Lockruf des Blutes
seiner Waffe.
»Sparen Sie sich die Mühe«, sagt Frey. »Die Waffe ist nicht mehr da.«
Ich werfe einen Blick zur Tür. »Hast du die beiden draußen gesehen?«
Frey nickt. »Sind gesichert. Ich habe zufällig erwähnt, dass Bradley behauptet hat, sie wären für sämtliche Morde verantwortlich. Außerdem habe ich sie darauf hingewiesen, dass es für sie von Vorteil wäre, als Erste mit Williams zu sprechen, sobald er hier auftaucht.«
Bradleys Augen werden schmal. »Williams ist auf dem Weg hierher?«
»Zusammen mit Ihrem Partner.« Frey wirft einen Blick auf die Uhr. »Sie haben etwa fünf Minuten, um sich eine bessere Geschichte auszudenken als die, die Sie gegen Anna konstruiert haben.«
»Na so was«, sagt Bradley. »Sie stecken voller Überraschungen, was?«
»Sagen wir einfach, ich bin hochmotiviert. Wegen Boston.«
Bradley ignoriert die Bemerkung. Seinem Gesichtsausdruck nach wägt er gerade seine Möglichkeiten ab, um zu entscheiden, welche Geschichte ihn im besten Licht erscheinen ließe.
Ich beobachte all das vom Sofa aus, während ich den beinahe zwingenden Drang bekämpfe, mich wieder auf Bradley zu stürzen. Nur das Wissen, dass meine Glieder mir nicht gehorchen, meine Beine mein Gewicht nicht tragen werden, hält mich davon ab, es zu versuchen. Ich keuche, zittere am ganzen Körper und kann das wilde Flattern in der Mitte meiner Brust nicht abstellen. Es hallt bis in meinen Kopf. Ich sehe Frey an und merke, dass sein Blick auf mir ruht. Was auch immer mit mir geschieht – er tut das.
»Verdammt noch mal, Frey.« Meine Stimme ist ein Krächzen. »Hör auf damit.«
Frey legt nur den Kopf ein wenig schief. »Sie sind da.«
Und sobald sich die Tür öffnet und Donovan eintritt, bin ich befreit. Das Zittern hört auf, mein Herz schlägt wieder normal. Ich kann mich aufrichten.
Donovan geht zuerst zu Darryl. Er beugt sich über die Leiche und tastet nach dem Puls. Sacht dreht er Darryls Kopf hin und her. »Blutergüsse von perforierten Blutgefäßen am Hals, weiche Gewebsstrukturen zerstört. Gebrochenes Genick.« Er steht auf und sieht seinen Partner an. »Sieht aus, als wäre er von einem großen Hund angegriffen worden.«
Bradley zeigt auf mich. »Frag sie, was passiert ist. Sie war hier. Herrgott, siehst du, was sie mit mir gemacht hat?« Er lässt die Hand von seinem Hals sinken und zeigt ihm die Wunde. »Die muss auf irgendeinem verrückten Stoff sein.«
»Willst du damit sagen, sie hat ihn umgebracht?«
»Wer denn sonst? Ich bin hier angekommen und habe ihn so vorgefunden. Außer ihr war niemand hier.«
»Warum?«, fragt Donovan leise.
»Warum was?«
»Warum bist du hierhergekommen?«
Bradley zieht scharf den Atem ein. »Ich bin ihr gefolgt.«
»Wie denn? Dein Auto steht vor dem Polizeihauptquartier.«
Donovan geht von Darryl weg und auf seinen Partner zu. »Die zwei Kerle da draußen. Wer ist das?«
»Ich weiß es nicht. Sie sind zur gleichen Zeit hier angekommen wie ich.«
»Da behaupten sie aber etwas anderes. Sie sagen, du hast sie hierher gebracht. Um Darryl zu besuchen.« Er wirft einen Blick auf die Leiche. »Ich erkenne ihn, Tom. Das ist der Sohn des Mannes, den wir in Boston haben hochgehen lassen. Der, von dem du behauptet hast, er hätte mit den schmutzigen Geschäften seines Vaters nichts zu tun. Der, den du vom Haken gelassen hast.«
Er blickt sich um, und Erkenntnis und Enttäuschung spiegeln sich auf seinem Gesicht. Er hätt eines der Videobänder vom Couchtisch hoch. »Du bist in sein Geschäft eingestiegen. Herrgott. Du bist bei ihm eingestiegen.«
Bradley breitet in einer hilflosen Geste die Arme aus. »Wie kannst du so etwas von mir denken? Ich bin aus demselben Grund hier wie du, um dem Dreckskerl das Handwerk zu legen. Ich weiß nicht, was die beiden Jungs da draußen dir erzählt haben, aber du glaubst ihnen doch hoffentlich nicht mehr als mir? Sie haben ein vierzehnjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet. Vermutlich haben sie auch Carolyn Delaney umgebracht. Es gibt nichts, was mich mit all dem in Verbindung …«
»Der Laptop.«
Ich bin nicht sicher, ob ich die Worte wirklich laut ausgesprochen habe.
Die beiden Männer drehen sich zu mir um.
»Wie bitte?«, fragt Donovan.
»Der Laptop. Er hat ihn mir heute Morgen im Café weggenommen. Seine Fingerabdrücke müssten darauf sein. Er hat mich hierhergebracht, während Sie mit Williams bei der Bürgermeisterin waren.«
Bradley wischt meine Worte mit einer abfälligen Handbewegung weg. »Das
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