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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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nun mal.
    Grüße bitte die Pharaonen von mir.
    In Liebe
    Alice

7
    »Klar weiß ich, dass er mich sitzen lässt, sobald er genug von mir hat, aber bei Gott, ich bin kurz davor, mir die Kleider vom Leib zu reißen und ihn anzuflehen, seine Zähne in mich zu schlagen, wo und wie es ihm beliebt.«
    Bei diesem sehr weiblichen Stoßseufzer in ihrer Nähe fiel Sienna nun schon der vierte Teller aus der Hand. Die Chefköchin Aisha schickte sie mit einer Handbewegung zum Abwasch. Sienna murrte nicht – sie war zu nichts anderem in der Lage, als die verhassten Töpfe zu schrubben, seit sie erfahren hatte, dass Hawke zurück war; ihr Hirn war so weich wie die Rühreier, die Marlee und Toby sonntags so gerne zum Frühstück aßen.
    Als hätte sie ihn in Gedanken herbeigerufen, stand ihr Bruder plötzlich neben ihr. »Was für ein großer Topf!«
    Liebevolle Wärme durchströmte sie. Für Toby würde sie alles tun. Durch seine ihm angeborene empathische Gabe war er reine Güte, reines Herz. Er weckte in ihr den Wunsch, ebenfalls gut zu sein – obwohl sie wusste, dass das vergebliche Mühe war. X-Mediale lebten nur aus einem Grund, hatten nur eine einzige Bestimmung.
    Zerstörung.
    Eine kleine Hand auf ihren Unterarm. »Sienna.«
    Sie ließ den Topf ins Wasser fallen und umarmte den schlaksigen Jungen, er war noch nicht zehn, aber schon nicht mehr das kleine Kind, das sie noch vor einem Jahr im Bett gekitzelt hatte. »Woher weißt du das immer?«, flüsterte sie.
    ErschlangdieArmeumihrenHals.»IchkanndichinunseremNetzsehen«,sagteer.DasgeistigeNetzwerkverbandihreFamiliemiteinander,stelltedasBiofeedbackbereit,dasihremedialenGehirnebrauchten,nachdemsiesichausdemgroßenVerbunddesMedialnetsgelösthatten.»Ganzeisigbistdu.«
    Er hatte Angst, das konnte sie an seinem Ton hören. Er bekam es immer mit der Angst zu tun, wenn sie »eisig« wurde, wie er es nannte. Instinktiv wusste er, was sie war, sie konnte ihm die bittere Wahrheit nicht verheimlichen – Toby wusste um das Monster in ihr, dennoch liebte und brauchte er sie.
    »Geh nicht zurück ins Medialnet, bitte nicht.«
    »Werde ich auch nicht, Toby, ganz sicher nicht.« Ihr Entschluss stand jetzt felsenfest. Sollte sie trotz allem nicht in der Lage sein, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, würde sie sich selbst »vom Spielfeld nehmen«, wie Ratsherr Ming LeBon es einmal ausgedrückt hatte. Ihr Tod würde Toby schmerzen, ihn aber nicht zerstören – was sicher geschehen würde, wenn sie zu Silentium zurückkehrte, sich in eine Fremde verwandelte, die seine Liebe zurückwies, als wäre sie es nicht wert, angenommen zu werden. Ich liebe dich. Die telepathische Kommunikation mit ihrem Bruder war ebenso leicht wie Atmen.
    Ich bin so froh, dass du meine Schwester bist.
    Sie hielten einander eine Weile umfangen. Obwohl Aisha ein strenges Regiment führte, hielt sie Sienna nicht dazu an, umgehend mit der Arbeit fortzufahren. Ihre Augen lächelten, als sie die beiden sah – Wölfe verstanden, wie wichtig Berührung und Zuneigung waren. Doch sie konnten sicher nicht ermessen, wie viel es Sienna bedeutete, dass sie den Jungen ganz offen umarmen konnte, der ein Teil ihres Herzens war.
    Seit seiner Geburt hatte sie ihre Gefühle für Toby verbergen müssen. Falls Ming entdeckt hätte, dass diese tiefe Liebe selbst Silentium überstanden hatte, hätte er ihr selbst nichts angetan. Dazu war sie für ihn zu wichtig. Doch vielleicht hätte er Toby das Leben genommen, um ihr Silentium »zu sichern«.
    Natürlich hätte sie Ming dann ihrerseits umgebracht.
    Sie verbannte diesen Gedanken sofort in den hintersten Winkel ihres Kopfes, damit Toby ihn nicht fand, zog sich ein wenig zurück und strich ihm das Haar aus der Stirn, wie sie es immer tat. »Warum bist du nicht in der Schule?« Toby besuchte die Wolfsschule für die Fünf- bis Dreizehnjährigen – die älteren Jugendlichen gingen meist zur Highschool außerhalb des Territoriums, ein paar nahmen an Fernlehrgängen teil.
    »Heut Nachmittag ist frei, Lehrerkonfe.«
    »Du sprichst schauderhaft.« Seine Aussprache und Grammatik waren perfekt gewesen, als sie das Medialnet verließen – aber so gefiel es ihr viel besser.
    »Sienna?« Küsschen auf beide Wangen. »Kannste mir bei den Hausaufgaben helfen, wenn du fertig bist?«
    »Sicher.« Sie richtete sich wieder auf. »In welchem Fach?«
    »Naturwissenschaften. Muss einen Vulkan bauen.« Die Kardinalenaugen leuchteten auf. »Soll explodieren mit allem Drum und Dran.«
    Ihre Hand umklammerte

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