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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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mal ausführlich unterhalten müssen, David und ich, aber erst einmal bin ich frei und kann mich reinen Gewissens um Carolyn kümmern.
    Aber dieser Frey – verflucht soll er sein. Zuerst muss ich nach Trish sehen. Mich vergewissern, dass es ihr gutgeht und ich sie nicht zu Tode erschreckt habe mit meiner Sturmläuterei.
    Ich sehe mich um. Ich bin direkt nach der Einfahrt zur Wohnanlage rechts rangefahren. Eine hohe Ziegelmauer umgibt die Anlage samt Parkplatz. Über diese Mauer zu kommen, dürfte kein Problem sein. Vermutlich könnte ich locker darüberspringen. Aber es ist helllichter Tag, die Straße recht belebt. Das einzige Grünzeug an der Mauer sind ein paar niedrige Büsche und irgendeine Kletterpflanze, die an den Ziegeln hochkriecht. Nichts, was ich als Deckung benutzen könnte.
    Jedenfalls nichts, was ich von hier aus sehen kann.
    Ich starte den Motor, reihe mich in den Verkehr ein und folge der Ziegelmauer eine ganze Weile, bis sie nach rechts abknickt, weg von der Hauptstraße. Ich biege rechts ab und finde beinahe auf der Stelle, wonach ich gesucht habe.
    Auf dieser Seite ziehen sich Bäume an der Mauer entlang, hohe Bäume mit dichtem Blattwerk und vielen tiefhängenden Zweigen. Ich werde nicht daran hochklettern müssen.
    Ich brauche nur zu springen.
    Ich muss zugeben, dass mir einige meiner neu erworbenen vampirischen Fähigkeiten wirklich Spaß machen. Die übermenschliche Kraft. Die geschärfte visuelle und sensorische Wahrnehmung. Die Fähigkeit, mit einem einzigen Satz auf hohe Äste hinaufzuspringen. Ich brauche keine Minute, um über die Mauer zu gelangen und auf der anderen Seite im Gras zu landen.
    Und ich habe Glück. Niemand schaut gerade aus dem Fenster und sieht, wie ich von der Mauer springe oder über die Wiese zum Fußweg sprinte. Auf diesem Weg gehe ich locker, aber zielstrebig auf Freys Haus zu. Ich habe das Gebäude fast erreicht, als ich sie entdecke.
    Zwei Männer. Groß. Kräftig. Sie tragen dunkle Anzüge und marschieren genauso zielstrebig wie ich auf Freys Apartmenthaus zu. Und sie kommen aus der Richtung des Parkplatzes. Wie sind sie an dem Wachmann vorbeigekommen? Sie sind näher an Freys Gebäude als ich und haben mich offenbar noch nicht gesehen, also trete ich hinter einen großen, duftenden Strauch Bougainvilleen und beobachte sie.
    Anzug Nummer eins drückt auf Freys Klingel und tritt zurück. Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken und wiegt sich auf den Fersen vor und zurück, wobei er lächelnd auf den Türspion schaut. Sein Gesichtsausdruck ist freundlich, erwartungsvoll. Er wartet einen Moment lang. Dann klingelt er erneut.
    Anzug Nummer zwei steht einen Schritt hinter ihm. Er sieht sich um. Ich sorge dafür, dass ich im Schatten des Busches verschwinde, als sein Blick in meine Richtung schweift. Er gleitet über mich hinweg, huscht weiter. Ich spüre keine ungewöhnlichen oder übernatürlichen Schwingungen von den beiden, und als ich unauffällig versuche, in seinen Geist einzudringen, erreiche ich nichts. Er ist menschlich. Er wendet sich wieder seinem Partner zu und nickt.
    Es ist acht Uhr an einem Mittwochmorgen. Logischerweise sind die meisten Bewohner der Anlage bei der Arbeit, aber es braucht schon einen gewissen Mut, um am helllichten Tag in eine Wohnung einzubrechen. Doch genau das versuchen diese beiden jetzt. Anzug Nummer eins holt ein kleines Lederfutteral aus der Tasche und zieht einen dünnen Draht hervor. Während Anzug Nummer zwei Wache steht, macht er sich an der Tür zu schaffen.
    Da verliere ich endgültig die Fassung. Trish ist da drin. Ich kann an nichts anderes mehr denken als daran, dass ich sie schützen muss. Mit zwei Sätzen bin ich an der Tür. Bevor die beiden auch nur ein überraschtes Gesicht machen können, habe ich sie am Kragen gepackt und zu Boden geschleudert. Ich beuge mich tief über sie, mit gebleckten Zähnen, bar jeder Vernunft, und knurre wie eine wütende Bärenmutter.

Kapitel 21
    D ann geschehen zwei Dinge auf einmal. Der Nachbar aus der Wohnung rechts von Frey öffnet seine Tür. »He«, ruft er, »was ist denn hier los?«
    Im selben Augenblick stößt Anzug Nummer eins mir sein Knie gegen die Brust.
    Das plötzliche Erscheinen dieses Kerls in der Tür lenkt mich ab. Das Knie von Anzug Nummer eins erwischt mich eiskalt. Bevor ich reagieren kann, fliege ich rückwärts von ihm weg und lande unsanft zu Füßen des Nachbarn.
    Er streckt die Hand aus, doch statt mir aufzuhelfen, ist er mir nur im Weg, als ich

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