Lockruf der Toten / Magischer Thriller
habe ich einfach nicht mitgekriegt. Dieses und viele andere.« Hope grinste. »Mütter, was? Sie machen einen wahnsinnig, aber man weiß, sie tun es bloß, weil sie einen lieben.«
Ich nickte, als wüsste ich genau, wie es sich anfühlte. Sie klopfte ein Kissen auf, während ein etwas wehmütiger Ausdruck in ihren Augen erschien und wieder verschwand.
»Steht ihr euch nahe, deine Mutter und du?«, fragte ich.
Ein fast verlegenes Lächeln. »Yeah. Ich bin die Jüngste. Das ist das erste Mal, dass ich mehr als ein paar Meilen von zu Hause entfernt lebe.« Sie ging zum Kühlschrank. »Kann ich dir was Kaltes zu trinken anbieten? Oder Tee? Kaffee?«
»Wasser wäre prima.«
Sie gab mir eine Flasche Perrier. »Auch wieder von Mom. Als sie mein Billigwasser gesehen hat, hatte sie das Gefühl, ein ernstes Wörtchen mit mir reden zu müssen, über den Zustand meiner Finanzen.«
Sie selbst nahm sich eine Flasche Dr Pepper. »Setz dich – oh, ich sollte vorher vielleicht erst mal die Post vom Tisch räumen.«
Sie sortierte die Post, während sie noch sprach – Rechnungen befestigte sie mit einem Magneten am Kühlschrank, Werbung ging in den Müll. Ein teurer, sehr förmlich an »Miss Hope Adams« adressierter Velinumschlag kam zu einem kleinen Stoß ähnlicher Umschläge in einen Korb.
»Einladungen?«, fragte ich, während ich mir einen Stuhl heranzog. »So gefragt war ich nicht mal nach zehn Jahren in L.A.«
»Schon wieder meine Mom. Als sie hier war, hat sie die gesellschaftliche Runde machen müssen – eigentlich nicht so ganz ihr Ding, aber es wird einfach erwartet, und wenn’s nur wäre, um neue Kontakte für ihre Charity-Events zu finden.«
Ich nickte, als sei ich mit diesen gesellschaftlichen Kreisen vollkommen vertraut.
»Und jetzt …« Hope gestikulierte zu dem Korb hinüber. »Jetzt wissen sie also alle, dass Nita Adams’ jüngste Tochter zurzeit in der Stadt ist, und laden mich zu ihren Gartenpartys und Mittagsbüffets ein, um rauszufinden, ob ich eine geeignete Kandidatin bin.«
»Kandidatin für was?«
Sie grinste. »Zum Heiraten natürlich. Noch nie verheiratet gewesen. Collegeabschluss. Nicht mehr die Allerjüngste mit achtundzwanzig, aber wenn ich nur halb so hübsch, geistreich und wohlerzogen bin wie meine Mutter, dann kann man das guten Gewissens ignorieren und unter den eigenen Heiratskandidaten jemanden für mich finden.«
»Das hört sich ein bisschen nach …«
»Arrangement an?« Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Die Gesellschaft hier kann übler sein als in Bombay. In manchen Familien ist der richtige Hintergrund auch heute noch wichtiger als die Liebe. Die Vorfahren meines Vaters sind auf der
Mayflower
nach Amerika gekommen, und meine Mutter hat das Blut eines indischen Königshauses in den Adern, was dem seriösen amerikanischen Namen den erforderlichen kleinen Schuss Exotik mitgibt. Natürlich, wenn die wüssten, wer mein Vater wirklich ist, wäre ziemlich schnell Schluss mit den Einladungen.«
»Man kann nie wissen – du bist eine ziemlich seltene Variante von Halbdämon, was bedeutet, dass dein Dad wahrscheinlich ziemlich weit oben steht. Königliches Blut auf beiden Seiten der Familie.«
Jeremy erschien, und wir erzählten Hope, woran wir gerade arbeiteten.
»Also, diese Gruppe – die Leute, von denen ihr glaubt, sie hätten die magische Barriere durchbrochen –, die sind wahrscheinlich von hier, ja?«, fragte sie. »Oder haben zumindest eine Untergruppe hier. Und deshalb sind auch die Geister hier.«
»Höchstwahrscheinlich«, sagte Jeremy.
»Dann weiß ich genau, mit wem ihr reden solltet. Eine Vereinigung von paranormalen Gaunerjägern. Die Leute kennen jede Person und jedes Gerücht im Zusammenhang mit dem Paranormalen. Sie haben sich bei mir gemeldet, kurz nachdem ich nach L.A. gekommen bin, und seither tauschen wir regelmäßig Tipps aus.«
»Paranormale Gaunerjäger?«, fragte ich nach.
»Ihr wisst, was paranormale Ermittler sind?«
»Der Schrecken der wirklichen Paranormalen, wo sie auch auftauchen.«
»Na ja, diese Typen könnt ihr euch als das Gegenteil vorstellen. Statt unbedingt beweisen zu wollen, dass es das Paranormale gibt, versuchen sie die pseudoparanormalen Schwindeleien und Täuschungen aufzudecken.«
»Fernsehspiritisten auffliegen lassen zum Beispiel?«
»Oh …« Sie zögerte. »Daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber das sollte eigentlich kein Problem sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich auf dich einschießen
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