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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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ehe Frey die Reißzähne in den Unterschenkel seines rechten Beins gräbt. Ich sehe zu, wie Frey kräftig zubeißt und den Kopf schüttelt, an dem Bein herumzerrt und es beutelt wie eine Katze einen Vogel. Ich lasse ihm eine volle Minute lang seinen Spaß, ehe ich ihn abrufe.
    Frey weicht nur ein kleines Stück zurück, schnuppert mit leuchtenden Augen und leckt das Blut auf, das von Darryls Bein tropft.
    Ich hocke mich neben Frey, lege ihm sacht eine Hand auf den Kopf und wende mich wieder Darryl zu. »Du weißt doch noch, wie das geht, nicht wahr, Darryl? Ich stelle dir eine Frage, und du gibst mir eine Antwort. Nur diesmal werde nicht ich es sein, die dich beißt, wenn mir nicht gefällt, was ich höre. Sondern mein neuer Freund hier.«
    Darryls Augen sind trübe vor Angst. Sein Blick ist auf die Raubkatze fixiert und weicht keine Sekunde von ihr ab, während er fragt: »Was willst du wissen?«
    »Gab es noch andere Mädchen außer Trish?«
    Er schüttelt den Kopf, und die Bewegung entlockt Frey ein unwillkürliches Grollen. Darryl erstarrt, und seine Stimme ist ein kaum hörbares Flüstern, als er antwortet: »Nein. Nur Trish.«
    »Wer sind die Männer, die auf den Videos mit Trish zu sehen sind?«
    Darryl schließt die Augen. Als er nichts sagt, gebe ich Frey einen Wink. »Das andere Bein.«
    Darryl reißt die Augen auf. »Nein. Bitte. Ich sag’s dir.«
    Mit einem Nicken halte ich Frey zurück.
    Darryl hebt vorsichtig den unverletzten Arm und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich habe sie in einer Bar kennengelernt. Sie studieren am College. Manchmal fahren sie mit mir nach Beso de la Muerte. Letztes Mal waren sie auch dabei. Du weißt schon, als wir zusammen waren.«
    Ich erinnere mich. Die beiden Typen an der Bar. »Namen.«
    Er spuckt sie aus, und ich speichere sie ab, zusammen mit den Gesichtern, die ich mir in Erinnerung gerufen habe. Jetzt weiß ich, dass ich sie erkennen werde, wenn ich sie wiedersehe.
    »Wo wohnen sie?«
    »In einem Apartment in der Nähe der San Diego State University. Montezuma Road sechs-drei-null-null.«
    »Schön.« Ich tätschele sein heiles Bein. »So weit, so gut. Also weiter, was ist mit Barbara Franco passiert? Wer hat sie getötet?«
    Darryls Stimme wird zu einem Wimmern. »Das war keine Absicht. Wir wollten ihr nur einen Schrecken einjagen, damit sie den Mund hält.«
    »Wir?«
    »Die Jungs von den Videos und ich. Wir haben sie auf dem Schulweg aufgesammelt und sind mit ihr raus in die Wüste gefahren. Aber sie wollte ja nicht hören. Sie hat sich gewehrt. Einer der Jungs hat seinen Gürtel ausgezogen und sie damit geschlagen. Dann hat er ihr das Ding um den Hals gelegt. Es ging so schnell. Sie ist einfach gestorben.«
    »Und dann haben die kranken Schweine sich noch ein bisschen mit ihr amüsiert, nicht wahr?« Das ist meine eigene Stimme, aber sie scheint von einer Stelle in mir zu kommen, die ich kaum kenne. Die rasende Wut ist wieder da.
    Frey hört es auch, die Muskeln spielen unter dem dunklen Fell, und ein tiefes Knurren dringt aus seiner Brust. Er bleckt die Zähne und gibt ein dumpfes Grollen von sich.
    Ich will auch, dass er es zu Ende bringt. Aber eines muss ich noch wissen.
    »Die Leute, die deine Filmchen kaufen. Ich will wissen, wer sie sind.«
    »Ist alles im Computer. Ich kann dir die Adressen geben.«
    Die Antwort kommt zu schnell.
    »Ich bin nicht dumm, Darryl. Was hast du gemacht, den Computer so präpariert, dass du alles mit einem Klick löschen kannst, wenn es sein muss?«
    Er schweigt.
    Ich denke an meine Unterhaltung mit Max zurück. »Ich glaube, ich habe die Lösung. Ich werde deine Computer mitnehmen und sie Chief Williams übergeben. Seine Experten werden uns schon beschaffen, was wir brauchen.«
    Darryls Augen werden schmal. »Aber wenn du das tust, kriegen sie auch die Videos. Da ist alles drauf. Alles, was wir mit Trish gemacht haben. Willst du wirklich riskieren, dass sich jemand noch eine Kopie davon macht?«
    Nein. Will ich nicht. Die Vorstellung, dass der Abschaum, der diese Filmchen gekauft hat, ungeschoren davonkommen und sich anderen Opfern zuwenden wird, lässt mein Blut zu Eis gefrieren. Aber ich fände es genauso schlimm, Trish weiterer Demütigung auszusetzen, wenn sie vor Gericht gegen diese Kerle aussagen müsste.
    Darryl grinst über die Zwickmühle, in der ich stecke. Der selbstzufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht ist zu viel. Er macht mich so wütend, dass ich die Knoblauchkonzentration in seinem Blut außer Acht

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