Lockruf Des Mondes
Balmorals haben.
»Was wir haben, behalten wir«, erklärte Drustan arrogant und legte besitzergreifend eine Hand auf Caits Schulter.
»Bis auf Susannah«, erinnerte sie ihn.
»Was auch immer der Fehler war, der dazu führte, dass sie sich mit Magnus zusammentat - du kannst dir sicher sein, dass das bei dir nicht wieder vorkommen wird.«
»Das möchte ich doch hoffen, da ich nämlich wirklich keine Lust habe, mit dem Schmied meines Bruders zusammen zu sein«, versetzte Cait ironisch.
Drustan lächelte nicht einmal über ihren Scherz. Hätte Emily das nicht für unwahrscheinlich gehalten, hätte sie sogar gesagt, dass er ernsthaft beleidigt wirkte über die Bemerkung. Aber selbst ein viel zu ernster Highlander musste erkennen, dass Caits Worte nur ein Scherz gewesen waren.
Aus keinem für Emily ersichtlichen Grund richtete er nun seinen ärgerlichen Blick von Cait auf sie.
»Wie viele Menschen leben auf der Burg?«, fragte Emily, um das Thema zu wechseln.
»Glaubst du etwa, wir würden Geheimnisse wie dieses unseren Feinden offenbaren?«, fragte Ulf mit schneidender Verachtung.
Emilys Emotionen schwankten am Rande eines Abgrundes, der so tief wie ihre Angst vor Wasser war. »Ich bin kein Feind eures Clans.«
Sie hatte in einem Ton gesprochen, der kaum mehr als ein Wispern war, aber Ulf lachte darauf nur höhnisch. »Das sagst du nach all deinen Beleidigungen gegen unseren Clan? Und ob du unser Feind bist! Du bist nicht nur die Frau des Sinclair, sondern dazu auch noch Engländerin, was dich gleich zwei Mal zu unserer Feindin macht.«
Die Worte trafen sie wie Kübel voller Säure und zerfraßen und zerstörten auch die letzten Reste ihrer emotionalen Belastbarkeit.
Ihr war fast nichts als Hass begegnet, seit sie in den Highlands war. Ulfs Worte verrieten ihr, dass sie in seinem Clan sogar noch unerwünschter sein würde als in dem der Sinclairs, und das war eine Aussicht, die sie nicht ertragen konnte.
Daheim auf der Burg ihres Vaters war sie wenigstens bei den Dienstboten beliebt, wenn auch vielleicht nicht so sehr bei ihrer eigenen Familie. Einige von ihnen, wie ihre alte Amme, liebten sie sogar. Ihre Schwester Abigail auf jeden Fall.
Aber hier war sie von Menschen umgeben, die sie für minderwertig und verachtenswert hielten. Selbst Lachlan hatte erkennen lassen, dass er sie vor allem lästig und ermüdend fand, was mehr schmerzte als alles andere, obwohl sie selbst nicht hätte sagen können, warum. Schließlich hatte sie diesen Mann eben erst kennengelernt, und er war nicht gerade das, was sie als angenehme Gesellschaft bezeichnen würde.
Zu allem Überfluss dachte Cait, es sei Emilys Schuld, dass der Laird der Balmorals vielleicht versuchen würde, ihren Bruder umzubringen. Emily verstand die Denkweise ihrer Freundin nicht, doch im Moment erschien ihr ja ohnehin so gut wie alles rätselhaft. Sie wusste nur, dass sie nicht einen einzigen grundlos bösen Blick in ihre Richtung mehr ertragen konnte.
Einem Impuls folgend, wandte sie sich ab und begann, sich von den anderen zu entfernen. Sie wusste nicht, wohin, aber das spielte auch keine Rolle. Sie konnte nicht zu der Burg mitgehen, zu dieser uneinnehmbaren Festung, in der sie nur noch mehr Zurückweisung und Bosheit erwartete. Emily erschauderte bei der Erinnerung an die massiven Steinmauern und die hoch aufragenden Türme.
Dort oben würde es keine Cait geben, die bereit war, sie als Schwägerin zu unterstützen. Sie würde ihr genommen werden ... von Drustan. So war es verfügt worden.
Für einen Moment lenkte die Sorge um Cait Emilys Gedanken von ihrer eigenen Bedrängnis ab. Würden die Frauen des Clans Cait mit der gleichen Ablehnung begegnen wie die Sinclairs ihr, Emily, oder würden sie sie in ihre Gemeinschaft aufnehmen, wie die Sinclairs Susannah aufgenommen hatten? Ihrer Freundin zuliebe hoffte Emily das Letztere, aber sie würde sich auf keinen Fall auf diese Burg begeben.
Sie war genug missachtet und brüskiert worden.
Sie würde nirgendwo mehr hingehen, wohin andere es ihr befahlen. Nie wieder. Wenn sie im Wald verschwand, konnte Talorc sie nicht nach Hause schicken, und Abigail wäre in Sicherheit. Ja, das war das Beste für sie alle. So schwer das Leben auf der Burg ihres Vaters war, würde es doch immer noch leichter für Abigail sein, als sich mit den üblen Vorurteilen der Highlander konfrontiert zu sehen - und das schon, bevor sie Abigails Behinderung bemerkten.
Emily stolperte über irgendetwas, schaffte es aber gerade noch,
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