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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Aus.«
    Cujo?
    Ich spüre, wie der Hund sich entspannt, und ziehe langsam die Hände zurück. Gleich darauf ist derselbe Hund, der mir eben noch die Kehle herausreißen wollte, damit beschäftigt, mir das Gesicht abzuschlecken, als wäre es ein Eis mit Hamburgergeschmack.
    Schaudernd springe ich auf und wische mir mit dem Handrücken das Gesicht ab. Nichts hasse ich so sehr wie Hundesabber.
    Auch Cujo steht auf und wackelt an Ryans Seite, der ganze Körper verbiegt sich im Rhythmus seines wild wedelnden Schwanzes.
    Ryan beugt sich hinab und schlingt die Arme um seinen Hals. »Guter Junge.«
    Inzwischen habe ich mich so weit erholt, dass ich wieder wütend sein kann. Trish ist zu Ryan getreten, und die beiden tätscheln Cujo und erzählen ihm abwechselnd, was für ein feiner Hund er ist. Ryan ist genauso groß wie Trish und hat auch so helles Haar. Doch seine Kleider sind sauber und gebügelt, und er hat offensichtlich in den letzten paar Tagen gebadet. Wie auch immer ihre Beziehung aussehen mag, er hat jedenfalls nicht hier mit ihr kampiert.
    Ich hole zischend Luft. »Also schön, ihr beiden. Das reicht jetzt. Was ist hier los? Trish, was machst du hier? Woher weißt du, wer ich bin?«
    Trish wirft mir einen Blick zu, der mir sofort lebhaft in Erinnerung ruft, warum ich den Lehrerberuf aufgegeben habe. Diese Sorte Verachtung kann nur ein Teenager ausstrahlen. »Meine Mutter«, sagt sie.
    »Ich habe deine Mutter gerade erst kennengelernt. Gestern Abend. Wie hätte sie dir also von mir erzählen können?«
    Die Worte sind raus, bevor mir ein schlimmer Verdacht die Eingeweide zusammenzieht. Hat Carolyn Trish womöglich erzählt, dass wir verwandt sind?
    Doch Trishs Gesichtsausdruck ist nicht der eines Menschen, der endlich einem lange verlorenen Blutsverwandten gegenübersteht. Ihre Miene spiegelt keine freundliche Neugier, nur Trotz.
    »Sie hat mir gesagt, was Sie sind. Eine Kopfgeldjägerin, richtig?«
    Ich nicke.
    »Sie verfolgen Leute. Bringen sie ins Gefängnis.«
    »Die meisten, ja.«
    »Und sie hat Sie auf mich angesetzt. Sie hat Ihnen erzählt, dass ich weggelaufen bin. Und dass ich Drogen nehme und trinke, und alle möglichen anderen schrecklichen Sachen.«
    Als ich darauf nichts erwidere, seufzt sie. »Das erzählt sie den Leuten immer. Deswegen bringen sie mich zu ihr zurück. Aber letztes Mal hat sie gesagt, wenn ich wieder weglaufe, lässt sie mich von Anna Strong jagen. Der großen, bösen Kopfgeldjägerin. Sie hat gesagt, dass sie etwas über Sie weiß, und dass Sie deswegen nie aufgeben würden, bis Sie mich gefunden haben. Und dass Sie mich dann ins Gefängnis bringen.«
    Carolyn hat ihr das erzählt? Ich würde sie gern fragen, wie lange das her ist, doch ihr Tonfall klingt jetzt nicht mehr trotzig, sondern eher verzweifelt.
    »Ich bin hierhergekommen, um Ihnen meine Version der Geschichte zu erzählen. Ich habe gesehen, dass Sie hier umbauen und das Haus leer steht. Da dachte ich, ich bleibe hier, bis Sie zurückkommen. Ich habe nichts kaputtgemacht. Sehen Sie ruhig nach. Es tut mir leid, dass ich weglaufen wollte. Ich hatte nur Angst, dass Sie sauer sein würden, weil ich mich hier versteckt habe, und dass Sie mir gar keine Chance geben würden, es Ihnen zu erklären.«
    Auf einmal bleiben Trish die Worte im Hals stecken, und sie verstummt.
    Ryan hält die Tüte hoch, die er immer noch in der Hand hat. »Können wir weiterreden, während Trish etwas isst?«, bittet er. »Ich kann ihr nur einmal am Tag etwas bringen, sie hat seit gestern nichts gegessen.«
    Trishs vergrämtes Gesicht hellt sich auf, als sie Ryan ansieht. Ich kann ihren Magen knurren hören, also nicke ich. »Natürlich. Esst nur.«
    Die beiden Jugendlichen setzen sich im Schneidersitz auf den Boden meiner Garage und stürzen sich auf die Tüte. Er hat Hackbraten-Sandwiches und Pommes mitgebracht und die größte Flasche von irgendeinem dunklen Zuckergesöff, die ich je gesehen habe. Typisches Teenager-Essen. Kein Stückchen Obst, kein Schluck Milch weit und breit.
    Ich setze mich neben sie und schaue ihnen beim Essen zu. Cujo schleicht sich zu mir herüber und legt sich hin, den Kopf in meinem Schoß.
    Dabei hasse ich Hunde. Nicht zu fassen.
    Ein paar Minuten lang sind Ryan und Trish nur zwei Kinder, die mit dem gierigen Hunger der Jugend ihr Junkfood verschlingen. Ich lasse Trish ein Sandwich aufessen und mit dem zweiten beginnen, ehe ich sie unterbreche.
    »Trish?«
    Sie blickt zu mir auf, und ich sehe den Schatten in ihren

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