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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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David. »Tut mir leid. Ich bin’s. Dein Partner, weißt du noch? Aber mir ist schon klar, warum du meine Nummer nicht mehr erkennst. Du hast sie ja in letzter Zeit kaum noch gebraucht.«
    Mein schlechtes Gewissen wird sofort von Ungeduld verdrängt. »Entschuldige. Ich habe gar nicht auf die Nummer geschaut. Hier ging es ein bisschen drunter und drüber.«
    Eine Pause entsteht, als warte er darauf, dass ich das näher erkläre. Als ich nichts mehr sage, fragt er: »Also, hast du Max gestern Abend noch gesehen?«
    Mir geht ein Licht auf. »Du hast Max in meine Wohnung gelassen, oder?«
    Diesmal dauert die Pause eine Sekunde zu lang. »Bist du deswegen sauer?«
    Ich stoße die Luft aus. »Nein. Nicht sauer. Aber du schuldest mir eine neue Tür.«
    »Was?«
    Ungeduldig winke ich dem Telefon in der Halterung ab. »Vergiss es. Warum rufst du an?«
    »Du meinst, abgesehen davon, dass ich mich frage, ob meine Partnerin heute mal zur Arbeit erscheinen wird?«
    Diesmal ist es David, der ungeduldig klingt. Und das völlig zu Recht. »Es tut mir leid. Ich hätte mich heute Morgen als Erstes bei dir melden sollen. Steht heute etwas Wichtiges an?«
    »Heißt das, du hast nicht vor, heute zu kommen?«
    Als ich nicht antworte, seufzt er gedehnt in den Hörer. »Ist schon gut. Ich weiß, dass du gerade viel um die Ohren hast. Tu mir nur einen Gefallen. Ruf mich heute Abend an, ja? Lass mich wissen, was da los ist. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Warum glaubst du, du müsstest dir Sorgen um mich machen?« Das klingt viel schärfer, als ich beabsichtigt hatte.
    »Warum?« Sein Tonfall ist ebenso scharf. »Vielleicht, weil wir Partner sind und Partner das nun mal so machen. Du hast mich völlig von dieser Sache ausgeschlossen. Das gefällt mir nicht.«
    Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: »Anna, bitte versteh mich nicht falsch. Zu erfahren, dass du eine Nichte hast, die auch noch unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, war bestimmt nicht einfach. Aber wir haben auch noch gemeinsam eine Firma zu führen. Ich muss wissen, ob ich auf dich zählen kann, oder ob ich vorübergehend jemanden einstellen muss, bis du bereit bist, wieder zur Arbeit zu kommen.«
    Das sprudelt hastig aus ihm heraus, als hätte er sich zurechtgelegt, wie er etwas Unangenehmes zur Sprache bringen soll. Und die Andeutung, dass ich entschieden hätte, nicht zur Arbeit zu kommen, ist so ungeheuerlich, dass mir der Mund offen stehen bleibt. Dann geht mir erneut ein Licht auf. »Hat Gloria dir geraten, mir das zu sagen?«
    Schweigen.
    »Gloria ist bei dir, nicht?«
    Gloria. Mit ihren langen Beinen und großen Titten. Ich sehe sie vor mir, wie sie auf Davids Schoß hockt und dafür sorgt, dass das Organ, mit dem er denkt, nicht auf seinen Schultern sitzt.
    Sie hasst mich.
    Okay, ich hasse sie ja auch. Aber normalerweise hat sie nicht so viel Einfluss auf David. Da muss irgendetwas im Busch sein.
    Dann wird es mir klar. Gestern hat sie Max kennengelernt. Und wenn Max sich in ihrer Gegenwart so aufgeführt hat, wie die meisten Männer es tun, dann ist sie jetzt davon überzeugt, dass Max einen viel besseren Partner für David abgeben würde als ich. In ihrer verqueren Denkweise wäre das nur logisch. Warum sich mit einem Mann zufriedengeben, der einem hinterhersabbert, wenn man zwei haben könnte?
    »Richte Gloria aus, das war ein netter Versuch«, sage ich mit einer Stimme so süß wie Sirup. »Aber es wird nicht funktionieren. So leicht wird sie mich nicht los. Und nur, damit ihr beide Bescheid wisst, Max ist heute Morgen zurück nach Washington geflogen. Ich muss jetzt Schluss machen. Ach, und David? Richte deiner Freundin aus, dass ich gesagt habe, irgendein Dorf sucht bestimmt noch verzweifelt seinen Trottel.«
    Ich höre ihn nach Luft schnappen. »Anna, es tut …«
    Ich lege auf, bevor er, oder Gloria, noch etwas sagen kann. Ich bin wütend. Auf Gloria. Auf David. Auf mich selbst. Erst jetzt fällt mir ein, dass ich David bitten wollte, die Verbindungen zwischen den Francos, den Delaneys und Freys noch genauer zu recherchieren, aber ich werde ihn jetzt ganz sicher nicht zurückrufen.
    Das Handy klingelt erneut. Die Büronummer. Immer noch angefressen, lasse ich es bimmeln und stecke es in meine Handtasche.
    Aber ein Gutes hatte dieses Gespräch doch. Jegliche Gewissensbisse, weil ich mich um meine Pflichten in der Firma drücke, sind sofort verflogen, wenn ich an Gloria denke, die David Gemeinheiten ins Ohr flüstert. Darüber werden wir uns später

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