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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Nacht in seinen Armen zu verbringen.
    Eine letzte Nacht.

48
    Der Morgen kam viel zu schnell und mit ihm die harte Wirklichkeit der unvermeidbaren Konsequenzen, die ihre nun enormen Kräfte mit sich brachten. Glücklicherweise rief Riley früh am Morgen an, um mit Hawke über Sicherheitsfragen zu sprechen. So hatte sie eine Entschuldigung, das Gespräch bei der Rückfahrt auf Kampfstrategien zu beschränken, das konnte sie selbst mit gestörter Konzentrationsfähigkeit.
    Doch das Glück verließ sie, als sie die Höhle erreichten.
    »Alles in Ordnung?« Hawke umfasste ihr Kinn, der Blick aus den wolfsblauen Augen ging ihr durch und durch. »Hat irgendetwas, was ich gestern Nacht getan – ?«
    »Nein«, unterbrach sie ihn, denn nichts sollte die Erinnerung an die wunderschöne Nacht stören. »Ich glaube, ich bin dabei … alles zu verarbeiten.« Das war keine Lüge.
    Er lächelte sehr männlich. »Da hast du noch etwas, das du verarbeiten kannst.« Sein brennender Kuss war viel willkommener als das kalte Feuer in ihrem Kopf. Doch sie konnte nicht immer in seinen Armen bleiben.
    »Okay«, sagte sie und wanderte in ihrem Zimmer auf und ab. »Ich muss nachdenken.« Sie konnte nichts dagegen tun, dass sich die Energie verstärkte, jedenfalls nicht hier und nicht jetzt, aber sie konnte sich schnellstens von denen entfernen, die keine Ahnung hatten, wie nahe sie einer schussbereiten tödlichen Waffe waren. Sobald sie weit genug weg war, konnte sie in Ruhe herausfinden, welche Möglichkeiten ihr blieben, und an den Lösungen arbeiten.
    Trotz des positiven, pragmatischen Ansatzes ihrer Gedanken war ihr Herz schwer wie ein Stein, und der Schrecken kroch mit Spinnenhänden in ihrem Geist herum. Obwohl sie die Energie erst vor ein paar Stunden abgeleitet hatte, war sie schon wieder bei über sechzig Prozent angelangt. Sie konnte sich der Wahrheit nicht verschließen, dass sie sich eines Tages in eine lebende Fackel verwandeln würde und das Feuer aus ihr heraussprudeln würde, ohne dass sie die geringste Kontrolle darüber haben würde.
    Er ist nicht mein Gefährte.
    Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus, doch zum ersten Mal riss der Gedanke, nie mit Hawke auf diese spezielle Art verbunden zu sein, ihr nicht das Herz entzwei, sondern rettete sie. Wenn er ihr Gefährte gewesen wäre, hätte ihr gewaltsamer Tod vielleicht auch seinen Tod zur Folge gehabt. »Danke«, flüsterte sie der unbekannten Gottheit zu, die ihr dieses Geschenk gemacht hatte.
    Dem Laurennetz, ihrer Familie, würde nichts geschehen. Judd und Walker waren stark genug, um Toby und Marlee im Netzwerk zu halten, wenn Sienna fort sein würde. Wenn sie weniger selbstsüchtig gewesen wäre, hätte sie die Verbindung gleich gekappt und ihren Geist verhungern lassen. »Nein«, sagte sie und ballte die Fäuste. Die kalte Stimme in ihr gehörte Ming, der in ihr nie etwas anderes gesehen hatte als ein nützliches Werkzeug.
    Doch sie war auch Schwester, Nichte, Cousine, Freundin, Rudelgefährtin … Geliebte. Ihr Selbstmord würde die Hinterbliebenen auf ewige Zeiten belasten – das wusste niemand besser als Sienna. Und selbst wenn die Chancen schlecht standen, sie war nun einmal nicht der Typ, der aufgab. Sie würde bis zum bitteren Ende um ihr Leben kämpfen.
    In kaum zwanzig Minuten hatte sie eine kleine Tasche gepackt und war bereit, die Höhle zu verlassen, ihre Energie lag bei neunundsiebzig Prozent. Hawke zu sehen, kam nicht infrage, wie sehr es sie auch schmerzte, nicht zu ihm zu können – er würde es sofort bemerken, und sie konnte nicht riskieren, dass er sie aufhielt.
    Toby. Marlee.
    Ihr süßer, sanfter Bruder hatte bereits seine Mutter verloren, er würde es auch sofort merken, dennoch hätte sie riskiert, ihn noch ein letztes Mal zu umarmen, wenn sie nicht befürchtet hätte, ihre Kräfte könnten noch in der Höhle ausbrechen.
    Walker würde ihn schützen. Sie drängte die Tränen zurück, denn beim wichtigsten Kampf ihres Lebens war kein Platz dafür. Walker würde sein Leben für Toby geben. Hawke ebenso, genau wie Judd, Riley, Indigo, Drew und Brenna – so viele liebten ihren kleinen Bruder. Marlee mit ihrem sonnigen Gemüt würde ihn sicher erreichen, wenn alle anderen es nicht schafften. Und sie konnte sich telepathisch melden, wenn sie in sicherer Entfernung war, konnte sich vergewissern, dass er keine Angst hatte, konnte ihn wissen lassen, dass sie ihn liebte.
    Hawke ist kein Telepath.
    Ihr Blick fiel auf das Handy, das sie hierlassen

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