Lockruf des Blutes
wird aus Trish? Sie steht im Verdacht, ihre Mutter ermordet zu haben. Können Sie das auch in Ordnung bringen?«
Mit dem Daumen weist er auf die Haustür. »Die zwei da draußen. Die haben Barbara ermordet. Wir können dafür sorgen, dass sie auch im Fall Carolyn als Schuldige dastehen. Ich kann das einfädeln. Bringen Sie sie dazu, ein Geständnis abzulegen, und dann arrangieren wir einen Unfall.«
»Wem sollen sie denn gestehen?«
»Ihnen natürlich. Mit mir als Zeugen. Perfekt.«
Das ist es. Beinahe. Das Einzige, was ich dabei vermisse, ist Bradley, der mit herausgerissener Kehle zu meinen Füßen liegt. »Warum soll ich Ihnen glauben, dass Sie das alles tatsächlich tun werden?«
»Darryl hat die Sache aus dem Ruder laufen lassen«, entgegnet er. »Mit Mord will ich nichts zu tun haben.«
»Nein, Sie wollen nur mit der sexuellen Ausbeutung eines jungen Mädchens zu tun haben. Eines minderjährigen Mädchens, falls ich noch deutlicher werden muss.«
Die Schärfe in meiner Stimme lässt Bradleys begierige Miene ein wenig zusammenfallen. »Niemand ist verletzt worden. Im Grunde ist ihr nichts passiert. Wenn Sie sich die Videos angeschaut haben, wissen Sie das. Es hat ihr gefallen, und …«
Weiter kommt er nicht. Ich packe ihn im Nacken und schleudere ihn vom Sofa auf den Boden.
»Hm«, murmele ich, die Zähne an seiner Halsschlagader. »Zumindest werden Sie in dem Wissen sterben, dass Darryl nicht gelogen hat, als er Ihnen gesagt hat, was ich bin.«
Bradley versucht sich mir zu entwinden. Ich nagle ihn mit einem Arm am Boden fest und packe mit der anderen sein Gesicht. Ich höre ihn kreischen, aber es klingt wie aus weiter Ferne. Ich reiße seinen Kopf zur Seite und küsse sacht seinen Hals. Dann beiße ich zu. Aber richtig.
Der erste köstliche, warme Mundvoll Blut bringt mein eigenes Blut fast zum Kochen. Ich presse mich an ihn, und mein Körper bewegt sich unwillkürlich im Rhythmus seines Herzschlags. Der Lockruf des Blutes. Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt. Ein Arm schlingt sich um meine Taille.
Ich zerre ihn weg.
Er kommt zurück, stark, unnachgiebig. Stärker als ich. Ich werde von Bradley weggerissen und aufs Sofa geschleudert.
Wie eine Katze lande ich auf allen vieren und springe sofort auf. Der Blutrausch, erbarmungslos in seiner Heftigkeit, zieht mich zurück zu meiner Beute. Bradley versucht aufzustehen. Er drückt eine Hand an den Hals, Blut sickert zwischen seinen Fingern hervor.
Ich rieche es. Ich spüre es.
Es gehört mir.
Nur eines steht zwischen uns.
Wieder einmal.
Frey.
Kapitel 45
W eg da. Du hast mich schon einmal daran gehindert. Ich will es.«
»Anna.« Er flüstert meinen Namen, immer wieder. Und weitere Worte, die ich nicht erkenne oder verstehe.
Worte, die mich an diesem Fleck festhalten. Die es mir unmöglich machen, mich zu rühren.
Er hat wieder seine menschliche Gestalt angenommen. Seine Stimme hebt und senkt sich, er rezitiert einen Zauberspruch wie eine Litanei.
Ich kämpfe dagegen an, doch seine Stimme hält mich gefesselt, der Zauber bindet mich so wirkungsvoll wie eiserne Ketten.
Er wiederholt die Worte wie ein Mantra. Immer weiter, bis er – etwas bemerkt. Er hört auf.
Ich bin befreit, und die Raserei fällt so plötzlich in sich zusammen, dass ich mich schwach und desorientiert fühle. Er tritt zu mir und fängt mich auf, bevor ich falle, um mich sacht auf die Couch zu legen.
»Was zum Teufel war das?« Bradleys Stimme klingt zittrig, zögerlich.
Blinzelnd blicke ich zu Frey auf. Er ist vollständig angezogen. Er muss sich im Auto verwandelt haben und dann zurückgekommen sein. Ich weiß noch nicht, ob ich darüber froh bin oder nicht. Der Hunger hallt in meinem Körper nach, und meine Stimme dringt krächzend aus meiner Kehle. »Das ist eine gute Frage. Was zum Teufel war das?«
Bradley stößt Frey beiseite. »Sie durchgeknalltes Miststück. Sie haben mich gebissen.«
Er wendet sich Frey zu. »Sie haben gesehen, wie sie mich angegriffen hat. Ich werde sie anzeigen. Sie muss auch Darryl getötet haben. Ein Glück, dass Sie noch rechtzeitig gekommen sind. Sie sind mein Zeuge.«
Er verstummt, runzelt die Stirn und fragt sich vermutlich erst jetzt, wie Frey überhaupt hierherkommt. Und wie viel er gehört haben mag, bevor er eingegriffen hat.
Frey lächelt. »Ihre Sorgen sind absolut berechtigt. Ich bin ein Zeuge. Allerdings werde ich nicht für Sie aussagen.«
Bradley tritt zurück und blickt sich um, zweifellos auf der Suche nach
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