Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Des Mondes

Lockruf Des Mondes

Titel: Lockruf Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
erreichten.
    Emilys Atem kam jetzt schnell und flach, und ihre Finger krampften sich wie Krallen um den Rand der Holzplanke, auf der sie und Cait saßen. Ihre sonst so robuste Natur war geschwächt von der Tortur, nicht nur die unruhige See überqueren zu müssen, sondern dazu auch noch Ulf gegenüberzusitzen, der sie mit Blicken maß, als hasste er sie aus tiefstem Herzen.
    Lachlan hatte gleich nach ihrem kurzen Handgemenge den Platz mit seinem Bruder getauscht, sodass Emily für den Rest der Fahrt den bösen Blicken des wütenden Soldaten ausgesetzt gewesen war. Sie hatte sich umdrehen wollen, um Ulf nicht sehen zu müssen, aber ihre Furcht vor dem Wasser hatte sie wieder so fest im Griff gehabt, dass sie wie gelähmt gewesen war. Sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, war über ihre Kraft gegangen - und tat es immer noch.
    Der Anblick der nahen Küste war so erfreulich, dass ihr die Tränen kamen, doch sie brachte immer noch kein Wort heraus.
    Der rothaarige Soldat mit den braunen Augen, der sich Angus nannte, wie Emily inzwischen wusste, sprang aus dem Boot ans Ufer, während Ulf und der blonde Krieger sich um die Pferde kümmerten. Es dauerte mindestens fünfzehn Minuten, das Boot und die Tiere an Land zu bringen. Dann hob Drustan zuerst Cait aus dem Boot und kam zurück, um Emily zu holen.
    »Komm«, sagte er und reichte ihr seine Hand.
    Aber Emily starrte sie nur an. Er erwartete, dass sie aufstand, das wusste sie, doch in der letzten Stunde oder länger noch war ihre einzige Sicherheit ihr fester Griff um die Bank unter ihr gewesen. Sie versuchte, sich zum Loslassen zu zwingen, aber ihre Finger wollten ihr nicht gehorchen.
    »Was ist?«, fragte Lachlan Drustan.
    »Die Engländerin ist zu eigensinnig, um aus dem Boot zu steigen.«
    Mit gereizter Miene wandte Lachlan sich ihr zu. »Strapazier nicht meine Geduld, Frau!«
    »Du hast keine«, murmelte sie.
    »Wenn das stimmte, würde ich nicht immer noch auf meine Entschuldigung warten.«
    Sie erwiderte nichts auf diese Unverfrorenheit. Wie auch? Emily war viel zu beschäftigt damit, ihre Finger dazu zu bringen, ihr zu gehorchen.
    »Komm her«, blaffte er sie mit einem bösen Blick an.
    Emily schrak zusammen, und endlich entkrampften sich ihre Finger und lösten sich von dem Brett. Sie sprang auf, froh, dass er sie so angefahren hatte, was sie ihm jedoch selbstverständlich nicht verraten würde.
    Drustan hielt ihr immer noch die Hand hin, aber sie ignorierte sie und taumelte in Lachlans Richtung. Er griff in das Boot, umfasste mit beiden Händen ihre Taille und hob sie hoch, als wöge sie so gut wie nichts. Als er sie absetzte, strahlte er einen nervösen Ärger aus, der ihre überreizten Emotionen erschütterte wie eben noch die Wellen das kleine Boot.
    Sie wandte sich ab, und ihr Blick fiel auf die Pferde. Sie schienen die Überfahrt gut überstanden zu haben, und Emily wünschte nur, sie könnte das Gleiche auch von sich behaupten. Um zu den Sinclair'schen Besitzungen zurückzugelangen, würde sie den gleichen Weg nehmen müssen, und bei dem Gedanken wurde ihr so übel, dass sie fast darum gebetet hätte, für den Rest ihres Lebens eine Gefangene zu bleiben.
    »Wie weit ist es bis zu Eurer Burg?«, fragte sie Lachlan, ohne ihn anzusehen.
    Sie seufzte, als keine Antwort kam. »Es tut mir leid, dass ich so lange brauchte, um mich aufzuraffen.«
    Als er auch darauf nicht antwortete, blickte sie sich um, um zu sehen, ob Lachlan überhaupt noch hinter ihr stand.
    Er war noch da und betrachtete sie mit einem eigenartigen Ausdruck in seinen gold geränderten Augen. »Du bist zu schade für Talorc, Engländerin.«
    Sie schüttelte den Kopf, weil sie nicht wusste, was er meinte.
    »Aye, das bist du.«
    Cait gab einen ärgerlichen Laut von sich, aber als Emily sie anschaute, sah sie keinen Grund für die Verärgerung ihrer Freundin.
    »Mein Zuhause ist dort drüben«, sagte Lachlan, worauf sie sich ihm wieder zuwandte.
    Sie folgte der Richtung, in die er zeigte, und zog dann scharf den Atem ein über den Anblick, der sich ihren Augen bot. Auf einer etwa fünfzehn Meter hohen, glatten Felswand erhob sich eine gewaltige steinerne Festung, die eines Königs würdig wäre.
    »Was für ein massiver Bau!«, flüsterte Cait mit ehrfurchtsvoller Stimme, als sie zu Emily hinüberkam. »Dort werden die Truppen meines Bruders nie hineingelangen.«
    Emily musste ihr recht geben. Wahrscheinlich würde nicht einmal der König von England viel Glück bei einer Belagerung der

Weitere Kostenlose Bücher