Lockruf des Blutes
haben. Ich hätte es vielleicht wirklich getan, wenn die Polizei nicht im richtigen Moment gekommen wäre. Wir werden wohl beide Zeit brauchen, und ein bisschen Unterstützung, um diese Sache verarbeiten zu können.«
Sie schweigt kurz. Dann fragt sie: »Unterstützung? Sie meinen einen Seelenklempner?«
Für sie, ja. Für mich wäre wohl eine andere Art Therapie besser. Aber ich lächle nur und nicke. »Meine Mom weiß sicher Rat. Sie ist eine sehr kluge Frau. Du kannst ihr vertrauen.«
Trish verfällt in Schweigen. Als wir auf die Einfahrt vor dem Haus meiner Eltern einbiegen, steht meine Mutter schon unter dem Vordach, hält Ausschau nach uns, wartet. Irgendein Instinkt muss mit im Spiel sein, denn Trish geht ganz ohne Vorbehalte auf sie zu. Mom lächelt mich an, bittet mich aber nicht, zu bleiben. Ich verabschiede mich, sobald ich mich vergewissert habe, dass die beiden zurechtkommen werden.
Dann fahre ich allein nach Hause, um Williams anzurufen.
Kapitel 47
I ch spüre seine Nähe, bevor ich ihn sehe. Noch bevor sich die Fahrstuhltür öffnet. Frey. Er lehnt am Türrahmen, die Füße an den Knöcheln überkreuzt, die Augen geschlossen.
»Sag nichts«, grüße ich ihn und schiebe mich an ihm vorbei, um die Tür aufzuschließen. »Schon wieder Vollmond.«
Er lacht, öffnet die Augen und richtet sich auf. »Nein. Den gibt es normalerweise nur einmal im Monat.«
Er folgt mir in die Wohnung.
Ich werfe Handtasche und Schlüssel auf den Couchtisch. »Möchtest du ein Bier?«
»Wein wäre mir lieber, wenn du welchen hast.«
Ich schüttele den Kopf. »Tut mir leid. Ich bin keine Weintrinkerin.« Den Wein habe ich nach Avery völlig aufgegeben. Er hatte sogar eigene Weinberge in Frankreich. Die jetzt wohl mir gehören.
Frey beobachtet mich. »Wo warst du gerade?«
»Nicht so wichtig. Was tust du hier?«
In einer betont beiläufigen Geste hebt er die Hände. »Ich dachte, du hättest vielleicht gern Gesellschaft.«
»Gesellschaft?«
»Du kamst mir ein bisschen verloren vor, als wir uns heute Nachmittag verabschiedet haben. Jetzt scheint es dir nicht viel besser zu gehen. Ist mit Trish und deiner Mutter alles gut gelaufen?«
»Bestens.« Ich höre selbst den Sarkasmus in meiner Stimme.
Frey entgeht er auch nicht. Er zieht eine Augenbraue hoch.
»Mom wird Trish alles geben, was sie von ihrer eigenen Mutter nie bekommen hat. Sie wird endlich die Chance haben, einfach nur ein Kind zu sein.«
Er schüttelt den Kopf. »Trish wird nie einfach nur ein Kind sein. Nicht nach allem, was sie durchgemacht hat. Kann deine Mutter das akzeptieren?«
Nun ist es an mir, eine Augenbraue hochzuziehen. »Bist du jetzt auch Psychologe? Ich kann mich nicht erinnern, diese Qualifikation in deinem Lebenslauf entdeckt zu haben.«
Eine Spannung baut sich in diesem Raum auf, die mich ganz nervös macht. »Hör mal, Frey, danke, dass du vorbeigeschaut hast, aber ich glaube, du solltest jetzt gehen. Ich bin müde. Ich brauche Schlaf.«
Er macht keinen Schritt in Richtung Tür, sondern einen auf mich zu. Diesmal ist die Spannung unverkennbar. Sie knistert zwischen uns und erhitzt meine Haut.
»Was tust du da?«
Seine Hände liegen auf meinen Schultern, und wo seine Finger meine Haut berühren, fängt sie an zu kribbeln. Hitze schießt durch meinen Körper. Ich erinnere mich daran, wie ich ihn im Auto betrachtet habe, an das intensive Bewusstsein körperlicher Nähe, das zwischen uns entstand.
»Frey?«
Ein glühendes Begehren, das sich den ganzen Tag über aufgebaut hat, lässt mich erschauern.
Er reagiert darauf. Seine Hände ziehen mich noch dichter an sich heran.
»Was tust du da?«
Seine Lippen flüstern an meinem Ohr: »Du musst trinken. Das ist das Einzige, was diese Raserei in dir stillen wird. Ich bin da. Für dich.«
Sein harter Oberschenkel, der meinen streift, macht mich ganz schwach vor Begehren.
Und dann liegen wir auf dem Boden und befreien uns von unseren Kleidern. Ich setze mich auf ihn und halte ihn zwischen meinen Schenkeln gefangen. Er stöhnt, seine Hände packen meine Taille, und er bewegt sich, drängt sich tiefer in mich hinein.
Ich beiße vorsichtig die Haut an seinem Hals durch, um zu trinken. Das Tempo steigert sich, bis beide Arten von Hunger gestillt sind, und erst dann senkt sich tiefer Frieden über mich.
Kapitel 48
FREITAG
E s ist schon lange nach Mitternacht, als Frey mich verlässt. Ich fühle mich ein bisschen mies, weil ich ihn gebeten habe zu gehen, nachdem wir uns stundenlang
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