Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Rücken über mich redest. Ich habe nicht angebissen, aber wenn ich es getan hätte, dann kann ich dir garantieren, man hätte meine Reaktionen im fertigen Film sehen können.«
Verwirrung, dann heraufdämmerndes Entsetzen.
Ich fuhr fort: »Ganz gleich, was du über mich gesagt hast, Angelique, jetzt ist es aufgezeichnet. Und wenn es ausgestrahlt wird, wird man nicht sehen, was der Auslöser für deine Bemerkungen war. Nur das Endergebnis. Einfach nur dich, wie du scheinbar grundlos mit Unterstellungen und Beleidigungen um dich wirfst.«
Sie wurde bleich. Ich bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sie solle sich setzen.
»Was du auch über mich gesagt hast, es ist mir egal. Aber du wirst nicht zu sehen bekommen, dass ich ein Wort gegen dich sage, denn ich habe es nicht getan. Ich bin schon lang genug dabei, um es besser zu wissen. Ich weiß auch, dass ich lieber nichts tue, was mich
zu
gut dastehen lässt, weil ich damit riskiere, meine Co-Stars zu verärgern. Zum Beispiel heimlich einen Blick in eine Akte über eine geplante Séance zu werfen. Hat Becky dir erzählt, ich hätte es getan?«
»Will. Aber er hat dabei auch gesagt, er hätte mir das eigentlich nicht erzählen …« Ihr hübsches Gesicht wurde hart. »Das hat auch dazugehört, stimmt’s? Er hat so getan, als ob er mir heimlich irgendwas erzählt, das er mir nicht erzählen dürfte, damit ich dich nicht drauf anspreche. Die haben uns gegeneinander ausgespielt.«
»Becky hat wirklich dafür gesorgt, dass ich eine Akte zu sehen bekomme«, sagte ich. »Die über Gabrielle Langdon. Deshalb habe ich versucht, dir ein paar Tipps zu geben. Und deshalb habe ich sie nicht selbst kontaktiert. Es wäre nicht fair gewesen.«
Sie errötete. »Ich nehme mal an, ich war auch nicht unbedingt fair. Aber Todd Simon hat mich gewarnt – ich müsste immer auf der Hut sein, vor allem bei dir. Er hat gesagt, in dieser Stadt ist jeder auf Blut aus, und ich würde bei lebendigem Leib gefressen werden, wenn ich es nicht gleich am Anfang jedem zeige.«
»Na ja, du kannst aufhören, es mir zeigen zu wollen; ich bin nicht deine Feindin. Und wenn du jetzt wissen willst, warum ich dir das alles hier drin erzähle – machen wir doch einen kleinen Rundgang. Ich möchte dir ein paar Dinge in diesem Haus zeigen, die sie bei der Besichtigungstour damals weggelassen haben.«
Ich zeigte ihr die versteckten Kameras in den Gemeinschaftsräumen. Sie brachte es fertig, sich zusammenzunehmen, bis wir wieder im Büro der Wachleute waren; dann fiel sie auf einen Stuhl.
»Ich glaub’s einfach nicht … mein Dad hat immer gesagt, ich bin noch nicht so weit, dass ich es in Hollywood versuchen kann, aber ich hatte diese ganzen Beschwörungsshows in der Provinz so satt. Ich habe gedacht, das hier wäre meine große Chance.« Ein freudloses Lachen. »Meine große Chance, mich landesweit im Fernsehen zum Affen zu machen.«
Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber.
»Oder auch nicht.«
Nachdem ich mit Angelique geredet hatte, trieb ich Becky auf und entschuldigte mich für meine schwache Leistung am Tag zuvor. Ich versprach, am Nachmittag Besseres zu liefern.
»Es ist einfach … ich nehme an, es macht mich einfach nervös, Kontakt zu berühmten Leuten aufzunehmen, die noch nicht lange tot sind. Bei einem Fall wie Gabrielle Langdon geht so was durch alle Medien, und jeder kennt die Details. Mache ich’s richtig, sieht es so aus, als hätte ich mich einfach an die Berichterstattung erinnert. Mache ich Mist, merkt es augenblicklich jeder.«
Sie nickte. »Das kann ich nachvollziehen. Aber darüber wirst du dir heute Nachmittag keine Sorgen machen müssen. Dieser Typ ist seit …« Sie rechnete nach. »Etwa dreißig Jahren nicht mehr in den Medien aufgetaucht.«
»Na, Gott sei Dank.«
Sie sah auf ihren PalmPilot hinunter; dann fragte sie beiläufig, ohne aufzusehen: »Du lebst doch in Chicago, oder?«
»Ja, das tu ich.«
»Dann hast du einen Heimvorteil, denn das, was ihn berühmt gemacht hat, ist in Chicago viel bekannter als hier, obwohl er selbst hier gelebt hat. Und es geht nicht um einen Mord. Jedenfalls nicht um den Mord an
ihm,
obwohl er eine Menge Leute ins Grab gebracht hat.« Ein langsames Kopfschütteln. »Ein solches Leben leben und dann im Schlaf sterben. Wenn man noch einen Beweis braucht, dass das Schicksal nicht fair spielt …«
Sie studierte mein Gesicht, um zu schauen, ob ich noch ein paar weitere Hinweise brauchte. Ich brauchte keine. Ich bedankte mich für
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