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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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an einer Schule in der Innenstadt von Boston. Makellose Personalakte. Der Entschluss, nach San Francisco zu ziehen, hing anscheinend mit dem Tod eines Onkels bei einem Autounfall zusammen. Frey hat ein bisschen Geld geerbt, sich eine Wohnung in Mission Valley gekauft, und da wohnt er seitdem.«
    Ich schnaube ungeduldig. »Was ist daran so interessant?«
    »Ich habe mich mit dem Archiv in Harvard in Verbindung gesetzt. Sie haben einen Daniel Augustus Frey als Studenten in ihren Akten, ja. Aber da drin steht, dass er zu den ersten Studenten gehörte, die dort ihren Abschluss gemacht haben. Das wäre dann gegen Ende, äh, wann? Ende des neunzehnten Jahrhunderts gewesen? Er müsste also eher zweihundert Jahre alt sein, nicht zweiundvierzig. Wie ist der alte Knabe denn so in Schuss?«
    Ich höre den Humor in Davids Stimme, aber ich kann darüber nicht lachen. Auch kann ich David nicht erklären, dass Frey sehr wohl zweihundert Jahre alt sein könnte. Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Lebenserwartung bei Gestaltwandlern so ist. »Also«, sage ich stattdessen, »muss da irgendein Irrtum vorliegen.«
    »Überprüfen Schuldistrikte nicht die Qualifikation ihrer Lehrer?«
    »Das sollten sie. Aber ich vermute eher, dass er die Stelle hier aufgrund seiner hervorragenden Arbeit in Boston bekommen hat. Wer weiß, wie sorgfältig der Schuldistrikt in Boston seine Zeugnisse überprüft hat, als er sich bei denen beworben hat? Sonst noch etwas? Irgendwelche rätselhaften Fälle von verschwundenen Teenagern um die Zeit herum, als er weggezogen ist?«
    Davids Stimme klingt enttäuscht. »Nichts. Und Frey hat eine absolut weiße Weste, nicht mal einen Strafzettel hab ich gefunden. Erstaunlich ist, dass er nie einen Führerschein beantragt hat. Wie zum Teufel kommt der Kerl in Südkalifornien ohne Führerschein herum?«
    Gute Frage. Auf allen vieren vielleicht? »Das kann ich dir möglicherweise sagen, wenn wir uns heute Abend sehen«, antworte ich. »Ich werde ihm folgen, wenn er die Schule verlässt. Was ist mit Barbara Franco?«
    Was er mir dann erzählt, ist im Grunde eine Wiederholung dessen, was ich heute Morgen von Polizeichef Williams erfahren habe. »Aber es gibt da einen interessanten Zusammenhang«, fügt er hinzu. »Die Francos sind etwa um dieselbe Zeit von Boston hierher gezogen wie Daniel Frey. Sie haben aber in verschiedenen Stadtteilen gewohnt, und Barbara war damals zu jung für die Highschool, kann also keine seiner Schülerinnen gewesen sein.«
    »Aber vielleicht ihre Geschwister? Hat sie denn welche?«
    »Nein. Barbara war ein Einzelkind.«
    Ich will mich schon bei David bedanken und auflegen, als er mich unterbricht, indem er leise fragt: »Willst du denn nicht wissen, was ich über Carolyn Delaney herausgefunden habe?«
    Ein Muskel an meinem Kiefer zuckt. Ich kann mich nicht erinnern, David darum gebeten zu haben, dass er Carolyn überprüfen solle, und sein Tonfall klingt alles andere als positiv. »Sicher. Was hast du?«
    »Sie dürfte wohl kaum zur Mutter des Jahres gekürt werden.« Seine Stimme wirkt etwas reserviert. »Genau genommen ist sie schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Vor fünf Jahren wurde sie bei einem Ladendiebstahl erwischt, und das Jugendamt wurde eingeschaltet, weil sie Trish bei sich hatte, als sie ertappt wurde. Sie wurde ein paar Mal wegen kleinerer Vergehen angezeigt, Drogenbesitz, Fahren unter Alkoholeinfluss. Aber bisher sind alle Anklagen fallen gelassen worden.«
    Er macht eine Pause, als erwarte er eine Reaktion von mir. Ich habe keine, noch nicht, also sage ich: »Nur weiter.«
    »Trish wurde schon mehrmals als vermisst gemeldet. Sie ist schon mal weggelaufen. Zwei Mal im vergangenen Jahr, um genau zu sein. Beide Male haben die Behörden sie aufgegriffen, und da sie sich weigerte, jemandem zu erzählen, warum sie weggelaufen ist, und ihre Mutter sie wieder bei sich aufgenommen hat, wurde der Sache nicht weiter nachgegangen.«
    Ich verdaue diese neue Information. In mir regt sich dasselbe ungute Gefühl wie gestern, als Mom mir gesagt hat, dass Carolyn Delaney mich sprechen wolle. »Kannst du da irgendwie beim Jugendamt nachhaken?«, frage ich nach kurzem Nachdenken. »Und bei der Polizei, was Carolyn angeht?«
    »Mach ich.«
    »Ach, David, als Max und ich heute Morgen reinkamen, hast du gesagt, es hätte gerade jemand angerufen. Haben wir einen Auftrag?«
    »Keine Sorge.« Sein unbekümmerter Tonfall lässt ein Bild vor meinem inneren Auge entstehen, wie er sich in

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