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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Inseln.
    Ich lasse mich auf dem Stuhl zurücksinken. Warum habe ich das Gefühl, als sollten wir diese Unterhaltung auf einer beweglichen Treppe in Hogwarts führen und nicht in einem stinknormalen Schulzimmer in Kalifornien?
    Frey lächelt mich an. Also, das ist Fiktion. Die Schule, meine ich, nicht die Existenz von Hexen und Zauberern. Die gibt es wirklich …
    Ich hebe die Hand, um die Flut einzudämmen. Das ist mir schon fast zu viel Information. Trotzdem, er erzählt mir Dinge, von denen Culebra mir nichts gesagt hat. Ich will ihn am Reden halten. Wie viele Gestaltwandler kennst du denn? Hier in der Gegend, meine ich. Lebt ihr in Rudeln?
    Er hockt sich wieder auf die Schreibtischkante. Nein. Wir sind eher Einzelgänger. Es ist schon schwer genug für eine einzelne Großkatze, unbemerkt in einer Großstadt herumzustreifen. Für ein ganzes Rudel wäre es unmöglich. Außerdem sind wir nicht alle Katzen.
    Ach?
    Es gibt alle möglichen Gestaltwandler. Manche verwandeln sich in Hunde. Vögel. Schlangen.
    Da macht es auf einmal »klick«, wie in einem verrosteten alten Zahlenschloss, wenn man endlich die richtige Kombination eingestellt hat.
    Culebra. Klapperschlange.
    Es ist so einleuchtend.
    Culebra? Frey hat den Namen aufgefangen. Wer ist das?
    Ich schüttele den Kopf. Über Culebra will ich später nachdenken. Ich muss auf den eigentlichen Grund meines Besuchs zu sprechen kommen. Ich verschwende keine Zeit darauf, die Geschichte in Worte zu fassen, sondern lasse Frey sie aus meinem Geist lesen. Alles – Trishs Verschwinden eingeschlossen. Ich will seine Reaktion sehen und »fühlen«.
    Seine Miene verrät nichts, als er von Barbara und Trish erfährt, und warum Carolyn vermutet, er könnte etwas mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun haben. Ich gehe nicht näher auf Carolyns Anschuldigungen ein. Ich zeige ihm eher Gerüchte, Andeutungen. Sein Geist ist mir nicht verschlossen, und was er ausstrahlt, sind Schmerz und Verwunderung und wachsender Zorn.
    Drogen im Austausch gegen Sex? Wie kommt sie denn auf so etwas?
    Meine Mutter sagt, diese Gerüchte gäbe es schon seit einiger Zeit, es hätte nur nie Beweise dafür gegeben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine solche Geschichte im Normalfall zumindest teilweise begründet ist.
    Frey richtet sich auf, sein Gesicht verzieht sich vor Zorn. Ich helfe meinen Schülern. Ich gebe ihnen keine Drogen, und ganz gewiss schlafe ich nicht mit Schülerinnen. Ich kann gar nicht glauben, dass deine Mutter das auch nur für möglich hält. Frauen zu finden, die mit mir Sex haben wollen, war für mich nie ein Problem. Und ich ziehe Frauen jungen Mädchen eindeutig vor.
    Ich habe nicht gesagt, dass meine Mutter das glaubt. Ich sage nur, dass ihr dieses Gerücht schon zu Ohren gekommen ist. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Und ich weiß, wie diese Schulmädchen von heute zum Teil aussehen. Sie sind ziemlich reif für ihr Alter.
    Trotzdem würde ich so etwas nicht tun. Es gab nie irgendwelche Übernachtungen bei mir zu Hause oder »Wochenendseminare«. Ich habe ein paar Mal mit Trish gesprochen. Sie hatte großen Kummer. Das konnte ich sehen. Aber sie war noch nicht bereit, offen darüber zu reden. Und mit ihrer Mutter habe ich überhaupt nie gesprochen. Nicht ein Wort. Herrgott. Warum denkt sie sich solche Sachen aus?
    Ich zucke mit den Schultern. Wer weiß? Ich zögere kurz und frage dann: Und was ist mit Barbara Franco? Hat sie dich je aufgesucht?
    Nein. Und wenn sie damit zu mir gekommen wäre, hätte ich ihr das Gleiche gesagt wie dir gerade eben.
    Er antwortet direkt und aufrichtig, soweit ich das erspüren kann. Doch meine Erfahrung mit Gestaltwandlern ist sehr begrenzt. Sogar Culebra hat mir seine wahre Natur bisher vorenthalten. Ich weiß eigentlich gar nichts über ihre Fähigkeiten.
    Schon wieder Culebra? Frey zuckt mit den Schultern. Gestaltwandler können ebenso arglistig und trügerisch sein wie jedes andere Wesen – ob menschlich oder nicht. Natürlich können wir lügen. Vampire können das auch. Aber ich glaube, das weißt du schon.
    Verärgert beiße ich die Zähne zusammen. Ich hasse das. Hör endlich auf, ungebeten in meinen Kopf einzudringen. Bei Vampiren kann ich das verhindern. Gibt es denn keine Möglichkeit, dich daran zu hindern?
    Warum sollte ich diese Frage beantworten?
    Als Zeichen guten Willens. Du erwartest, dass ich dir glaube, und dieser kleine Gefallen würde deine Glaubwürdigkeit enorm steigern.
    Er beugt sich vor, und der Ärger ist ihm

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