Lockruf des Verlangens (German Edition)
funktioniert, so viele Schichten und Texturen haben, dass nicht einmal die Medialen sie vollständig im Griff haben – doch das Wichtigste ist, dass es tatsächlich Regeln gibt.
In Liebe
Alice
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* Aktennotiz: Aktion konnte nicht zufriedenstellend abgeschlossen werden. In Bezug auf das X-Projekt weisen die Gehirne der Eltern einen leichten telepathischen Eingriff auf – keiner von beiden verfügt über problematische oder nützliche Informationen. Auch die Akim-Nachkommen wissen nichts über irgendwelche Erkenntnisse bezüglich ihrer genetischen Linie.
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20
Als Sienna am Abend nach dem Kuss die Tür öffnete, stand Hawke schon davor, eine Hand am Türrahmen.
»Bereit für ein neues Spiel?«, fragte der Wolf.
Ihr Herz schlug schneller, der Biss fiel ihr wieder ein, sein Geschmack, sein männlicher Geruch – doch wie schon beim letzten Besuch klingelte sein Telefon, noch bevor sie auf seine Einladung reagieren konnte.
»Wehe, wenn es nichts Dringendes ist«, bellte er hinein, offensichtlich ebenso ärgerlich wie sie.
Er lauschte und richtete sich dann kerzengerade auf. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war so eindeutig, dass sie ihre Arbeitsstiefel holte und schnell anzog. Er sah ihr dabei zu, sagte aber nichts.
»Wo?«, fragte er so ruhig, dass sie wusste, es musste etwas Schlimmes geschehen sein. »Nein, das war richtig. Tu, was du kannst. Ich bringe Lara mit.«
Siennas Kopf fuhr in die Höhe, als sie den Namen der Heilerin hörte. Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und zwängte sich an Hawke vorbei in den Flur. »Ich sage Lara Bescheid«, flüsterte sie fast unhörbar, während er um weitere Informationen bat.
Jetzt war er nur noch Leitwolf, nicht mehr der sinnliche Gestaltwandler, der an ihre Tür geklopft hatte; er unterbrach kurz sein Gespräch. »Bring sie in die untere Garage. Sie wird zusätzliches Material brauchen – es sind mehrere Verletzte. Behellige Judd nicht damit. Er muss sich von einer Teleportation erholen.«
Nachdem er sie mit einem Nicken verabschiedet hatte, lief sie zur Wohnung der Heilerin, die direkt neben der Krankenstation lag. Niemand öffnete. Sie fand Lara am Schreibtisch in eine medizinische Fachzeitschrift vertieft. Sienna fasste kurz zusammen, was sie wusste, und half der Heilerin, alles Notwendige zusammenzupacken.
»Du hast den zweiten Grundkurs der medizinischen Ausbildung absolviert?«, fragte Lara, während sie sich schnell und effizient durch den Raum bewegte.
Sienna spielte den Packesel. »Bei den Leoparden habe ich auch den dritten Kurs abgeschlossen.« Alle Soldaten und Soldatinnen mussten noch eine zweite Ausbildung machen – eine rein technische wäre für Sienna aufgrund ihrer Denkstrukturen einfacher gewesen, aber die Möglichkeit, Menschen helfen zu können, war ein unvorstellbar wertvolles Geschenk, eine winzige Chance, ein Gegengewicht zur Gewalt ihrer X-Anlagen zu schaffen.
»Stimmt, ich habe die Mitteilung bekommen.« Die Heilerin nickte, als habe sie eine Entscheidung getroffen. »Lucy hatte eine Doppelschicht übernehmen müssen, deshalb werde ich sie jetzt nicht wecken«, sagte sie. Die junge Wölfin hatte gerade die Schwesternschule abgeschlossen und eine Vollzeitstelle als Laras Assistentin angenommen. »Du bist hiermit dienstverpflichtet.« Im selben Augenblick klingelte Laras Telefon. Sie führte ein kurzes Gespräch. »Das war Hawke. Wir brauchen noch mehr Helfer.«
»Judd ist nicht zu erschöpft.« Sienna wusste zwar nicht, wohin ihr Onkel teleportiert war, aber sie hatte ihn beim Abendessen mit den Kindern getroffen und konnte seinen energetischen Zustand beurteilen. »Ich glaube nicht, dass er uns mit Telepathie dorthin bringen kann, aber er könnte sicher den Verletzten helfen«, sagte sie, denn Lara wusste bestimmt von Judds telekinetischen Fähigkeiten, mit denen er auf zellulärer Ebene heilen konnte.
»Hol ihn«, sagte Lara und rieb sich die Stirn. »Jetzt werde ich Lucy doch wecken müssen.«
Fünf schrecklich lange Minuten später erreichten Sienna und Lara gemeinsam mit ein paar anderen Rudelgefährten die Garage. Judd war allerdings schon da. »Hawke ist schon los«, erzählte er und verschnürte die Erste-Hilfe-Ausrüstung auf dem Wagen. »Ich bringe euch beide hin. Ein zweites Team kommt mit einem größeren Wagen und Bahren für die Verwundeten nach.«
»Lucy kommt auch mit.« Lara sah über die Schulter nach hinten. »Sie müsste – da ist sie ja schon.«
Eine verschlafene Lucy mit roten Augen
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