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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Kelch, und wurde jetzt als Trankopfer verbrannt.
    Der Gesang brach ab.
    »Wir empfangen den Segen Asmodais«, sagte Botnick. »Und im Austausch bieten wir ihm die Kasteiung des Fleisches zu seinem Vergnügen.«
    Das Gluck-gluck von Wein, der aus einer Flasche gegossen wurde. Ein schabendes Geräusch. Rühren, Metall auf Metall. Ein hörbares Schlucken. Das verbrannte Blut, das aus der Schale gekratzt und in Wein gerührt wurde. Ich schauderte, und Jeremys Arme schlossen sich fester um mich.
    »Geist Asmodais!«, rief Botnick. »Ich bin hier, um deine Befehle zu empfangen!«
    Der Gesang der Gruppe setzte wieder ein und schwoll an. Dann ein Knurren von Botnick.
    »Du«, sagte er; seine Stimme klang guttural, das Wort fast unverständlich. »Bereitet sie vor.«
    Das leise Klirren von Ketten, das Zuschnappen eines Schlosses, das Klatschen von Leder. Dann begann es.
    Das Knallen der Peitsche, die gedämpften Schreie der geknebelten Frau, der Blutgeruch jetzt so stark, dass sogar ich ihn erkannte. Und das übelste Element – das Gebrüll der anderen, die Botnick anfeuerten, manche wutentbrannt, andere ekstatisch, Lust, die zum Blutrausch geworden war.
    Als ich sie beim Hereinkommen hatte reden hören, über kaputte Haushaltsgeräte und Kinder, hatte ich mich entspannt. Einfach nur eine Gruppe leicht verklemmter Vorstadtbewohner, die ihre SM -Spielchen spielten. Aber dies war erschreckend wirklich.
    Ich sah die Frau vor mir, blutend und vor Schmerzen gekrümmt – wirkliche Schmerzen, nicht das gespielte Entsetzen der Frau auf dem Zeitschriftencover.
    Mein Magen verkrampfte sich; ich spürte einen bitteren Geschmack in der Kehle. Ich begann mich zu winden vor Unbehagen, und Jeremys Hände legten sich um meine Hüften, um mich ruhig zu halten; ich spürte, dass ich errötete.
    Als ich nachdrücklich schluckte, hob Jeremy eine Hand, legte sie über mein linkes Ohr und beugte sich vor, um mir ins rechte flüstern zu können – mir zu sagen, ich solle es ignorieren, es aussperren, aber so viel Mühe ich mir auch gab, ich brachte es nicht fertig. Es war wie oben im Lagerraum, als ich versucht hatte, mir nicht vorzustellen, wie ich versehentlich diese Körperteile reanimierte.
    Ich dachte an den Geist, versuchte mich auf den Spanner zu konzentrieren, der gerade jetzt irgendwo seinen voyeuristischen Spaß an der Sache hatte, aber dabei fiel mir wieder ein, was er gesagt hatte – dass sie mich finden konnten, eine wirkliche Gefangene, und mein Herz begann zu hämmern.
    Die Frau dort hatte zweifellos reale Schmerzen, aber ganz offensichtlich hatte niemand sie zum Herkommen gezwungen. Und sie hatte bei ihrer »Erwählung« nicht protestiert. Vielleicht war es das, worauf es bei sexuellen Dominanzspielen ankam – die willentliche Unterwerfung. Oder sie kamen eben auf diese Weise ihrem wahren Wunschtraum am nächsten – dem von einem unfreiwilligen Opfer. Wenn die mich wirklich hier finden würden …
    Ich versuchte nicht daran zu denken, aber natürlich dachte ich daran. Ich stellte mir die Peitsche mit den Bleigewichten an den Schnüren, die fürchterliche Maske vor, konnte das Metall riechen, wenn sie sich um meinen Kopf schloss, die Kälte an der Haut, die allumfassende Schwärze, die mir das Licht stahl und den Atem, meine Schreie …
    »Schhh«, flüsterte Jeremy, während er mich an sich zog, die Lippen an meinem Ohr. »Mach einfach zu.«
    Ich versuchte es. Versuchte es wirklich. Dann sah ich die ganzen Gläser und Beutel wieder vor mir, ahnte plötzlich, dass sie nicht etwa magische Hilfsmittel waren wie meine eigenen nekromantischen Arbeitshilfen, die von Friedhöfen und aus Leichenhäusern gestohlen waren – sondern Vorräte, wie bei Jägern, die kein Stück verkommen lassen …
    »Sie können dich nicht finden.« Jeremy rieb mir die Gänsehaut von den Armen. »Ich werde es nicht zulassen. Du weißt das.«
    Ich nickte, obwohl die Geräusche dort vorn immer weiter zu hören waren, Grunzen und Wimmern, Laute, die in meinem Kopf herumsprangen wie Pingpongbälle und ihre Bilder mitbrachten.
    »Hier«, flüsterte Jeremy. Er schob mich etwas nach vorn und holte etwas aus der Jackentasche. Seinen Notizblock, mit einem Stift, der in den Ringen der Spiralbindung steckte. Er klappte ihn auf, blätterte ein paar Seiten mit Notizen um, bis er ein leeres Blatt gefunden hatte, und zeichnete vier Linien – zwei Horizontalen, zwei kreuzende Vertikalen. Dann zog er mich wieder nach hinten, bis ich an ihm lehnte, den Kopf an

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