Lockruf des Verlangens (German Edition)
knurrend vor einer Tür, die ihm gerade vor der Nase zugeschlagen worden war. »Sienna!«
Schweigen auf der anderen Seite.
Er schlug mit der flachen Hand so fest auf die Tür, dass sie es hören musste. Wartete. Immer noch nichts. Ein Teil von ihm – der Teil, der ihn zu einem Alphatier machte – wollte die Tür aus den Angeln reißen, sie auf das Bett werfen und lehren, was einer Frau passierte, die sich ihm verweigerte. Er würde ihr nicht wehtun. Aber er würde sie beißen. Hart und fest.
Das primitive Bedürfnis unterdrückend, wollte er jagen gehen, entschied sich aber auf halbem Wege anders und ging zur Garage. Eine Fahrt mit dem Wagen würde ihn immerhin so weit beruhigen, dass er am Ziel nicht mehr vollkommen wild war. Ein kleiner Abstecher half noch mehr.
Sascha lachte, als er ihr einen Spielzeugwolf überreichte. »Wie bist du an den Wächtern vorbeigekommen?«
»Habe meinen natürlichen Charme wirken lassen.« Er war versucht, sie auf die Wange zu küssen, unterließ es aber, um Lucas eine Pause zu gönnen.
»Was willst du hier?«, fragte der Leopard, der hinter seiner Gefährtin im Türrahmen stand.
»Ich wollte mein neues Mädchen ansehen«, sagte Hawke und versuchte, harmlos zu gucken. »Wo ist sie denn?«
Lucas machte ein finsteres Gesicht, gab aber den Weg frei, als Sascha ihn küsste. »Komm rein«, sagte die Empathin und ging vor.
Hawke blieb noch ein wenig zurück und streckte die Hand aus. »Glückwunsch.«
Lucas schlug ein. »Danke.« Er wies mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer und sagte: »Sascha wollte die Wiege noch nicht in die Krippe bringen.«
»Nur Sascha?« Hawke hob eine Augenbraue.
Das Knurren war leise, aber stark genug. »Willst du sie nun sehen oder nicht?«
Hawke roch eine feine neue Witterung hinter den schützenden Markierungen des Panthers und der Empathin, sobald er über die Schwelle getreten war. Babypuder und Babylächeln. Diese Unschuld beruhigte den Wolf, drängte allen Ärger für einen Augenblick in den Hintergrund.
Da er sich der Instinkte bewusst war, die Lucas beherrschten, legte er die Arme auf den Rücken, als er sich vorbeugte und das kleine Wesen auf Saschas Arm genauer anschaute – ihre neugierigen Augen waren schon ebenso grün wie die des Vaters. »Hallo, mein Schätzchen.« Man musste einfach lächeln, musste sich ein wenig verlieben.
Sascha gab dem Kind einen mütterlichen Kuss. »Willst du sie halten?«
Hawke sah Lucas an. Das Alphatier der Leoparden nickte. »Ich beiße dir die Kehle durch, wenn du auch nur falsch atmest.«
»Ist nur fair.« Hawke nahm das kostbare Bündel von Sascha entgegen und drückte es an die Brust. Als das Kind das Gesicht verzog, lachte er. »Tja, ich bin ein Wolf, Raubkätzchen.« Vorsichtig fasste er an die kleine Nase und war überrascht, als die Händchen zugriffen. »Schaut euch das an!«
Sascha sah von einem Mann zum anderen. Sie waren beide völlig von dem Kind fasziniert. Es hatte sie nicht weiter überrascht, dass Naya Lucas sofort um den Finger gewickelt hatte, doch sie hatte vermutet, dass es bei Hawke länger dauern würde. Aber eigentlich war es nun auch wieder nicht so überraschend. Er war ebenfalls ein Alphatier und hatte denselben starken Beschützerinstinkt.
Das Kind gab ein eigenartiges Geräusch von sich.
Lucas nahm es Hawke ab, hielt es an seine Brust und schnurrte, bis sich die kleine Prinzessin beruhigt hatte. Sascha wusste nicht, wie sie die Liebe, die sie für beide empfand, überhaupt aushielt. Sie war so lebendig, erfasste jede Zelle von ihr. Alles andere wurde davon ausgelöscht.
Drohte sogar, sie allem anderen gegenüber blind zu machen, aber sie war immer noch eine Empathin. Deshalb bemerkte sie die Schatten in dem Mann, der ein Leitwolf ohne Gefährtin war. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah Lucas an. Er runzelte die Stirn. Sie machte einen Schmollmund. Seufzend sagte er: »Die kleine Lady möchte spazieren gehen.«
Hawke ging als Erster, dann folgten Sascha und Lucas. Der Leopard ging ans andere Ende der Lichtung, wo er außer Hörweite war – wenn sie leise genug sprachen. »Etwas bedrückt dich«, sagte Sascha zu Hawke ohne Umschweife.
Schwarze Gewitterwolken zogen über das männlich herbe Gesicht. »Hör auf damit!«
»Ich kann nicht anders.« Sie drang nie in die Gefühle anderer ein, aber sie konnte es genauso wenig verhindern, sie zu spüren, wie Hawke seinen Geruchssinn abstellen konnte.
Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Hütte; sie setzte
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