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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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die erübrigte Zeit; dann machte ich mich auf die Suche nach Claudia und Grady.
     
    Jeremy und ich frühstückten allein. Mir schien es so am besten – sollte Becky doch glauben, dass ihre Stars das Stadium der geheuchelten Höflichkeit bereits hinter sich hatten und einander jetzt sogar bei den Mahlzeiten aus dem Weg gingen.
    Die nächste Séance sollte an diesem Vormittag gedreht werden; ich musste also greifbar sein. Ich versuchte, Jeremy zum Gehen zu überreden – er würde mit Hope reden, vielleicht Botnicks Laden einen Besuch abstatten können –, aber Jeremy beharrte darauf, dass es nicht eilte; wir würden zusammen gehen, sobald ich Zeit hatte.
    Und vorläufig wollte ich in den Garten und noch einmal versuchen, die Geister zu kontaktieren.
    »Ich weiß schon, dass ich da keinen plötzlichen Durchbruch erreichen werde, aber …« Ich ließ den Satz verklingen.
    »Zumindest kannst du sie wissen lassen, dass du noch da bist. Wenn es sie tröstet, hast du deine Zeit nicht verschwendet.«
    Bevor wir ins Freie gingen, holte ich mein nekromantisches Arbeitszeug und bei dieser Gelegenheit auch gleich ein Päckchen, das ich aus der Stadt hatte kommen lassen. Ein kleines Geschenk für Jeremy. Kein sehr einfallsreiches Geschenk, dachte ich, als ich in die Tüte hineinsah. Unoriginell. Wahrscheinlich auch unerwünscht unter den gegebenen Umständen. Ich wünschte, ich hätte etwas Besseres gefunden. Ich wünschte, ich hätte gewusst, was etwas Besseres gewesen wäre.
    Draußen auf der Terrasse streckte ich es Jeremy mit einem gemurmelten »Kleinigkeit für dich« hin.
    Er öffnete die Tüte und lächelte; dann griff er hinein und zog einen Skizzenblock und Bleistifte heraus.
    »Okay«, sagte ich. »Wahrscheinlich das Letzte, was du auf diesem Ausflug brauchst. Aber ich habe gedacht, na ja, wenn wir ein bisschen freie Zeit haben so wie jetzt, dann ist dir die Ablenkung vielleicht willkommen.«
    »Ist sie. Danke. Es wird mir helfen, den Kopf frei zu kriegen, damit ich die Dinge wieder aus einem neuen Winkel sehen kann. Und perfektes Timing außerdem – ich weiß, du arbeitest lieber, ohne dass dir dabei Zuschauer über die Schulter sehen.«
    »Komisch bei einer Bühnenkünstlerin, oder?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Er faltete die Tüte zusammen und steckte sie ein. »Machen wir, dass wir hier wegkommen, bevor sie dich irgendwie anderweitig einspannen.«

[home]
25 Lieber spät als nie
    U nd so »arbeiteten« wir beide am hintersten Ende des Gartens – ich kniete auf meinem Ritualtuch, Jeremy saß in einiger Entfernung außerhalb meines Gesichtsfeldes. Tatsächlich war ich so entspannter, als ich es ohne ihn gewesen wäre, vielleicht weil ich wusste, er würde Störenfriede bemerken und mich vor ihnen warnen, bevor sie mich hier erwischten. Oder vielleicht war es auch einfach beruhigend, dass er in der Nähe war und ich das stetige Schabgeräusch seines Bleistifts als eine Art Hintergrundmusik zum Gewisper der Kinder hörte. Sogar die Kinder selbst schienen geduldiger zu sein als sonst; zumindest wurden ihre ermutigenden Berührungen nie zu Klapsen und Piksern. Allerdings – Fortschritte machte ich keine.
    Irgendwann gab ich es auf, streckte mich und ging zu Jeremy hinüber.
    »Was zeichnest du d…« Ich warf einen Blick auf das Blatt. »Hey, das bin ja ich!«
    Ich biss mich von innen in die Wange, um nicht zu grinsen. Ich hatte noch niemals mitbekommen, dass Jeremy jemanden außerhalb des Rudels gezeichnet hätte. Es mochte einfach daran liegen, dass er für Blumen nichts übrighatte und ich die einzige lebendige Alternative war, aber ich wusste, es hatte etwas zu bedeuten. Das war es, worum es Jeremy ging beim Zeichnen – es war sein Mittel, sich einer Idee zu nähern … oder einer Person.
    »Man erkennt es also? Immer ein gutes Zeichen.« Er klappte den Block zu. »Bist du fertig?«
    »Ich glaube, ja. Darf ich sehen?« Ich zögerte, die Finger nach dem Block ausgestreckt; dann zog ich sie zurück. »Vielleicht sollte ich das lieber nicht fragen. Deine Malerei – eine private Angelegenheit, nehme ich an.«
    »Nicht privater als deine Rituale, und die lässt du mich sehen.« Er streckte mir den Block hin. »Es ist bloß eine Reihe von Skizzen. Ich denke über ein Gemälde nach.«
    »Von
mir?
«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Wenn das in Ordnung ist. Im Moment arbeite ich an einem Bild von den Zwillingen. Es ist für sie, wenn sie älter sind. Es dauert seine Zeit. Ursprünglich wollte ich nur Kate

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