Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Des Mondes

Lockruf Des Mondes

Titel: Lockruf Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
war unten im Kamin ein Feuer angezündet worden. In die Flammen zu starren, machte sie stets schläfrig. Oder das Hinauf- und Hinabsteigen der langen Wendeltreppe würde sie vielleicht genug ermüden, um sich endlich hinlegen zu können.
    Als sie den großen Saal erreichte, war er bis auf Ulf und Lachlan leer. Sie stritten und bemerkten sie nicht. Emily wollte sie nicht stören, aber ihr stand auch nicht der Sinn danach, gleich wieder die Treppe hinaufzusteigen.
    Wenn sie sich in den Schatten hielt, würden sie vielleicht bald gehen, und sie konnte sich an das Feuer setzen, das inzwischen in dem mächtigen Kamin am anderen Ende der Halle brannte. Sehnsüchtig blickte sie zu den anheimelnden Flammen hinüber, als die Kälte der Mauer, an der sie lehnte, ihr bis in die Knochen drang.
    Fröstelnd bewegte sie sich an der Wand entlang auf den Kamin zu und hoffte, ihn unbemerkt zu erreichen. Sie hielt sich immer im Schatten und war so leise wie nur möglich - aber bei der Lautstärke, mit der sich die Männer stritten, war ohnehin nicht anzunehmen, dass sie sie bemerkten.
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass der Sinclair keinen Gegenschlag plant?«, fragte Ulf gerade höhnisch.
    Emily überlegte, dass sie an Lachlans Stelle sehr verärgert darüber wäre, wie sein Bruder ihn ständig mit Fragen bedrängte - und das auf eine so herausfordernde Art und Weise, dass es sich schon fast wie ein Verhör anhörte.
    »Du denkst also nicht, dass er die Entführung seiner Schwester für eine angemessene Restitution hält?«, entgegnete Lachlan milde.
    »Nein. Er plant einen Krieg. Ich bin mir dessen völlig sicher.«
    »Aber unsere Spione haben keine Anzeichen dafür gesehen.«
    »Er ist raffiniert.«
    »Glaubst du nicht, dass ich genauso raffiniert sein kann?«
    »Nicht, wenn du so leicht zu täuschen bist.«
    »Und wenn ich gar nicht so leicht zu täuschen war?«
    Ulf gab wieder dieses ärgerliche schnaubende Geräusch von sich, und Emily verharrte auf dem Weg zum Feuer, um ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen - den er natürlich nicht bemerkte. Er wusste ja nicht einmal, dass sie im Saal war.
    »Ich sag dir, greif an, bevor wir angegriffen werden.«
    Die Worte bestürzten Emily so sehr, dass sie gerade noch einen protestierenden Aufschrei unterdrücken konnte. Kümmerte es diesen Mann denn wirklich nicht, wie viele Balmorals oder Sinclairs wegen dieser Sache sterben könnten?
    Lachlan blickte an Ulf vorbei, und Emily kam es so vor, als schaute er sie direkt an. Aber das konnte gar nicht sein, weil sie in einer dunklen Ecke hinter einem der steinernen Bögen stand, die die Decke des großen Saales stützten.
    »Ich habe mich für eine andere Form der Wiedergutmachung als Krieg entschieden«, sagte Lachlan.
    »Das genügt nicht! Wir sollten Susannah zurückholen und den Schmied töten.«
    Emily schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
    Lachlan runzelte die Stirn. »Wie blutgierig du bist, Ulf!«
    »Ich bin der Sohn meines Vaters, aber kannst du das Gleiche auch von dir behaupten?«
    Statt wütend zu werden, wie Emily erwartet hätte, wirkte Lachlan höchstens ungeduldig und gereizt. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Die Sinclair'sche Burg belagern?«
    »Eine kleine Gruppe Krieger über die Mauern führen, Rache üben und verschwinden.«
    »Ich habe diesen Vorschlag schon beim ersten Mal abgelehnt, als du damit ankamst.«
    »Weil du es vorziehst, Blutvergießen zu vermeiden?«, fauchte Ulf.
    »Weil es eine dumme Form der Rache wäre und mir mein eigener Plan besser gefällt.« Diesmal war Lachlans Stimme eisig, und Emily dachte, dass er jetzt wohl endlich die Geduld verlor.
    Vorsichtig schlich sie weiter auf den Kamin zu, merkte dann jedoch, dass sie nicht so nahe herankommen konnte, wie sie wollte, ohne sich zu zeigen. Ein bisschen von seiner Wärme erreichte sie aber sogar dort, wo sie stand.
    »Du wagst es, mich dumm zu nennen?«, knurrte Ulf.
    »Es war dein Plan, den ich als dumm bezeichnet habe, doch ich wüsste jetzt gern von dir, ob du es wagen würdest, mich herauszufordern?«
    Ulfs Lippen wurden schmal, aber er beantwortete die Frage seines Bruders nicht.
    Die Luft im Saal knisterte nun förmlich vor Gewalt.
    Emily zog sich schnell wieder in ihre Ecke zurück und hoffte, dass Ulf nicht so dumm sein würde. Sie stimmte Lachlan zu; der Vorschlag seines Bruders war ebenso unvernünftig wie abscheulich. Nichts als Leid würde für beide Clans daraus entstehen. Emily war froh, dass Lachlan sich für seinen Weg

Weitere Kostenlose Bücher