zu werden.
Ein Paar zu werden würde Risiken mit sich bringen. Er ließ mich wissen, auf was ich mich einlassen würde. Ein Liebhaber, der sich nicht einfach ins Flugzeug setzen konnte, um einen romantischen Kurzurlaub mit mir zu verbringen. Ein Liebhaber, dessen oberste Priorität immer seine Familie und sein Rudel sein würden. Ein Liebhaber, der mein Leben gefährden würde einfach dadurch, dass er mit mir zusammen war, der mich zu einer Zielscheibe für jeden machen würde, der dem Alpha eins auswischen wollte. Und selbst wenn
ich
mit alldem leben konnte – nach einem Leben der One-Night-Stands, in dem er jede emotionale Bindung vermieden hatte, würde Jeremy selbst sich als Teil eines Paars vielleicht nie wirklich wohl fühlen.
Meine erste Reaktion war: »Mein Leben riskieren für eine schwierige Fernbeziehung, die vielleicht nicht einmal funktioniert? Na ja, es ist
Jeremy.
Wo muss ich unterschreiben?« Aber ich musste dies mit dem Kopf angehen, nicht mit dem Herzen. Dies war nichts, in das man sich einfach stürzen durfte.
»Wir sollten zusehen, dass du wieder ins Haus kommst«, sagte Jeremy schließlich. »Ich nehme an, du hast morgen einen Beitrag zu filmen?«
»Am Nachmittag, und am Vormittag habe ich ein Interview.«
Er half mir auf die Beine. »Wenn sich die Situation mit deinen Co-Stars etwas beruhigt hat, würde ich mir ein, zwei Drehs gern ansehen. Ich freue mich drauf.«
»Es ist nicht annähernd so unterhaltsam, wie man meinen sollte. Eine Menge Rumgestehe und Nichtsgetue.«
»Ich bin ja nicht zum Spaß hier, Jaime!«
Er legte mir die Hand in den Rücken und führte mich aus dem Park heraus.
[home]
15 Spiritisten-Big-Brother
W ieder zurück, besorgte ich mir in der Küche etwas zu trinken und wollte dann eigentlich ins Bett gehen. Ich hatte gerade die Kühlschranktür geschlossen, als etwas sich an der gegenüberliegenden Wand entlangbewegte. Ich drehte mich um und wappnete mich in Erwartung des Geistes, der sich gleich materialisieren würde. Wieder ein Flackern – es war nur der Strahl einer Taschenlampe, mit der ein Wachmann draußen seine Runde machte. Aber während ich noch die Wand anstarrte, fiel mir etwas anderes auf. Unmittelbar über einer waagerechten Wandleiste befand sich ein dunkler Punkt, kleiner als eine Zehn-Cent-Münze. Ich ging zu ihm hinüber. Der Punkt wurde zu einem Loch, und in dem Loch saß vertieft ein Kameraobjektiv.
Es war möglich, dass es für dies eine akzeptable Erklärung gab. Vielleicht hatte die Familie, die eigentlich hier lebte, die Köchin verdächtigt, ins Essen zu spucken. Oder ein Familienmitglied wollte Diät halten und hatte die Angewohnheit, nachts den Kühlschrank zu plündern. Aber rings um das Loch sah ich noch winzige Späne, die nahelegten, dass es erst vor kurzem gebohrt worden war.
Es wurde Zeit, eine Besichtigungstour zu machen.
Ich fand vier weitere Miniaturkameras in den Räumen, in denen die Spiritisten sich am ehesten aufhalten würden. Die Bereiche, die der Crew vorbehalten waren, enthielten keine Kameras.
Wir wurden also heimlich gefilmt. Aber von wem? Als Erstes verdächtigte ich die Leute von der Crew. Aber wenn jemand auf unschmeichelhafte Fotos hoffte, die er dann einer Boulevardzeitung verkaufen oder im Internet veröffentlichen konnte, dann würde derjenige wohl eher in den Privatzimmern filmen.
Dann dachte ich an Todd Simon. Ehemals Regisseur von Bierwerbung, jetzt Produzent von Realityshows.
Becky sagte, wir seien aus Etatgründen alle in diesem Haus untergebracht. Absolut glaubwürdig, und ich war mir sicher, dass sie es selbst glaubte. Aber irgendjemand hoffte auf Aufnahmen im Big-Brother-Stil. War das legal? Das hing wohl von unseren Verträgen ab.
Ich ging nach oben, holte meinen Vertrag heraus und las ihn aufmerksam durch. Ich unterschreibe niemals, ohne den Vertrag zu lesen und mit meinem Anwalt zu besprechen. Es ist mir egal, ob das Ding genauso aussieht wie das Zeug, das ich schon hundert Mal unterschrieben habe – ich gehe keine Risiken ein. Aber Hollywood-Verträge sind berüchtigt für ihr juristisches Kauderwelsch und
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