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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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als er den Wagen startete.
    »Wohin fahren wir denn?«
    »Zu Sascha.« Sein Wolf war zu neugierig, um den Besuch noch länger aufzuschieben, und die Empathin würde sich bestimmt gerne um Tobys Schopf kümmern.
    Doch Toby wurde vollkommen starr, Hawke konnte riechen, wie sehr ihn die Vorstellung beunruhigte. Sofort hielt er an und fuhr ihm über den gesenkten Kopf. »Was ist denn?«
    »Ich mag Sascha. Ganz doll sogar.«
    »Das weiß ich.« Darum war er ja auf die Idee gekommen, die Sache mit dem Haarschnitt würde mithilfe der Empathin leichter gehen.
    Kleine Fäuste auf angespannten Schenkeln. »Aber ich will nicht, dass sie mich für einen Feigling hält.«
    Ach so. »Gilt dasselbe für Riley?« Der Junge verehrte den Offizier, der ihn wie einen kleinen Bruder behandelte.
    Toby nickte entschieden.
    »So, so. Dann werde ich es wohl tun müssen.« Hawke fuhr weiter in den Wald hinein, stellte den Wagen ab und ließ den Jungen aussteigen. Dann kramte er in seinem Werkzeugkasten und fand schließlich im Erste-Hilfe-Kasten eine Schere. Toby schluckte, und Hawke wies auf die Ladefläche. »Setz dich!«
    Der Junge kletterte hinauf und ließ die Beine baumeln, die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Mama hat mich immer telepathisch in Schlaf versetzt. Haareschneiden hab ich noch nie gemocht.«
    Hawke war froh, dass es sich offensichtlich nur um ein harmloses Überbleibsel aus der Kindheit handelte und nicht auf ein Trauma zurückzuführen war. »Im Verbandskasten sind keine Betäubungsmittel, das kannst du also vergessen.«
    Tobys Mundwinkel sanken nach unten. »Die Schere sieht aber ganz schön scharf aus.«
    Hawke probierte es an seinem eigenen Haar. »Ja, das müsste reichen.«
    »Ohhh.« Große Kardinalenaugen. »Das hättest du nicht tun sollen.«
    »Warum?«
    »Wenn du dein Haar schneidest, dreht Sienna jedes Mal durch.«
    Sein Wolf stellte die Ohren auf. »Ach, ja?« Er trat näher.
    Toby erstarrte.
    »Okay«, sagte Hawke, er hatte genügend Erfahrung mit Kindern, um zu wissen, dass Vernunft ihn hier nicht weiterbrachte. »Schließ die Augen und schrei, so laut du kannst.«
    »Was?«
    »Tu’s einfach.«
    Toby holte tief Luft, kniff die Augen zusammen … und schrie.
    Hawke zuckte bei dem ohrenbetäubend hohen Ton zusammen und schnitt die viel zu langen Strähnen ab, achtete dabei peinlich darauf, dass kein Metall die Haut des Jungen berührte. »Nicht schlecht.« Zumindest war der Pony nicht schief.
    Toby klappte die Augen auf. »Hast du es gemacht?«
    Hawke gab ihm die Haare. »Was meinst du?«
    »Niemand sonst würde mich schreien lassen«, sagte der Junge nachdenklich.
    »Also, wenn es dir nichts ausmacht, wie ein entflohener Sträfling auszusehen, kann ich dann weitermachen?«
    »Okay«, strahlte Toby.«
    »Was ist mit dem Nacken?«
    »Da sind deine ja länger.«
    »Wir können sie so lassen, wenn sie dich nicht stören.«
    Toby zog die Stirn in Falten und dachte nach. Ein ernsthafter kleiner Kerl. Hawke fiel auf, dass er noch nicht sehr viel Zeit mit ihm verbracht hatte. Doch Mann und Wolf mochten den Jungen – sein einfaches, freundliches Wesen würde nie verschwinden. Und abgesehen von den letzten kindlichen Ängsten machte sich auch zunehmend Stärke bemerkbar. Noch zögernd und im Wachsen begriffen, aber wenn Toby erst er selbst war, würde das Rudel stolz auf ihn sein, daran zweifelte Hawke nicht eine Sekunde.
    »Schneid es ab.« Ganz entschieden. »Ich kann es wieder länger wachsen lassen, wenn die Lektionen draußen abgeschlossen sind.«
    Hawke zeigte sich beeindruckt. »Bist du sicher?«
    Heftiges Nicken. Dann schloss Toby die Augen und holte Luft. Drei Schreie waren nötig, und beim letzten lachte Toby sogar. Hawke ebenfalls. Danach saßen beide zusammen auf der Ladefläche und aßen Erdnüsse, die Toby noch in der Tasche gehabt hatte. Sie sahen ein bisschen mitgenommen aus, aber das störte sie nicht.
    Das Gespräch änderte Hawkes Meinung über den Jungen. Toby war ein freundlicher Empath, aber er sah alles – und er wusste, dass es auf der Welt nicht immer freundlich zuging. Und wer konnte schließlich die dunkle Seite des Herzens besser begreifen als jemand, der die Gabe hatte, Gefühle von anderen zu erspüren?
    Doch neben allem anderen war er noch ein Kind.
    »Ich hab Durst«, sagte er, nachdem die letzte Erdnuss verdrückt war.
    »Ich auch.« Hawke wandte sich nach hinten um und holte aus dem Verbandskasten eine Wasserflasche. »Sieh mal an!«
    »Die musst du aber ersetzen, sonst

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