hatte. »Als sie mich sah, teilte sie mir ohne Umschweife mit, dass sie nicht vorhabe, ihre genetische Linie zusammen mit meiner sterben zu lassen.«
Laras Pupillen wurden riesengroß, die fuchsbraune Iris verschwand fast darinnen. »Das begreife ich nicht.« Entsetzt und ungläubig. »So etwas werde ich nie begreifen. Ich kann nur … « Sie legte ihre geöffnete Hand auf den Tisch.
Eine wortlose Aufforderung des Tröstens.
Seit er abtrünnig geworden war, hatte Walker auch gelernt, andere zu berühren: zu umarmen, Schultern zu tätscheln oder Gefährten auf den Rücken zu klopfen. Doch er hatte noch nie eine Frau nur berührt, um selbst Ruhe zu finden. Als er sich nicht bewegte, krümmten sich Laras Finger, sie zog die Hand langsam fort.
Noch bevor er bemerkte, was er tat, schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk, lag sein Daumen auf ihrem flatternden Puls. Ihre Haut war so weich, beunruhigende Fantasien tauchten in seinem Kopf auf, wie es wohl wäre, ihre Brüste, ihre Schenkel zu erforschen. Noch weicher wahrscheinlich, die Haut würde dort noch weicher sein.
»Ich bin nicht Yelene«, sagte sie mit dieser ruhigen Gewissheit, die ihn vom ersten Augenblick an angezogen hatte. »Ich würde die Meinen nie verlassen.«
Nein, so war sie nicht. Aber – »Es hat nichts mit Yelene zu tun.«
»Lügner.« Im Flüsterton, aber doch laut genug, damit er bemerkte, dass sie keinen Rückzieher machen würde. »Was sie getan hat, hat dich sehr verletzt, auch wenn du es dir nicht eingestehen magst. Und diese Verletzung bestimmt alle deine Entscheidungen in Bezug auf Frauen.«
»Die alten Bande«, sagte er und sah in die fuchsbraunen Augen, damit sie auch wusste, dass er ihr die reine Wahrheit sagte, »die Liebe zu den Kindern haben Yelenes Flucht und unsere Abkehr vom Medialnet überstanden. Doch der Rest von mir ist zerstört.« Obwohl es ihn so sehr nach ihr verlangte, musste sie die Wahrheit erfahren, er würde sie nicht belügen … obwohl er wusste, dass seine Worte sie in die Arme eines anderen treiben würden, den ihre warme Seele anzog.
Er spürte Zorn in sich aufsteigen, unterdrückte ihn aber, denn er hatte kein Recht, so zu empfinden. »Ich war zu lange in Silentium.«
Lara schüttelte den Kopf. Er konnte den Ausdruck ihres Gesichtes nicht deuten, dünne Linien zogen sich von ihren Augen bis zu den Mundwinkeln. »Du hast neue Bande geknüpft, hast Vertrauen und Treue bei deinen Rudelgefährten gefunden. Wir sind … Freunde.«
»Ja.« Er rieb mit dem Daumen über ihren Puls, hätte am liebsten seine Lippen auf diese Stelle gelegt. An körperlichem Verlangen hätte es nicht gelegen, aber für Lara wäre das nicht genug gewesen. Sie war eine Heilerin, brauchte eine Familie, lachende Kinder und einen Gefährten, der sie aus ebenso vollem Herzen liebte wie sie ihn. »Zu tieferen Gefühlen scheine ich nicht fähig zu sein.« Vielleicht war das Narbengewebe zu dick, oder ein wichtiger Teil seines Gefühlslebens war unwiderruflich zerstört, auf jeden Fall gab es jedoch eine Mauer in ihm, die nichts durchdringen konnte.
Nicht einmal Lara.
WIEDERHERGESTELLTE DATEI COMPUTER 2(A)
STICHWORTE: PRIVATKORRESPONDENZ, VATER, AKTION ERFORDERLICH*
----
von: Alice
an: Dad
am: 10. April 1973 um 23:44
betrifft: AW : hallo
Lieber Dad,
ich bin wahnsinnig aufgeregt! Vielleicht ist ja alles zu weit hergeholt, aber ich könnte auf eine ganz außergewöhnliche Korrelation gestoßen sein. Es hat damit angefangen, dass es mir gelungen ist, die Nachkommen von Jena Akim aufzutreiben, einer X-Medialen, die im 16. Jahrhundert gelebt hat und deren Familienmitglieder alle sehr große Fähigkeiten besaßen. Die Informationen über sie und ihre Familie beruhen mehr auf Legenden als auf nachweisbaren Fakten, aber falls sie stimmen sollten, könnte das die Erklärung sein.
Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass Jelena im Gegensatz zu den meisten X-Medialen nicht von ihrer Familie getrennt wurde, sobald sich die ersten Ansätze ihrer Fähigkeiten zeigten. Das ist natürlich der Schlüssel und erklärt, warum man bis heute nicht auf diese Zusammenhänge gestoßen ist. Vielleicht ist es bei Medialen mit geringeren Kräften nur latent oder weniger sichtbar – aber ich kann erst die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, wenn ich die Bestätigung habe, dass meine Theorie tatsächlich stimmt.
Denn dann ist es kein Zufall – da meine Studien zeigen, dass die Regeln, nach denen die geistige Ebene