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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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passieren wird.
    Was soll das heißen?
    Hör zu, Anna, ich weiß, was Trish durchgemacht hat. Nichts davon war ihre Schuld, aber im Augenblick konzentrieren sich die offiziellen Ermittlungen auf ihr Verschwinden. Carolyn hat ihren Nachbarn erzählt, Trish wäre drogensüchtig. Das Motiv, das jetzt im Raum steht, ist – dass Carolyn umgebracht wurde, weil sie sich geweigert hat, Trish Geld zu geben. Niemand weiß von dem Kindesmissbrauch oder der Rolle, die Carolyn dabei gespielt hat. Wenn wir diesen Kinderpornoring knacken wollen, muss das auch so bleiben.
    Es fällt mir nicht schwer, die Andeutung hinter diesen Worten zu verstehen. Dass Trish verschwunden ist, lässt sie als die Schuldige dastehen, nicht wahr?
    So ist es. Sie muss hierbleiben. Ansonsten kann ich nicht dafür garantieren, dass man sie nicht vielleicht sogar verhaftet.
    Was, wenn sie zur Beerdigung ihrer Mutter will? Was sagen wir ihr dann?
    Er winkt ab. Das ist ein Mordfall. Wir können den Leichnam noch eine ganze Weile in der Gerichtsmedizin zurückhalten. Aber es ist wichtig, dass wir jetzt schnell vorgehen. Seine Augen glimmen wissend. Tu, was immer du für nötig hältst, um diese Kerle zu kriegen. Ich tue, was ich kann, um uns Zeit zu verschaffen.
    Warum glaubst du, ich könnte sie kriegen?
    Willst du damit sagen, du kannst es nicht?
    Unsere Blicke treffen sich. Zum ersten Mal gibt er zu erkennen, dass er mir tatsächlich etwas zutraut. Was ist mit Frey und dem FBI?
    Frey wird tun, was notwendig ist – die Agenten Bradley und Donovan auf Trab halten. Ich habe es geschafft, ihnen einzureden, dass du für ihre Ermittlungen keine große Rolle spielst. Sie glauben, du seist vor seiner Wohnung aufgetaucht, weil ihr beide etwas miteinander habt. Und heute Morgen warst du bei Carolyn, weil deine Mutter dich im Fall Barbara Franco um Hilfe gebeten hat. Jetzt gab es ein weiteres Verbrechen, und die Polizei hat dich gewarnt, dich da rauszuhalten. Du hast dich bereit erklärt, die Sache den Profis zu überlassen.
    Ich schüttele den Kopf und stehe auf. Toll. Ist dir kein besserer Grund dafür eingefallen, warum ich bei Frey war? Musstest du unbedingt behaupten, dass ich etwas mit ihm habe?
    Seltsam , erwidert er. Genau dasselbe hat Frey auch gesagt.
    Williams erhebt sich von seinem Stuhl und bleibt neben mir stehen. »Ich begleite dich hinaus.«
    Wir gehen den Flur entlang, und ich bleibe vor der Tür stehen, hinter der Frey und Trish sich unterhalten. »Ich muss meine Jacke holen, und ich würde mich gern von Trish verabschieden.«
    Er schüttelt den Kopf. »Sie sind schon gegangen.«
    »Gegangen?« Ich stoße die Tür auf. Der Raum ist leer. Meine Jacke über der Sessellehne ist der einzige Hinweis darauf, dass wir überhaupt hier drin waren.
    »Frey hat sie in den Wohntrakt gebracht«, erklärt Williams vom Saal aus.
    Ich kehre mit meiner Jacke zu ihm zurück und sehe mich um. Von den etwa dreißig Leuten, die an ihren Computern sitzen, ist ein permanentes Murmeln zu hören. Abgesehen davon nur Stille, auch hinter dem guten Dutzend Türen an der hinteren Wand. »Wo ist der Wohntrakt?«
    Er weist mit einer Handbewegung auf die letzte Tür. »Da entlang.«
    »Wie groß ist dieses Gebäude?«
    »Groß genug. Ich führe dich gern herum, wenn du möchtest.«
    Ich überlege, ob ich Williams dazu drängen sollte, mich zu Trish zu bringen. Seine Haltung und seine neutralen Gedanken sagen mir, dass er dieser Forderung nachgeben würde. Er wartet darauf, dass ich die Entscheidung treffe.
    »Gehen wir«, sage ich gleich darauf. »Wenn ich wieder hierherkomme, dann, um Trish nach Hause zu holen.«
    Williams hat nicht nachgefragt oder in meinen Gedanken herumgeschnüffelt, um zu erfahren, was ich jetzt vorhabe. Das finde ich beruhigend. Er führt mich zurück zum Eingang und erwidert die Grüße, die ihm unterwegs zugerufen werden, mit einem Nicken.
    Soweit ich weiß, ist jeder in diesem seltsamen Callcenter ein Mensch.
    Was sind das für Menschen? , frage ich. Was tun sie hier?
    Seine Lippen verziehen sich zu einem knappen Lächeln. Das sind unsere Fundraiser.
    Ich schnaube. Genau diese Vermutung habe ich vorhin Frey mitgeteilt. Er hat mich eine Idiotin genannt. Also, was verkaufen sie?
    Die Zukunft.
    Was?
    Williams lacht. Sie sind Hellseher. Alle.
    Aber sie sind Menschen.
    Natürlich. Alle Hellseher sind Menschen. Alle Menschen besitzen die Fähigkeit, Hellseher zu werden. Sie müssen lernen, sich zu konzentrieren und den Teil des Gehirns anzuzapfen, der mehr

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