Lockruf Des Mondes
sind?«
»Entgegenkommend.«
Emily schnappte nach Luft und traute ihren Ohren nicht. »Das hast du gerade nicht gesagt!«
»O doch. Ich bin kein Engländer, der um den heißen Brei herumredet.«
»Was maßt du dir an?«
»Ich maße mir an, was ich will, weil ich der Laird bin.« Und seiner eigenen Aussage nach war das gleichbedeutend damit, ein König zu sein.
Aber ihr König war er jedenfalls nicht, so viel stand fest. Mit einem verächtlichen kleinen Laut wandte sie sich von ihm ab.
»Wenn du Cait sehen willst, musst du essen.«
»Ach, dann soll das also die Drohung sein?« Nicht, dass er ihr erst drohen müsste, damit sie aß. Sie wartete eigentlich nur darauf, dass er ging, um ihren Haferbrei zu sich zu nehmen. Aber er hatte recht - er würde kalt und hart sein, wenn sie ihn noch länger stehen ließ.
»Wenn ich dich nicht anders zur Vernunft bringen kann, dann ist die Antwort ja.«
»Ich wusste gar nicht, dass Gefangene vernünftig sein müssen.« Weil sie es aber sowieso vorhatte, setzte Emily sich auf ihr Bett und begann zu essen.
Lachlan trat neben sie und stellte einen Fuß auf das Bettgestell. »Du bist keine Gefangene.«
Sie versuchte, das muskulöse Bein nicht anzusehen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder wie von selbst dorthin glitt. Engländer bedeckten ihre Beine, doch in Lachlans Fall würde es kaum einen Unterschied machen, wenn er Strumpfhosen und eine lange Tunika trüge. Er war so ungeheuer maskulin, dass er alles Feminine in ihr ansprach, selbst wenn sie wütend genug war, um ihm ihren Porridge an den Kopf zu werfen.
»Also wird die Tür auf der anderen Seite nicht verriegelt, wenn die Dienstboten wieder gehen?«, fragte sie ironisch. »Dann muss ich mir wohl eingebildet haben, dass der Riegel vorgeschoben wurde.«
»Ich hatte dich gewarnt, dass du in einen Turm gesperrt würdest, wenn du vor mir davonliefst. Und das hast du ja getan, wie du dich sehr wohl erinnern wirst.«
»Und du hast deine Drohung ja auch wahr gemacht - nur hast du leider vergessen, mir zu sagen, dass du mich mit Langeweile quälen willst.«
9. Kapitel
M it erotischen Gedanken im Sinn, die Emily in die Flucht schlagen würden, wenn sie sie erraten könnte, sah Lachlan ihr beim Essen zu. Er wollte ihren schönen Mund auf seinem spüren. Als er am Abend zuvor gedroht hatte, sie in sein Bett zu holen, hatte er gewusst, dass das Cait dazu bringen würde, ihre Gelübde abzulegen. Das hieß aber nicht, dass er sich Emily nicht wirklich in seinem Bett gewünscht hatte.
Es verlangte ihn nicht nach Frauen, und trotzdem war er gestern Nacht sehr unruhig gewesen und hatte fast kein Auge zugetan. Und an all dem war nur diese Engländerin schuld.
»Ich quäle dich nicht.«
Sie war es, die ihn quälte mit dem drängenden Begehren, das sie in ihm weckte, dem Begehren, sie zu berühren und zu besitzen, obwohl er doch wusste, dass er weder das eine noch das andere tun sollte.
Sie beendete ihr Frühstück, bevor sie bemerkte: »Ich habe gesehen, dass du den Kopf geschüttelt hast, als ich Marta nach einer Aufgabe fragte. Sie sollte sagen, sie könnte mir nichts zu tun geben, obwohl wir beide wissen, dass es auf einer Burg von dieser Größe Dutzende von Aufgaben geben muss.«
Deswegen war sie beleidigt? Lachlan fiel es schwer, das zu glauben. »Du bist doch kein Dienstmädchen in meinem Haus.«
»Ich wäre lieber das, als den ganzen Tag herumzusitzen und die Hände in den Schoß zu legen.«
»Sind deine Hände deshalb so zerschunden? Von der Arbeit? Weil du auch im Haushalt deines Vaters nicht untätig sein wolltest?« Er hatte gestern schon bemerkt, wie rau ihre Hände waren, und sich nach den Gründen dafür gefragt.
Emily zuckte zusammen und verbarg ihre Hände in den Falten ihres Rocks. »Sie sind nicht unansehnlich.«
»Das habe ich auch nicht gesagt.«
»Doch, das hast du.«
Er seufzte. »Musst du über jede meiner Bemerkungen mit mir streiten?«
»Das habe ich nicht vor.«
»Dann hör auf damit.«
»Aber du verärgerst mich.«
»Das habe ich schon bemerkt.«
Sie warf ihm einen verdrossenen Blick zu. »Warum hörst du dann nicht damit auf?«
»Weil ich der Laird hier bin.«
»Ist das deine Antwort auf alles?« Sie klang so empört, dass er ein Lächeln unterdrücken musste.
»Es ist meine Antwort, wenn es die richtige Antwort ist.«
»Was es deiner Meinung nach wohl immer zu sein scheint«, spottete sie.
Lachlan trat vom Bett zurück. Er hatte sie dazu gebracht, etwas zu essen,
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