Lockruf Des Mondes
Abdruck seiner Lippen auf ihrer Handinnenfläche eingebrannt.
Er lächelte. »Du hast sie beobachtet und weißt, dass ich die Wahrheit sage.«
»Ich habe sie nicht beobachtet«, log sie.
»Doch, das hast du, und es hat dich erregt.«
»Das hat es nicht!«
»O doch, und es zu sehen, hat mich ganz heiß gemacht.«
»Heiß?« Emily schüttelte den Kopf, weil sie nicht glauben konnte, dass sie eine solche Unterhaltung führten.
Lachlan nickte. »O ja. Deine Lippen teilten sich, als wünschtest du dir auch, geküsst zu werden.«
»So war das nicht!«
»O doch. Und es hat mir sehr gefallen, Emily.«
»Selbst wenn es so gewesen wäre, hättest du es nicht bemerken dürfen. Das war sehr unhöflich von dir.«
»Du hältst mich für einen Barbaren, nicht wahr?«
»Für einen Barbaren, der Latein beherrscht«, erwiderte sie spöttisch.
»Ich interessiere mich für viele Dinge, Emily.«
»Und ich interessiere mich für das Wohlergehen meiner Freundin. Wirst du mir erlauben, sie zu
sehen?«
»Das ist nicht nötig. Du kannst mir ruhig glauben, wenn ich dir sage, dass sie gern mit meinem Krieger zusammen ist und du dir keine Sorgen machen musst. Drustan wird ihr nicht wehtun. Er hat mir sein Wort gegeben.«
»So wie du mir deines gegeben hast, dass du mir nicht wehtun wirst?«
»Ja.«
Dann hatte sie allen Grund zur Sorge.
Was sie dachte, musste sich auf ihrem Gesicht verraten haben, denn Lachlan sagte: »Du wirst aufhören zu glauben, dass meine Art der Vergeltung ein furchtbares Schicksal ist, das deiner Freundin widerfahren ist. Cait ist wohlbehalten und wohlauf.«
Emily lachte; sie konnte gar nicht anders. Der Mann war ja verrückt! »Es ist ein furchtbares Schicksal.«
»Nicht mehr als das anderer verheirateter Frauen.«
»Sie hatte keine Wahl!«
»Die meisten Frauen können nicht selbst entscheiden, wen sie heiraten.«
»Das hier ist etwas anderes, das musst du doch begreifen!«
»Anders inwiefern?«
»Weil du einen Ehemann für sie ausgesucht hast.«
»Na und? Hat sie sich ihren ersten Mann vielleicht selbst aussuchen dürfen?«, fragte er in einem Ton, als hielte er das für äußerst unwahrscheinlich. »Hat man dir denn die Wahl gelassen, ob du nach Schottland gehen und Talorc heiraten wolltest?«
Sie hatte natürlich keine Wahl gehabt. Nicht, da sie ihrer Schwester dieses Schicksal hatte ersparen wollen. »Nein.« Emily seufzte, als sie sich erinnerte, was Cait ihr über ihre erste Ehe erzählt hatte. »Caits Bruder hatte ihren ersten Ehemann für sie ausgewählt.«
»Aha«, sagte Lachlan zufrieden. »Diese Ehe war also von ihrem Bruder arrangiert worden, der zudem ihr Laird war, und jetzt hat ihr neuer Laird ihr ihren zweiten Ehemann ausgesucht. Ich sehe da keinen Unterschied.«
»Und ob da ein Unterschied ist!« Wie konnte er so eigensinnig sein, das nicht zu erkennen? »Sie hat sich nicht dazu entschieden, ein Mitglied dieses Clans zu werden.«
»Hat sie sich dazu entschieden, eine Sinclair zu sein?«
»Sie ist als Sinclair auf die Welt gekommen.«
»Und nun haben wir sie zu einer Balmoral gemacht.«
Womit er sagen wollte, dass weder das eine noch das andere die freie Entscheidung ihrer Freundin gewesen war. So gesehen, konnte Emily seine Argumentation verstehen - aber sie war dennoch fehlerhaft, und sie wusste nur nicht, wie sie ihm das erklären sollte. »Du versuchst, mich zu verwirren.«
»Nein, ich versuche nur, dir die Wahrheit vor Augen zu führen.«
»Welche Wahrheit?«
»Dass ich nichts Falsches getan habe, als ich die Heirat angeordnet habe.«
»Du hast gesagt, meine Meinung spielte für dich keine Rolle.«
»Ich habe es mir anders überlegt. Ich will, dass du aufhörst zu denken, ich sei ein Ungeheuer.«
»Warum?«
Er bedachte sie mit einem ärgerlichen Blick. »Gestern Abend hast du dein Essen nicht angerührt, und heute Morgen hast du deinen Haferbrei stehen lassen.«
»Was hat denn das mit irgendwas zu tun?«
»Du wirst jetzt essen. Ich befehle es dir.«
»Und wenn ich es nicht tue ... womit willst du mir dann drohen, um mich dazu zu bringen, dir zu gehorchen? Dass du mich wie eine Hure in dein Bett mitnehmen wirst?« Emily konnte nicht glauben, dass sie das gefragt hatte, aber er hatte ja auch keine Hemmungen, Themen anzusprechen, die besser unerwähnt geblieben wären.
»Mein Bett zu wärmen würde dich noch nicht zu einer Hure machen«, knurrte er.
»Ach, nein? Wie nennt ihr Highlander denn Frauen, die sich Männern hingeben, mit denen sie nicht verheiratet
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