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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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hätte, läge ich jetzt mit Kit im Bett, anstatt neben einem Mann zu sitzen, der zu feige ist, um auch nur einen Versuch zu wagen.«
    Eine angespannte Stille trat ein.
    Sienna konnte kaum glauben, dass sie das wirklich gesagt hatte. Selbst für ihre Verhältnisse war sie zu weit gegangen. Hawke war der Leitwolf – auch wenn die Hierarchie zwischen ihnen im Augenblick außer Kraft gesetzt war – , er war dominanter als Menschen oder Mediale, sogar als die meisten Gestaltwandler. Solche Männer schätzten es gar nicht, wenn man ihre Stärke auf irgendeiner Ebene in Zweifel zog.
    »Nach deinem Treffen mit Sascha werden wir uns über Feigheit unterhalten«, sagte er in einem Ton, der keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, wie zornig er war.
    Sienna lehnte sich zurück und versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Zweifellos konnte er ihn hören. Doch sie war eine Mediale, war einst Ming LeBons Protegé gewesen. Sie würde sich von niemandem Angst einjagen lassen – nicht einmal von einem Gestaltwandlerwolf, der so gefährlich war, dass selbst die wilden Wölfe ihn als Leitwolf anerkannten.
    Eier aus Stahl. Groß wie Bowlingkugeln.
    Evies Worte flößten ihr ein leicht hysterisches Selbstvertrauen ein, immerhin. Mit der Willenskraft, die es ihr erlaubt hatte, selbst unter Mings Obhut eine Persönlichkeit zu entfalten, brachte sie Herzschlag und Atmung wieder unter Kontrolle. Ihre Gefühle hatten damit nichts zu tun, sie spielte ein sehr gefährliches Spiel mit einem Raubtier, das weit kräftiger zubeißen konnte als sie.
    Ein Knurren füllte jede Ritze des Wagens, drang in all ihre Sinne, als sie den Weg kreuzten, der zu Saschas und Lucas’ Hütte führte. »Du riechst nach Eis.«
    »Das muss sein«, sagte sie bemüht ruhig. »Das weißt du genau.« Kurz bevor sie die Höhle verlassen hatte, um mehrere Monate bei den Leoparden zu verbringen, hatte er gesehen, wozu sie fähig war. Sie hatte eine verlassene Gegend gewählt, um die in ihr wütenden Fähigkeiten in den Griff zu bekommen, doch nach etwa einer Stunde hatte er plötzlich dagestanden, der große, stolze, schöne Wolf.
    Nun schwieg er und hielt an. Sie stieg aus und atmete tief ein, fühlte sich, als wäre sie gerade noch der Höhle des großen, bösen Wolfs entkommen. Dann trafen sich ihre Blicke. Um Himmels willen. Eisblaue Augen und silbrig goldenes Haar, er war die Verkörperung ihrer Träume.
    Und im Augenblick sah er nur sie.
    Sie befeuchtet ihre trockenen Lippen mit der Zunge, seine Augen verfolgten jede Bewegung. »Hör auf damit.«
    Ein schmales Lächeln, und jedes Haar an ihrem Körper richtete sich erwartungsvoll auf. »Wie schnell kannst du rennen?«, fragte der Wolf.
    »Ich werde nicht fortlaufen.« Sie hielt ihm stand.
    »Mal sehen.« Er nahm den Arm vom Dach des Wagens und ging mit ihr zur Hütte.
    »Du solltest bei meinem Gespräch mit Sascha nicht dabei sein«, sagte sie, nachdem sie sicher sein konnte, dass er seine Drohung nicht sofort in die Tat umsetzen würde.
    Überraschenderweise widersprach er nicht. »Ich werde ein wenig im Wald jagen. Luc mag es im Augenblick nicht, wenn ich Sascha zu nahe komme.«
    »Ach, wirklich?« Neugierig warf sie einen Blick auf den Leoparden und seine Gefährtin, die im Schein einer kleinen Lampe vor der Hütte saßen. »Ich dachte, ihr würdet euch gegenseitig vertrauen?«
    »Seine Gefährtin ist schwanger. Das schafft ein Ungleichgewicht.« Er winkte dem Alphapaar zu und sah dann wieder Sienna an. »In einer Stunde bin ich wieder da. Ist das Zeit genug?«
    Sie traute dem plötzlichen Frieden nicht, versuchte aber, ebenso geschäftsmäßig zu antworten. »Leg lieber noch zwanzig Minuten drauf. In Ordnung?«
    »Schön.« Damit verschwand er wie ein Schatten in der Nacht.
    Ihr Herz machte sich trotz aller Bemühungen selbstständig und schlug wie wild in ihrer Brust; er lief unglaublich schnell. Falls er sie je jagen würde, wäre es besser, wenn sie einen ordentlichen Vorsprung hatte. Aber vielleicht würde es ihr ja auch gefallen, sich fangen zu lassen.
    »Hallo Sienna.« Lucas’ Stimme drang in die erstaunliche Erkenntnis ein, dass sie die Idee, für Hawke die Beute zu spielen, gar nicht so abwegig fand, wie sie anfangs geglaubt hatte.
    Sie trat zu ihnen und lächelte in der Hoffnung, dass sie ihre Verwirrung damit überspielen konnte. »Hallo.«
    »Setz dich.« Der Leopard stand auf. »Ich werde außer Hörweite bleiben und mich vergewissern, dass die anderen Wächter es auch sind.«
    Sienna

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