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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Aber, ach herrje, dann hätte ich ja die Kündigungsfrist nicht eingehalten. Ich denke doch, das dürfte kein Problem sein, oder?«
    Nun öffnet er ein Auge und bewegt den Kopf langsam von rechts nach links. Soweit ich das beurteilen kann, hält er immer noch den Atem an.
    »Und meine Kaution möchte ich auch wiederhaben. Das wären also insgesamt die Miete für diesen und nächsten Monat und meine Kaution. Alles. Auf einem Scheck, bis Samstag. Das ist in drei Tagen. Meinen Sie, Sie kriegen das hin?«
    Das provoziert ihn endlich zu einer Reaktion. »Alles? Ich glaube nicht, dass ich das …«
    »Aber natürlich können Sie das, Burdick. Das wird Sie viel weniger kosten als der Anwalt, den Sie brauchen werden, wenn ich Sie wegen dieser Sache hier verklage. Vor allem, da ich zwei Zeugen da draußen habe. Das scheinen ganz verständige Männer zu sein. Die werden sich bestimmt nicht für Sie opfern.«
    Er öffnet auch das andere Auge, presst die Lippen zusammen und runzelt die Brauen. »Wie kann ich sicher sein, dass Sie mich nicht trotzdem anzeigen?«
    »Können Sie nicht«, erwidere ich fröhlich. »Sie werden mir wohl vertrauen müssen.«
    Von draußen ist ein schüchternes Klopfen zu hören, und eine ängstliche Stimme ruft: »Burdick, wir sind hier fertig. Sollen wir auf Sie warten?«
    Ich antworte für ihn: »Ja. Er kommt gleich.«
    Burdick schafft es, sich zusammenzureißen, er strafft die Schultern und sagt mit halbwegs fester Stimme: »Also schön. Sie bekommen Ihren Scheck. Ich will keinen Ärger.« Er macht Anstalten, das Unterhöschen aus seiner Tasche zu ziehen.
    Ich halte ihn mit erhobener Hand davon ab. »Behalten Sie das ruhig.« Als könnte ich es je wieder anziehen. Ein so starkes Desinfektionsmittel gibt es gar nicht. »Betrachten Sie es als Bezahlung für die Tür.«
    Ich folge ihm hinaus und verriegle die neue Tür mit einem entschiedenen Klicken. Sobald ich allein bin, merke ich, dass meine Hände zittern.
    Mit wie vielen Arschlöchern werde ich mich in meinem Unsterblichenleben noch herumschlagen müssen? Mit wie vielen Monstern wie diesen Drecksäcken, die Trish missbraucht haben, und mit wie vielen unbedeutenden Würmern wie Burdick? Ist es das, worauf ich mich in alle Ewigkeit freuen darf?
    Ich gehe zurück ins Bad und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. An dem Handtuch, nach dem ich blind greife, um mich abzutrocknen, haftet ein Duft – Max’ Duft. Ich drücke es mir vors Gesicht und atme tief ein. Das ist eine kleine Erinnerung daran, dass es da draußen auch gute Männer gibt.
    Gute Männer .
    Eine weitere Komplikation, der ich mich im Moment nicht gewachsen fühle.
    Meine Jeans liegen immer noch auf dem Boden im Wohnzimmer. Ich fische Ryans Nummer aus der hinteren Tasche. Bei der Vorstellung, dass Burdick auch diese Jeans berührt haben könnte, oder das Höschen, das noch darin steckt, weil ich beides zusammen ausgezogen habe, schüttelt es mich. Hoffentlich war er nicht ausgehungert und pervers genug, vor den Augen seiner Handwerker meine Sachen zu betatschen.
    Das kann ich wirklich nur hoffen.
    Um sicherzugehen, hebe ich die Jeans mit zwei Fingern auf und lasse sie in den Wäschekorb fallen. Vielleicht sollte ich sie doch lieber verbrennen.
    Dann konzentriere ich mich auf die Nummer. Die in präzisen, sehr ordentlichen Ziffern notiert ist. Der Knabe wird wohl mal Ingenieur. Ich wähle die Nummer, und er ist nach dem ersten Klingeln dran.
    »Wo ist sie?«, fragt er in barschem Flüsterton.
    »Warum flüsterst du?«
    Ich kann förmlich hören, wie er mit den Zähnen knirscht. »Ich bin in der Schule. Wir dürfen unsere Handys hier nicht anlassen. Also, sagen Sie schon. Was haben Sie mit Trish gemacht?«
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr. An die Schule hatte ich gar nicht gedacht. »Wann hast du Schulschluss?«
    »In einer Stunde. Verdammt noch mal, wo ist Trish?«
    »In welche Schule gehst du?«
    Im Hintergrund ruft eine Stimme ungeduldig Ryans Namen. Er faucht ins Telefon: »Mission Bay High.«
    »Ich warte vor der Schule auf dich. Roter Jaguar.«
    Er hat keine Chance mehr zu antworten. Die Verbindung wird unterbrochen, vermutlich von einem wütenden Lehrer. Hoffentlich habe ich ihn nicht allzu sehr in Schwierigkeiten gebracht. Wie soll ich ihn davon überzeugen, dass Trish in Sicherheit ist und es in ihrem Interesse liegt, dass er mir diesen Computer gibt? Er lässt sich nicht so leicht einschüchtern – jedenfalls nicht von mir.
    Ich stoße genervt die Luft aus und versuche,

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