Lockruf Des Mondes
Angus?«
»Angus?«, fragte sie verwirrt. »Ihn habe ich nie als grausam eingeschätzt.«
Lachlan schien nicht erfreut über die Feststellung zu sein. »Du scheinst ja eine richtige Vorliebe für seine Gesellschaft zu entwickeln.«
»Bestimmt nicht mehr als für deine. Das könnte ich gar nicht.«
»Das könntest du nicht?«
»Nein. Es wäre unmöglich für mich, eine Vorliebe für seine Gesellschaft zu entwickeln, weil ich deine der aller anderen vorziehe.« Vielleicht hätte sie ihm das nicht sagen sollen, aber ein Teil von ihr wollte ihn wissen lassen, wie wichtig er ihr geworden war.
Etwas veränderte sich in seinem Blick. Wenn Emily es nicht besser wüsste, hätte sie es für Erleichterung gehalten. »Das ist gut zu wissen«, sagte er.
»Ist es das?«
»Ja, doch das sollte es nicht sein.«
Sie fragte nicht, warum, weil sie es sich schon vorstellen konnte und gar nicht daran denken wollte, wie unmöglich eine gemeinsame Zukunft für sie wäre. »Du magst mich für eine wollüstige Person halten, aber das bin ich nicht. Ich empfinde für keinen anderen Mann das, was ich für dich empfinde.«
»Und was ist mit Talorc?«
»Ich werde ihn bitten, mich nicht heimzuschicken, doch heiraten kann ich ihn nicht mehr. Und ich glaube nicht, dass ihm das gegen den Strich gehen wird.« Als Werwolf würde er sogar noch weniger Interesse daran haben, Emily zu heiraten, als Lachlan, mit dem sie zumindest eine beiderseitige Leidenschaft verband.
»Weil ich dich berührt habe?«
»Ja«, flüsterte sie, ohne hinzuzufügen, dass sie keinem anderen Mann so nahe sein wollte. Sie hatte ihm schon genug verraten.
»Hast du Angst, dass er dich als von mir beschmutzt betrachten könnte?«
»Nein.«
»Du willst also nicht so von ihm berührt werden wie von mir?«
Lachlan verstand sie viel zu gut, aber Emily weigerte sich, seine Frage zu beantworten.
»Ich habe gerade erst begonnen, dich zu berühren, Emily. Es gibt noch so viel mehr lustvolle Erfahrungen, die wir teilen können, ohne die Barriere deiner Tugend zu zerstören. Noch viel intimere Dinge, als du dir vorstellen kannst.«
Manchmal war er schrecklich derb, aber seltsamerweise kränkte sie das nicht, sondern brachte sie höchstens ein bisschen in Verlegenheit. »Ich war nackt mit dir im See«, erinnerte sie ihn. Wie viel intimer konnte es noch werden?
»Um schwimmen zu lernen.« Ohne die kleinste Vorwarnung hob er sie auf seine Arme. »Und jetzt wird es Zeit, dass ich dich etwas anderes lehre.«
Er trug sie zu einem Sessel am Kamin und setzte sich mit ihr.
»Hier?«, fragte sie, schockiert, dass er sie nicht irgendwohin gebracht hatte, wo sie ungestörter waren.
Der große Saal war leer, doch wer wusste schon, ob das so blieb?
»Wenn ich dich in dein Zimmer zurückbringe, werde ich dich nehmen - und zum Teufel mit den Konsequenzen«, sagte er mit belegter Stimme. Sie verriet eine Gefühlstiefe, die seine lässige Haltung und Unterhaltung nicht hatten erkennen lassen.
»Und das kannst du nicht tun.«
»Nein.«
Emily wusste selbst, dass es so war. Sie verstand sogar, warum. Dennoch tat es weh. Schrecklich weh. Denn ob er nun ein Werwolf war oder nicht, sie liebte diesen stolzen, aber liebevollen und fürsorglichen Mann. Es spielte keine Rolle, ob das einen Sinn ergab; das Gefühl war da, und im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass es von nun an immer da sein würde. Er besaß ihr Herz, doch das Einzige, was er von ihr wollte, war ihr Körper.
Und auch den würde sie ihm geben, freiwillig und bedingungslos, um der vielen, langen, einsamen Jahre willen, die vor ihr lagen. Dann würde sie zumindest die Erinnerung daran haben.
Sie legte ihre Hände rechts und links an sein Gesicht, küsste ihn und flüsterte an seinen Lippen: »Hilf mir zu vergessen.«
»Was vergessen?«
»Alles.«
Und das tat er.
Von dem Moment an, als sein Mund ihren berührte, hörte Emily auf, an irgendetwas anderes als an ihn zu denken. Sie saß auf seinem Schoß, aber bewusst berührten sie einander nur mit den Lippen. Sein Mund glitt mit heißer Begierde unwiderstehlich über ihren, doch er hätte auch einfach nur still dasitzen und seinen Mund auf ihren pressen können, und sie wäre dennoch in der Leidenschaft versunken, die er in ihr erweckte.
Allein ihn zu berühren, weckte in ihr ein heißes Sehnen nach allem, was dieser Mann ihr geben würde.
16. Kapitel
E mily legte ihre heißen Lippen auf Lachlans, ahmte die Bewegungen seines Mundes nach und atmete tief seinen männlichen
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