Lockruf Des Mondes
englische Gefangene. »Es war ein Vergnügen, so viele deiner Clan-Angehörigen kennenzulernen. Du hattest recht. Niemand außer Ulf behandelt mich wie eine Feindin.«
»Er ist sehr fürsorglich gegenüber seinem Clan.«
»Und ich habe dich beleidigt.«
»Ja.«
»Oh.« Sie konnte sich nicht dafür entschuldigen, weil sie es immer noch für falsch hielt, dass die Männer Rache genommen hatten, indem sie zwei unschuldige Frauen entführt hatten. Sie und Ulf waren einfach nicht dafür geschaffen, Freunde zu sein, aber wenigstens der Rest des Clans war nett zu ihr.
»Angus trägt mir meine Worte nicht nach.«
Lachlan runzelte die Stirn. »Du hast eine hohe Meinung von diesem Soldaten.«
Emily zuckte die Schultern. »Er war nett zu mir.«
»Und du denkst, dass Ulf und ich es nicht gewesen sind.«
»So war das nicht gemeint. Im Gegenteil. Dein Angebot, mir das Schwimmen beizubringen, war sehr liebenswürdig von dir.«
»Ich bin kein liebenswürdiger Mann, Engländerin.«
Sie war anderer Meinung, wusste jedoch, dass er beleidigt sein würde, falls sie ihm jetzt widersprach. Was für ein schwieriger Mann! Zuerst war er eingeschnappt, weil sie Angus als nett bezeichnete und ihn nicht, und dann ärgerte es ihn, dass sie ihn für liebenswürdig hielt. »Ich weiß deine Großzügigkeit trotzdem sehr zu schätzen.«
»Hast du keine Angst gehabt, als du mit Cait zum See gegangen bist?«
Das war keine Episode ihres Tages, über die sie reden wollte. »Nein, aber es ist ja auch nicht die Nähe von Wasser, die mir Angst macht. Ich gehe nur nie sehr tief hinein - abgesehen von diesem Morgen.«
»Warum seid ihr zu dem See gegangen? Ich hatte euch beiden nicht erlaubt, euch außerhalb der Burgmauern zu begeben.«
»Wir hatten deine Erlaubnis, uns den Besitz anzusehen, und der erstreckt sich weit über die Burgmauern hinaus. Und Cait wollte den See sehen.«
Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. »Es ist riskant für euch, unbegleitet dorthin zu gehen.«
»Wir waren zu zweit.«
»Aber ihr hattet keine Wache zu eurem Schutz dabei.«
»Wir brauchten keine. Der See liegt in der Nähe vieler Bauernkaten.«
»So wie ihr keine Wache brauchtet, als ihr außerhalb der Sinclair'schen Burgmauern spazieren gingt?«
»Da hatten wir einen Beschützer dabei, doch deine Krieger haben ihn niedergeschlagen.«
»Ich wäre nicht so leicht zu überwältigen.«
Das bezweifelte sie nicht. »Aber da wir ohnehin bereits entführt worden sind, was könnte uns da noch passieren?«, gab sie zu bedenken.
»Es gibt wilde Tiere da draußen, und schwanger hat Cait keine Möglichkeit, sich zu verteidigen.«
»Wilde Tiere?«, fragte Emily und hoffte, dass ihr nicht anzumerken war, dass sie dabei an Talorc dachte.
»Wildschweine ... und Wölfe.« Sah er sie bei diesem letzten Wort noch schärfer an? Oder bildete sie sich das nur ein? »Oh.«
»Ich will nicht, dass du ohne mich noch einmal zu dem See gehst.«
»Gut.«
Sichtlich erstaunt, zog er die Augenbrauen zusammen. »Ich hatte Widerspruch erwartet.«
»Ach, ja?«
»Ja.«
»Vielleicht bin ich ja gar nicht so schwierig, wie du glaubst.«
»Oder vielleicht bist du ja auch nur so fügsam, weil du eingesehen hast, dass ich recht habe.«
Oder weil sie nicht widersprechen und verraten wollte, was sie gesehen hatte.
»Hast du wilde Tiere gesehen, als du heute an dem See warst?«, fragte er mit einem prüfenden Blick in ihre Augen.
»Nur, wenn du einen Laird als wildes Tier betrachtest«, wich sie aus, um nicht zu lügen, und hoffte, dass er annehmen würde, sie bezöge sich auf ihn.
»Manchmal ist es genau das, was ein Laird ist.«
Nach Caits Enthüllungen trafen Lachlans Worte Emily wie ein Fausthieb in den Magen. Sie würde sich nur verrückt machen, wenn sie hinter jeder seiner Äußerungen eine tiefere Bedeutung vermutete, aber die Eindringlichkeit seines Tons bei diesen letzten Worten konnte sie nicht ignorieren.
Ulf beanspruchte wieder Lachlans Aufmerksamkeit, und Emily entschuldigte sich bald darauf, um zu ihrem Turm zurückzukehren. Nach dem anstrengenden Tag, der hinter ihr lag, wollte sie früh schlafen gehen. Doch nachdem sie ihr Haar gebürstet und sich gewaschen hatte, merkte sie, dass sie ganz seltsam aufgekratzt und munter war. Es war, als knisterte die Luft von magischer Energie, die es ihr unmöglich machte, sich zur Ruhe zu begeben.
Nachdem sie sich wieder angekleidet hatte, beschloss sie, zum großen Saal hinunterzugehen. Es war eine kalte Nacht, und vielleicht
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