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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zurückweichen, überprüfte das Arrangement dann aber noch einmal. Der Pfad, den Jeremy da gebahnt hatte, verlief im Zickzack, was bedeutete, dass wir den Hauptraum von hier aus nicht sehen konnten … und dass niemand im Hauptraum uns sehen konnte.
    »Lügner«, formte ich mit den Lippen.
    Der Geist stelzte davon, wahrscheinlich in der Hoffnung, auf irgendeine Weise die Mitglieder der Gruppe auf uns aufmerksam zu machen. Na ja, viel Glück.
    Die Leute stiegen nacheinander in den Keller herunter, schwatzten über die Baseballspiele ihrer Kinder, Entlassungen in der Firma, den Ärger mit einem kaputten Geschirrspülgerät. Ich zählte mindestens sechs Stimmen.
    Schleif- und Aufschlaggeräusche folgten; sie arrangierten irgendetwas, bauten wahrscheinlich einen Altar auf. Die Konversation ging weiter; der Mann mit dem Küchengeräteproblem erkundigte sich jetzt bei den anderen, ob es vernünftiger wäre, einen Handwerker zu bestellen, oder das Ding gleich zu ersetzen.
    Ich schob mich auf Jeremys Schoß nach hinten. Er legte mir beide Arme um die Taille, wie um mir zu versichern, dass keine Gefahr bestand.
    »Sie können uns nicht sehen«, flüsterte er.
    Sein Atem kitzelte mich hinter dem Ohr, und ich schauderte; jeder Gedanke an das Entdecktwerden verflog, als ich mir über die Nähe seines Körpers in meinem Rücken klarwurde. Ich schob mich auf seinem Schoß zurecht und spürte, wie er unter mir hart wurde. Danach hielt ich still und versuchte mich auf das zu konzentrieren, was am anderen Ende des Raums passierte. Es war nicht ganz einfach, aber nach ein paar Sekunden hörte ich das Ratschen und Zischen, mit dem Streichhölzer angerissen wurden.
    Ein schwacher Rauchgeruch, dann das durchdringende Aroma von irgendeinem moschusgeschwängerten Räucherwerk. Das Klingeln von dünnem Metall. Das Glucksen von Flüssigkeit. Ich stellte mir gehämmerte Kelche vor, die mit blutrotem Wein gefüllt wurden. Im Hintergrund erzählte eine Frau eine Horrorgeschichte von ihren jüngsten Erfahrungen mit Handwerkern – sie hatte für die Reparatur eines zehn Jahre alten Herdes mehr gezahlt, als sie für einen neuen hätte ausgeben müssen.
    Die leise grollende Stimme einer Autoritätsperson. Botnick. Die Stimmen verklangen. Ich hörte Füßescharren und metallisches Klingen, als sie ihre Plätze einnahmen, wahrscheinlich in einem Kreis.
    Botnick begann mit einem Singsang in einer fremden Sprache – wahrscheinlich war es eine Beschwörung Asmodais. Ich hatte genug Zeit in Spiritistenkreisen verbracht, um zu wissen, wie diese Pseudorituale abliefen, und Botnick schien seine Rolle bis zur Vollendung zu beherrschen.
    Als er fertig war, gelobten die Jünger der Reihe nach, ihre Körper Asmodai zur Verfügung zu stellen; allerdings taten sie es auf Englisch. Ich zählte acht Anwesende, Botnick eingerechnet – vier Männer und vier Frauen.
    Ich horchte aufmerksam auf jede Stimme, einfach aus der Hoffnung heraus, dass ich eine davon erkennen würde. Unwahrscheinlich, aber trotzdem. Nach Jeremys flachem Atem zu schließen tat er das Gleiche.
    Das Ritual nahm seinen Lauf. Mehr unverständlicher Sprechgesang von Botnick, wobei seine Stimme zu einem beschwörenden Donnern anschwoll. Ich hätte Jeremy zu gern gefragt, was da eigentlich gesagt wurde – ob er es vielleicht übersetzen könnte –, aber zugleich bezweifelte ich stark, dass es etwas anderes war als sinnloses Gebrabbel.
    Botnicks Stimme erreichte einen ekstatischen Höhepunkt und brach ab. Danach war es vollkommen still.
    »Und jetzt«, sagte er dann, »weihen wir uns dem Dämon der Lust, dem König der Hölle, dem Fürsten der Rache, unserem Herrn Asmodai.«
    Ich hörte Schritte, ein paar Worte in der fremden Sprache, einen scharfen Atemzug, das kurze Einsetzen eines Chorgesangs; die Schritte entfernten sich wieder. Der Ablauf wiederholte sich und wiederholte sich noch einmal. Jeremy schnupperte hinter mir in der Luft herum und gab dann ein kurzes Knurrgeräusch von sich, als habe sich eine Vermutung bestätigt – und jetzt war mir auch klar, was sie da weihten. Blut. Das sie wahrscheinlich in einen gemeinsamen Kelch tropfen ließen.
    Das letzte Mitglied war an der Reihe. Dann wurde ein Streichholz angerissen. Der Gesang setzte wieder ein. Ein schwacher, leicht metallischer Geruch trieb zu uns herüber, und Jeremy atmete hörbar aus, als versuchte er den Geruch aus der Nase zu bekommen. Das Blut – es musste in eine Räucherschale gegossen worden sein, nicht in einen

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