Lockruf Des Mondes
Krieger sagen, nicht einmal einem, den ich als Freund bezeichnen würde.«
»Aber du würdest es deinem Bruder anvertrauen.«
»Ja.«
»Siehst du?«
»Was ich sehe, ist, dass du und Cait euch glücklich schätzen könnt, einander zu haben.«
»Ja, das finde ich auch.« Und es freute sie ebenso sehr, dass er so viel von ihrer Freundin hielt. Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich dachte, du würdest so tun, als wärst du gestern nicht zu mir gekommen.«
»Und ich dachte, du wolltest dir selbst einreden, es wäre nur ein Traum gewesen.«
»Das hat nicht funktioniert. Du hast deinen Duft in meinem Bett zurückgelassen ... und in meinen Träumen bist du die ganze Nacht bei mir gewesen.« Das hatte sie eigentlich nicht zugeben wollen, aber sie bereute nicht, es ausgesprochen zu haben. Denn wie armselig wären ihre Gefühle, wenn sie sich ihrer schämen und nicht zu ihnen stehen würde!
Lachlan seufzte, und seine Augen spiegelten Emotionen wider, die sie nicht enträtseln konnte. »Ich kann dich nicht behalten, Emily.«
»Weil ich menschlich bin.«
»Ich habe Pflichten meinem Clan und meinem Rudel gegenüber.«
»Dein Vater hat eine menschliche Frau geheiratet.«
»Und ein menschliches Kind gehabt.«
»Ulf.«
»Ja. Wir erkennen unsere eigene Spezies.«
Emily runzelte die Stirn. »Ich kann den Unterschied nicht feststellen.«
»Weil du nicht zu uns gehörst.«
Die Worte hatten eine ernüchternde Wirkung auf sie. »Nein, ich bin keine von euch.«
»Verdammt, Emily! Ich will dich nicht verletzen, aber so ist es nun einmal.« Lachlan sah plötzlich verärgert aus, doch sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum.
Sie hatte schließlich nichts von ihm verlangt.
»Ich weiß. Glaub mir, das weiß ich, Lachlan.« Um sich nicht selbst der Feigheit beschuldigen zu müssen, setzte sie hinzu: »Und trotzdem will ich dich.«
Ein in seiner emotionalen Intensität schon fast beängstigender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Ich will dich auch, aber ich kann keine intimen Beziehungen mit dir haben.«
»Warum? Cait hat gesagt, eure Paarungsregeln seien anders als die ihres Clans.«
»Ihr Clan ist jetzt der unsere.«
»Ach, du weißt schon, was ich meine. Wenn du mit mir intim wirst, müssen wir nicht zwangsläufig verheiratet sein, wie wir es bei den Sinclairs wären.«
»Und der Sinclair würde dich dann auch niemals heiraten.«
»Willst du denn, dass er es tut?«, fragte sie, nicht sicher, wie sie reagieren würde, falls er das bejahte.
»Nein!« Lachlan knurrte tief in seiner Brust, und es war kein menschlicher Laut, der da aus seiner Kehle kam.
Emily erschauderte, nahm ihm seine heftige Reaktion aber nicht übel, da sie immerhin ein Beweis dafür war, dass sie ihm nicht völlig gleichgültig war. »Ich kann mich ihm nicht hingeben. Und er will mich sowieso nicht.«
Außerdem glaubte der andere Laird vermutlich ohnehin schon, dass sie mit Lachlan geschlafen hatte. Schließlich war sie splitterfasernackt mit ihm im See gewesen und inzwischen überzeugt davon, dass Talorc sie gesehen hatte.
»Du bist noch Jungfrau, Emily.«
»Und du nicht.« Wahrscheinlich dachte er, sie hätte nicht die nötige Erfahrung, um ihm das gleiche sinnliche Vergnügen zu bereiten wie er ihr.
Sie konnte ihm darin nicht mal widersprechen, aber sie war auf jeden Fall bereit, es zu versuchen. Mehr als nur bereit. Doch sie war nicht so verzweifelt, dass sie ihm das sagen würde. Sie musste sich wenigstens einen Anschein von Stolz und Selbstachtung bewahren.
Lachlan lachte. »Nein, ich bin keine Jungfrau mehr. Der körperliche Akt ist unentbehrlich, um die Kontrolle über die Verwandlung zu erlangen. Wie du schon ganz richtig sagtest, sind unsere Gebräuche nicht die gleichen wie die der Sinclairs. Bei uns sind intime Beziehungen ohne feste Bindung erlaubt, wenn sie der Förderung der Interessen unseres Rudels dienen.«
»Warum willst du dann nicht mit mir intim werden?«
»Du bist keine Werwölfin, Emily.«
»Soll das heißen, dass Balmoral'sche Werwölfe nie Geschlechtsverkehr mit menschlichen Frauen haben, ohne mit ihnen verheiratet zu sein?«
»Nein, aber es besteht das Risiko, dass wir eine echte Bindung eingehen würden.«
»Und du willst nicht an mich gebunden sein.«
Lachlan seufzte, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem grimmigen. »Nein.«
Emily wandte sich ab, nicht weniger tief verletzt von diesem einen kleinen Wort wie von der Zurückweisung ihres Vaters, der sie als »nutzloses
Weitere Kostenlose Bücher