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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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lasse. Ich weiß nicht, welche Wirkung es auf mich haben wird, wenn ich jetzt von ihm trinke, aber in meiner glühenden Wut ist es mir egal. Ich beuge mich fauchend über ihn, und meine Zähne berühren schon die Haut an seinem Hals, als Frey mit einer Pranke zuschlägt. Der Hieb schleudert mich von Darryl herunter. Ich stürze mich sofort wieder auf ihn.
    Wie Tiere, die um einen saftigen Knochen kämpfen, stehen Frey und ich uns gegenüber. Ich will Darryl fertigmachen. Ihn leer trinken. Ihn kreischend sterben lassen. Das will ich so sehr, dass ich bereit bin, mit Frey darum zu kämpfen. Jeder Muskel in meinem Körper, jede Zelle bereitet sich auf den Kampf vor. Ich hocke auf allen vieren da, wie der Panther, und die Laute, die aus meiner Kehle kommen, klingen ebenso wild wie die, die er von sich gibt.
    Etwas Menschliches blitzt in Freys Augen auf. Er faucht, die Lefzen weit hochgezogen, lange, weiße Zähne wie blanke Dolche gebleckt, doch er greift nicht an. Er beobachtet mich, völlig reglos. Sein Atem wird zu einem leisen Säuseln, das einzige Geräusch im Raum. Darryl liegt starr vor Angst neben uns, und sein Herz pocht so hektisch, dass ich seinen Herzschlag ebenso laut wie meinen eigenen hören kann.
    Eine Stimme, die ich kaum erkenne, bricht aus meiner Kehle hervor. »Ich will es beenden.«
    Frey bewegt sich so plötzlich, dass ich keine Chance habe zu reagieren. Mit einem Schnappen seiner mächtigen Kiefer bricht er Darryl den Hals.
    Und damit ist es für Darryl vorbei.

Kapitel 44
    I ch bedaure nicht, dass er tot ist.
    Ich bedaure, dass ich ihn nicht selbst getötet habe.
    Und ich bin wütend auf Frey, weil er mich daran gehindert hat.
    Frey steht geduckt über dem Leichnam und beobachtet mich.
    Rasende Wut und Blutdurst singen immer noch in meinen Adern. Ich kann sie nicht loslassen. Und ich will es nicht. Ich brauche ein Ventil. Wenn nicht der Mensch, dann eben der Panther.
    Doch entweder weiß er, was in mir tobt, oder er spürt es. Er bleibt reglos hocken, die Augen aus flüssigem Gold auf mich gerichtet. Muskeln spannen sich und spielen unter dem schwarzen Fell. Er wartet auf meine Entscheidung.
    Irgendetwas in mir zerbricht. Der rote Nebel in meinem Geist lichtet sich.
    Das ist Frey. Mein Freund. Trishs Beschützer.
    Als ich zurückweiche, wendet er sich ab. Er trottet zum Fenster und springt hinaus, ohne sich noch einmal umzublicken. Als ich ihm nachschaue, sehe ich ihn im Schatten eines Baumes liegen, den Kopf auf den Vorderpfoten, wie ein Haustier nach einem anstrengenden Spiel.
    Ich lehne die Wange an das Glas. Die Kühle ist Balsam für meine fiebrige Haut. Ich warte darauf, dass der Vampir sich zurückzieht und die menschliche Anna wieder hervortritt. Das dauert länger, als es dauern sollte. Ist das ein Anzeichen dafür, dass ich immer mehr zum Tier werde – wenn es tatsächlich das ist, was Vampirsein bedeutet – und weniger menschlich? Kein angenehmer Gedanke.
    Endlich verlangsamt sich mein Puls, mein Blut kühlt sich ab. Ich kehre zu Darryls Leiche zurück und starre auf ihn hinab. Er hat einen Ausdruck der Überraschung auf dem Gesicht. Ich versuche, Mitgefühl oder Bedauern für ihn aufzubringen. Es geht nicht. Er war ein Kinderschänder und Pornohändler, er hat Trishs Mutter ermordet und gestanden, dass er auch an dem Mord an Barbara Franco beteiligt war. Er hat verdient, was er bekommen hat.
    Aber jetzt muss ich einen klaren Kopf bekommen und entscheiden, wie es weitergehen soll. Bradley ist noch da draußen, außerdem die beiden Männer, die Barbara getötet und Trish missbraucht haben. Mein ursprünglicher Plan, das Haus niederzubrennen, wäre die einfachste Möglichkeit, die Computer und die Filme zu zerstören und Darryls wahre Todesursache zu verschleiern. Aber möglicherweise gibt es auf diesen Computern Beweise, die Bradley mit Darryl in Verbindung bringen – Bankauszüge oder E-Mails vielleicht. Wie die Dinge jetzt stehen, gäbe es nur meine Aussage als Beweis für Bradleys Beteiligung.
    Ich muss die Computer mitnehmen. Also trotte ich zurück ins Schlafzimmer. Neben dem Laptop, den Darryl mir vorhin abgenommen hat, gibt es noch drei weitere Computer und eine digitale Videokamera. Außerdem finde ich im Schrank einen Karton mit CDs und ein paar Aktenmappen. Ich bringe alles ins Wohnzimmer und staple es auf dem Couchtisch. Jetzt muss ich erst das Auto holen, um die Sachen einzuladen.
    Als ich nach Frey schaue, um ihm zu sagen, was ich vorhabe, liegt er nicht mehr unter dem

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