Lockruf Des Mondes
zusammen und ließ die Schultern hängen. »Ich hätte es wissen müssen. Mein Bruder sagte, der Laird der Balmorals sei gebildeter als andere Highlander. Talorc betrachtete das als eine Schwäche.«
»Aber du hast etwas anderes festgestellt, nicht wahr?«
Cait würdigte Lachlans spöttische Bemerkung keiner Antwort, und Emily war zu wütend, um überhaupt etwas zu sagen.
Der Mann war ein Ungeheuer!
Drustan bat um eine Übersetzung, und Lachlan wiederholte ihm die Unterhaltung Wort für Wort. Trotz ihres Ärgers errötete Emily, weil es ihr furchtbar peinlich war, in gemischter Gesellschaft bei einem so intimen Gespräch ertappt worden zu sein. Die Verlegenheit hielt jedoch nicht lange an, da ihre Empörung darüber, dass Cait so schlecht behandelt werden konnte, alle anderen Überlegungen, ja, selbst ihre Furcht vor dem Wasser überwog.
Es war nicht richtig.
Wütend sprang sie auf und fuhr herum, um Lachlan anzusehen. In arroganter, gebieterischer Haltung stand er vorn im Boot, während die anderen Soldaten an den Rudern saßen. Seine maskuline Ausstrahlung und männlich schönen Züge waren purer Hohn, weil sie ein schwarzes Herz verbargen, das sie nie bei ihm vermutet hätte.
Der Schmerz, ihn für etwas gehalten zu haben, das er nicht war, vermischte sich mit Emilys Angst um ihre Freundin und machte sich in einer Flut von aufgebrachten Worten Luft. »Du bist nichts als ein verlogener Wilder, hörst du?«
»Ich glaube, dich können sie bis nach England hören, Mädchen«, sagte einer der Soldaten. Er war der einzige Blonde unter ihnen, und bisher hatte er kein Wort gesagt.
Emily warf ihm einen giftigen Blick zu, bevor sie sich wieder Lachlan zuwandte. Er schien völlig ungerührt von ihrem Ausbruch zu sein. Und es kümmerte sie auch nicht, ob ihre Worte ihn trafen oder nicht. Sie würde sagen, was sie zu sagen hatte, und damit basta.
»Und Drustan ist ein Dieb. Nein, er ist schlimmer als ein Dieb«, erklärte sie. »Weil er nicht nur stehlen will, was ihm nicht gehört, sondern dabei auch eine unschuldige Frau verletzen wird. Und höchstwahrscheinlich auch ihr ungeborenes Kind. Ihr alle seid ein Haufen Feiglinge, die an einer Frau Vergeltung üben, statt sich ihren Gegnern in einem fairen Kampf zu stellen.«
Einige Männer ließen ihrer Feststellung ein erbostes Grunzen folgen, doch Emily beachtete sie nicht. Sie hatte noch ein letztes Wort zu dem Mann zu sagen, der sie so ungerührt beobachtete.
»Du magst gebildeter sein als die anderen Highland-Lairds, Lachlan, aber in meinen Augen bist du der ignoranteste und herzloseste Mann, dem ich hier oder in England je begegnet bin.«
Dann ließ sie sich so schwungvoll auf die Sitzbank fallen, dass das Boot ins Schwanken kam, was sie wieder daran erinnerte, wo sie war, und ihr fast den Magen umdrehte.
Cait starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Willst du, dass sie dich aus dem Boot hinauswerfen, oder was?«
Noch immer zu empört, um auf Cait zu hören, sagte Emily: »Ha! Bei den niederträchtigen Plänen, die sie für dich hegen, wäre ich kein bisschen überrascht, wenn sie es täten!«
Ulf packte sie an der Schulter, als hätte er genau das vor, und Emily konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Sie wollte den Männern ihre Furcht nicht zeigen, aber ihr Herz raste vor Angst vor dem, was er ihr antun könnte.
»Lass sie los!« Der schneidende Ton von Lachlans Stimme verfehlte seine Wirkung nicht.
Ulf ließ augenblicklich von Emily ab, knurrte jedoch: »Das wäre das Mindeste, was sie verdient, so wie sie unseren Clan verleumdet hat.«
»Nicht den ganzen Clan, nur diese Krieger hier.« Denn im Gegensatz zu einigen der Highlander, denen sie begegnet war, verurteilte Emily nicht eine Volksgruppe aufgrund der Handlungsweise einiger weniger Missratener.
Aber sie schätzte, dass auch diese Einstellung ihnen nicht gefiel, als wutgeladenes Schweigen ihre Äußerung begrüßte. Im selben Moment krachte eine große Welle gegen den Bug und überschüttete sie alle mit weiß schäumender Gischt. Nun musste Emily neben ihrer Wut auch noch mit der Befürchtung fertig werden, dass der Ozean ihr kleines Boot verschlingen würde.
Ihre Nägel gruben sich in ihre Hände, und sie betete, dass Ertrinken kein so furchtbarer Tod sein möge, wie sie stets befürchtet hatte.
Ein äußerst merkwürdiger Ausdruck huschte über Caits Gesicht. »Es war schön für mich, dich gekannt zu haben, Emily.«
So unmittelbar nach ihren beängstigenden Gedanken
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