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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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seinem Riesensessel zurücklehnt und meine Bedenken mit einer Handbewegung wegwischt. »Nichts, womit ich nicht allein fertig werde.«
    »Was soll das heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Damit werde ich allein fertig.«
    Das gefällt mir nicht. »Wer ist der Flüchtige?«
    »Niemand, der mir Probleme machen könnte.«
    »David, wer ist es?«
    Ein übertriebenes Seufzen vom anderen Ende der Leitung. »Jake Verdugo.«
    »Jake the Snake?« Als ich das sage, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Vielleicht ist der Name wörtlich gemeint.
    »Nur ein Kleinkrimineller. Wurde in Lakeside gesehen. Ich dachte, ich fahre heute Nachmittag schnell da runter und hole ihn mir.«
    »Allein.«
    »Warum nicht? Glaubst du etwa, ich werde mit dem kleinen Scheißer nicht fertig? Der ist kaum eins achtzig groß.«
    »Nimm Max mit.«
    Nicht zu fassen, dass ich das gesagt habe, aber da es nun schon raus ist, erscheint es mir vernünftig.
    David ist offensichtlich nicht meiner Meinung. Am anderen Ende der Leitung herrscht ein so tiefes Schweigen, dass es beinahe greifbar ist. »David? Bist du noch da?«
    Keine Antwort. Er muss wirklich stinksauer sein. Ich muss mich beeilen, ihn umzustimmen.
    »Hör mal. Du kennst doch Jakes Ruf. Er ist vielleicht ziemlich klein, aber das gilt nicht für den Fünfundvierziger, den er immer bei sich hat. Natürlich kriegst du ihn. Nimm Max nur als Unterstützung für den Notfall mit. Bitte. Sonst komme ich jetzt sofort in die Stadt, und wir fahren zusammen. Frey kann ich morgen auch noch verfolgen. Der geht nirgendwo hin.«
    »Und was ist mit deiner Nichte?«, fährt er mich an. »Willst du eine Chance, sie zu finden, aufs Spiel setzen, damit du für mich den Babysitter spielen kannst, während ich meinen Job mache?«
    Er ist sauer. Ich muss schweres Geschütz auffahren. »Den Babysitter? Nach dem, was vor ein paar Monaten passiert ist, waren wir uns doch einig, keine unnötigen Risiken mehr einzugehen. Vielleicht bin ich ja verrückt, aber allein einem Kerl nachzustellen, der weiß, dass er diesmal lange sitzen wird, und geschworen hat, eher zu sterben, als sich festnehmen zu lassen – das klingt für mich schon nach einem unnötigen Risiko. Wenn du mir nicht versprichst, Max mitzunehmen, mache ich mich jetzt auf den Weg.«
    Das ist ziemlich unfair von mir. David fühlt sich entsetzlich schuldig seit jenem nächtlichen Einsatz, bei dem uns der Mann angegriffen hat, der mich dann in einen Vampir verwandelte. Natürlich weiß er nicht, dass ich verwandelt wurde. Er weiß nur, dass ein kleiner Betrüger, ein Buchhalter, der uns keinerlei Ärger hätte machen sollen, ihn k.o. geschlagen und mich attackiert hat.
    Ein langgezogenes Seufzen. »Woher willst du wissen, dass Max überhaupt einverstanden wäre?«
    »Er wird einverstanden sein. Gib mir fünf Minuten, ich rufe ihn an.«
    »Aber mach ihm klar, dass ich das nur dir zuliebe tue, und dass er wirklich nur als Unterstützung für den Notfall dabei ist. Mehr nicht. Den Rest schaffe ich allein.«
    Ich versichere David, dass ich Max seine Rolle bei dieser Operation genau erklären werde, und lege auf. Als ich danach mit Max spreche, ist er sofort bereit, uns zu helfen. Er fragt gar nicht erst, warum er das tun sollte, oder jammert herum, weil David nicht nett zu ihm ist. Er sagt nur, dass er David sofort anrufen wird und sich darauf freut, mich heute Abend zu sehen.
    Das ist einer der Gründe, warum ich ihn so sehr mag.
    Sobald das erledigt ist, lehne ich mich in Moms Bürosessel zurück und verdaue die Informationen über Frey, die Francos, und vor allem über Trish und Carolyn. Carolyn hat ein paar wichtige Punkte ausgelassen, als sie uns gestern Abend ihre Geschichte erzählt hat, wie etwa die Festnahmen wegen Drogenbesitzes oder Fahren unter Alkoholeinfluss. Außerdem hat sie wohl vergessen, uns zu erzählen, dass Trish bereits zwei Mal weggelaufen ist. Sie hat uns eingeredet, Trishs Drogenprobleme wären erst durch den schlechten Einfluss irgendwelcher neuen Freunde entstanden. Aber vielleicht waren diese neuen Freunde gar nicht daran schuld.
    Ich schnappe mir ein Blatt Papier von einem Block auf Moms Schreibtisch und kritzele eine hastige Nachricht darauf. Ich schreibe Mom nicht, wohin ich gehe, nur, dass ich gegen Mittag zurück sein werde.
    Höchste Zeit, dass Carolyn und ich uns mal unter vier Augen unterhalten.

Kapitel 10
    C arolyn und Trish wohnen in einer der wenigen schäbigen Ecken des wohlhabenden La Mesa, etwa viereinhalb

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