Lockruf der Toten / Magischer Thriller
sie macht ein Praktikum.«
»Hope? Ach so, ja, die
True News
-Reporterin.«
Ich war ihr nie persönlich begegnet. Ihre Kontaktperson beim Rat war Elena, schon weil beide Journalistinnen waren. Hope war Halbdämonin mit einem sechsten Sinn für Chaos und schrieb für eine Supermarktzeitung über paranormale Phänomene. Über Karl Marsten, einen Werwolf in Jeremys Rudel, hatte sie einen Zugang zum Rat gefunden und übernahm es jetzt, uns auf jede möglicherweise echte paranormale Aktivität hinzuweisen, die auf ihrem Schreibtisch landete. Es war eine ehrenamtliche Tätigkeit, aber bei jungen Leuten wie Hope scheint es aufs Geld nie anzukommen – die gute Sache ist es, die zählt.
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16 Schulden und Dämonen
W ir stellten das Auto auf einem Parkplatz ab, bei dessen Gebühren ich in Chicago einen Parkservice und eine Autowäsche erwartet hätte. Er war immer noch ein paar Häuserblocks von Hopes Arbeitsplatz entfernt, und Jeremy hatte sich erboten, mich dort abzusetzen, aber ich lehnte ab.
Als wir die Straße entlanggingen, erinnerte mich der Duft nach Falafel und frisch geschnittenen Pommes daran, dass ich das Frühstück hatte ausfallen lassen. Dies war ein Geschäftsviertel, durchaus seriös, ansonsten aber nicht sehr reizvoll. Eine wilde Mischung aus kleineren Büroblocks und Schnellrestaurants, dazwischen Nagelstudios, Boutiquen und modische Kaffeebars, als habe die Gegend die Hoffnung darauf, zu einem Trendviertel zu werden, immer noch nicht ganz aufgegeben.
Ich brachte Jeremy auf den letzten Stand, was meine eigene Situation anging – die versteckten Kameras, die geplanten zusätzlichen Séancen und Beckys blaue Mappe.
»Und als ich wegen Grady ein paar Anrufe erledigt habe, habe ich rausgefunden, dass er wirklich erwägt, seine Show in die Vereinigten Staaten zu verlegen, aber offenbar nur für eine einzige Staffel, und die Show ist vollkommen anders aufgebaut, als meine es wäre. Trotzdem hat Beckys Assistent offenbar gedacht, ich müsste mir Sorgen machen deswegen, und vielleicht sollte ich das auch. Hollywood-Studiobosse sind berüchtigt für so was. Sie sehen, dass zwei spiritistische Shows in der Planung sind, und die Unterschiede bemerken sie dann gar nicht mehr.«
»Hast du mit Grady geredet?«
»Und was gesagt – ›Verschwinde aus meinen Jagdgründen‹?« Ich seufzte. »Ich weiß, du meinst damit, einfach mit ihm reden und die Details herausfinden. Ich hab’s vor, aber jetzt, wo er wieder neue Forderungen stellt, bin ich ein bisschen nervös. Das mit dem Memo über Gabrielle Langdon, das Becky mir da zugeschoben hat, hat mich schon genug aus der Bahn geworfen. Ich bin mir sicher, sie meint es gut, aber wenn ich gewinne, dann möchte ich das gern ohne Falschspielerei tun.«
Ich schüttelte den Kopf. »Hör dir das an. Erst sage ich, ich möchte diese ganzen Rivalitäten beenden, und eine Minute später rede ich davon, dass ich gewinnen will. Ich habe dieses ganze Geläster und die Posiererei und die Lügen so satt. Vor allem gerade jetzt. Ich habe irgendwelche Kindergeister, die weiß der Himmel wo feststecken, und statt ihnen zu helfen, versuche ich einen achtundzwanzigjährigen Bierwerbungsproduzenten auszumanövrieren, der das hier zu so einer Art Spiritisten-Big-Brother machen will.«
»Du hattest das Showbiz schon seit einer ganzen Weile satt.«
»Ich weiß. Ich kann’s nicht abwarten, da raus zu sein. Nicht die Bühnenshows, einfach …«
»Die Fernsehproduktionen.«
Wir bogen um eine Ecke. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Ich sage zwar, dass ich da raus will, aber zugleich ist der einzige Grund, warum ich den ganzen Mist bei dieser Produktion mitmache, dass ich
mehr
Fernsehen machen will. Aber ich will einfach nur einen Sendeplatz für ein paar Jahre. Wenn ich mal einen Namen aufgebaut habe, kann ich mich ganz auf Liveshows verlegen und habe dann auch mehr Zeit für den Rat. Letzten Monat hat Paige mich gefragt, ob ich ihr bei irgendwelchen Ermittlungen helfen will – nachdem ich monatelang praktisch drum gebettelt hatte –, und ich hab’s ihr abschlagen müssen, weil es nicht mit meinen Talkshowterminen zu vereinbaren war. Wenn ich ein halbes Dutzend ausverkaufte Liveshows im Jahr hätte, wäre alles in Ordnung.«
»Deine Shows sind inzwischen immer beinahe ausverkauft, oder?«
»Ja, aber …« Jeremy zog mich am Arm zurück, als ich im Begriff war, bei Rot eine Kreuzung zu betreten. »Ich brauche wirklich eine Fernsehshow, nur eine Weile lang, einfach damit
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