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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Schatten stellen.« Ich schob das Gerät in die Handtasche, holte einen Kugelschreiber heraus, hielt dann inne und starrte auf ihn hinunter. »O mein Gott. Ich bin so ein Chaot. Diese Einverständniserklärung, von der du wolltest, dass ich sie unterschreibe. Ich hab’s komplett vergessen. Es tut mir so leid. Als du weg warst, hat jemand mich angerufen, und ich bin raus und hab die Mappe liegen lassen. Ich kümmere mich drum, sobald wir wieder dort sind.«
    »Nein«, schnappte sie; der Ton war abgehackt. »Das ist nicht nötig.«
    Ich erkundigte mich, ob es ihr recht wäre, wenn ich zu Fuß zu unserem Haus zurückkehrte, während sie den Dreh für heute zu Ende brachte. Sie antwortete mit einer Handbewegung, die ich als ein Ja interpretierte, und stiefelte zurück zu den anderen.
     
    Die Gegend war menschenleer. Die Häuser waren alle von der Straße zurückgesetzt und halb hinter Bäumen und immergrünem Gebüsch verborgen. Das Grollen des fernen Highways war nichts als Hintergrundgeräusch. Selbst das Gärtnerteam, an dem ich vorbeikam, arbeitete schweigend an den Büschen, die da gerade bis zur Unkenntlichkeit beschnitten wurden. Auf der anderen Straßenseite stand der Laster einer Poolreinigungsfirma mit laufendem Motor in einer Zufahrt; der Geruch der Auspuffgase hob sich scharf vom Duft des frisch gemähten Rasens ab.
    Es gab nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts, das mich davon abgehalten hätte, mich tief in meinen eigenen Gedanken zu vergraben und dort zu bleiben. Ich wünschte mir einmal mehr, den Dreh zum Teufel zu schicken und einfach zu verschwinden, bevor es noch schlimmer wurde – aber Himmeldonnerwetter, ich hatte mir eine eigene Show verdient, und die würde ich auch bekommen.
    Jemand räusperte sich hinter mir. Ich warf einen Blick über die Schulter und bemerkte eine blonde Frau.
    »Schön, hier mal jemanden zu Fuß gehen zu sehen«, sagte sie, während sie mich einholte und neben mir blieb. »In dieser Gegend nehmen die Leute das Auto, um zum Bäcker zu kommen.«
    Ich nickte, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, höflich zu sein, und dem Wunsch, in Frieden gelassen zu werden. Wir gingen weiter; die Frau blieb schweigend neben mir.
    »Ich hoffe bloß, ich gehe in die richtige Richtung«, sagte ich schließlich.
    »Ja. Bloß noch anderthalb Blocks.«
    »Oh?« Ich sah zu ihr hinüber. »Wie …? Ach so, so sehr viele Dreharbeiten finden in Brentwood im Moment wohl nicht statt, oder? Wahrscheinlich liefern wir eine Menge Gesprächsstoff.«
    Ein kleines Lachen. »Wahrscheinlich. Aber das ist nicht der Grund … Ich meine, ich weiß es nicht deshalb, weil …«
    Der Satz verklang. Ich sah sie mir näher an. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich sie einfach für eine typische Hollywood-Hausfrau gehalten, aber in Anbetracht dessen, wo ich gerade gewesen war und was ich getan hatte, erkannte ich sie schließlich doch noch.
    Ich blieb stehen. »Gabrielle, ich habe nicht – ja,
sie
haben dich gerufen, aber ich habe es nicht …«
    »Ich weiß. Geh lieber weiter. Schlimm genug, dass du Selbstgespräche führst – du willst sicher nicht dabei beobachtet werden, dass du es mitten auf der Straße tust.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung; mein Herz hämmerte. Ich holte das Handy aus der Handtasche – eine segensreiche Erfindung, die das Führen von Selbstgesprächen auf offener Straße gesellschaftlich sehr viel akzeptabler gemacht hat. »Es tut mir leid. Es tut mir so …«
    » … leid. Aber das braucht es nicht. Wie du selbst gesagt hast, du hast mich nicht gerufen. Ein paar von uns haben … deine Show verfolgt, sozusagen.«
    Ich sah mich um und stellte mir Geister vor, verborgen auf der anderen Seite des Schleiers, wie sie mich beobachteten und auf die erste sich bietende Gelegenheit warteten, um Kontakt aufzunehmen und mich um etwas zu bitten, das ich ihnen nicht geben konnte.
    »Es gibt nicht viele deiner Art hier in der Gegend, es war also wirklich eine Sensation. Wir waren es, die Tansy gesagt haben, dass du sie rufst, und … na ja, als wir gesehen haben, wie du mit ihr redest und wie nett du warst, hat es uns Hoffnung gegeben.«
    »Hoffnung.« Das Wort hallte auf der leeren Straße, so leer und hohl wie das, was es versprach. Und es erinnerte mich an eine Verpflichtung, die ich zu vergessen versucht hatte – mein Versprechen, mit Tansy zu reden. Eine doppelte Dosis schlechtes Gewissen. Ich holte tief Atem. »Ich kann es dir nicht verdenken, wenn du dich an demjenigen

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