Lockruf des Verlangens (German Edition)
den Topfkratzer. »Du meine Güte.« Sie zwang sich, ihn loszulassen, und wies mit einem Kopfnicken zur Obstschale. »Nimm dir einen Apfel. Das ist gut für dich.«
Toby verzog das Gesicht, gehorchte aber. »Kann ich nicht lieber einen Keks haben.«
»Nein.«
»Kindesmisshandlung.« Doch er lächelte und biss in den leuchtend roten Apfel; sein Lächeln wurde noch strahlender, als Aisha ihm einen handtellergroßen Hafer-Rosinen-Keks gab.
»Aber erst den Apfel aufessen«, befahl sie und zerzauste sein Haar.
»Danke, Aisha«, sagte Toby, dann sah er wieder Sienna an, seine Augen funkelten; sie wäre überrascht gewesen, wenn sie dasselbe Phänomen nicht auch schon bei Sascha Duncan bemerkt hätte. Denn die Sterne in Tobys Augen waren nicht mehr weiß. Es sah aus, als schimmerten sie in Regenbogenfarben … als pulsiere das Leben in ihnen.
Manchmal hatte Sienna sich schon gefragt, ob Toby nicht zur Welt gekommen sei, um einen Ausgleich zu schaffen, als Gegenpol zu seiner Schwester, die ihn von ganzem Herzen liebte, aber nur Schmerz, Leid und Unheil in diese Welt bringen konnte.
Hawke blockte Elias’ Fußtritt ab und warf den ranghohen Soldaten auf den Rücken. »Verdammt, Eli. Du vernachlässigst deine Deckung.«
Elias lag schwer atmend auf dem Boden. »Tu ich nicht. Aber du kämpfst mit harten Bandagen.« Er zuckte zusammen. »Das werde ich Yuki erzählen – die mag es nämlich gar nicht, wenn du mich vermöbelst.«
NichtimGeringstenbeeindrucktwarteteHawke,bisseinGegnerwiederaufdenBeinenwar.»DuwolltestdocheinenTrainingskampf,umherauszufinden,worandunocharbeitenmusst.«
»Jetzt nicht mehr.« Elias beugte sich nach vorn und stützte sich mit den Händen auf seine Knie. »Der Einzige, der mit dir in dieser Verfassung trainieren kann, ist Riley.« Er richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand durch das schweißnasse Haar. »Außerdem muss ich sowieso erst mal meinen Bericht abgeben.«
Hawkes Wolf war kampfbereit, er musste tief durchatmen, um das Tier in sich zu beruhigen. »Probleme in der Stadt?«
»Keine Ahnung.« Elias rieb sich das Kinn. »Die Leoparden sind besser informiert, du solltest dich mit ihnen kurzschließen. Aber meine Instinkte spielen verrückt. Ich kann’s nicht genau benennen – hat irgendwas damit zu tun, dass mehr Mediale als sonst in diese Gegend ziehen.«
»Stimmt. Und das hat damit zu tun, dass Nikita sich entschieden hat, Silentium nicht mehr zu unterstützen.« Nicht etwa, weil sie ein gutes Herz hatte, sondern aus politischem Kalkül. Saschas Mutter war eiskalt. »Machen sie Ärger?«
»Nein. Sie sind still wie Kirchenmäuse.« Elias schloss sich Hawke an, als dieser den Weg zum Übungsparcours einschlug. Ein Hindernislauf würde endlich die ersehnte körperliche Anstrengung mit sich bringen, die er brauchte, bevor er in der Höhle mit Tomás über die Leute sprach, die dieser für ihn ausbilden sollte.
»Aber wenn so viele hereinströmen«, fuhr Elias fort, »ist es schwer, die schwarzen von den weißen Schafen zu trennen.«
Hawke hatte darüber schon mit Lucas gesprochen. »Die Ratten wissen, dass sie auf ungewöhnliche mediale Aktivitäten achten sollen.« Die zahlenmäßig kleine Gestaltwandlergruppe der Ratten verfügte über ein sehr effizientes Spionagenetz. »Aber ich werde Lucas sagen, dass sie die Augen noch weiter aufhalten sollen.« Hawke vertraute Elias’ Instinkten. Er war ein äußerst fähiger Soldat, zwar nicht dominant genug, um Offizier zu werden, aber intelligent und erfahren, und was noch wichtiger war, er hatte einen genauso eisenharten Schädel wie Riley.
»Dann ist es ja gut.« Elias sah sich den Trainingsparcours an und pfiff durch die Zähne. »Mein Gott, Riaz ist ein Sadist. Was zum Teufel sollen diese spitzen Dinger? Beim letzten Mal waren sie jedenfalls noch nicht da.«
»Nimm dir Zeit.« Hawkes Wolf bleckte die Zähne voller Vorfreude. Riaz hatte sich diesmal selbst übertroffen. Während Hawke die erste Rampe stürmte, hoffte er, dass Elias sich diesmal irrte; aber nach den Ereignissen der letzten Monate – und der Tatsache, dass alle V-Medialen offensichtlich einen Krieg vorhersahen – war diese Hoffnung vermutlich vergeblich.
Walker versuchte sich ein weiteres Mal an einer Schleife, um den Pferdeschwanz seiner Tochter zusammenzuhalten, und spielte gleichzeitig mit ihr im Laurennetz. Die ungewöhnlichen Bewegungen in dem Stern, der ein Abbild seines Geistes war, lenkten sie immer wieder ab.
Den Mitarbeitern im medialen Krankenhaus war
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