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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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herunter. Sie gab jeden Widerstand auf, fast zerrissen von dem Verlangen, den Bewegungen der starken Schultern und straffen Muskeln mit den Augen zu folgen.
    Man sagte, Walker sei Lehrer im Medialnet gewesen. Doch Lara hatte sich immer gefragt, ob da nicht noch etwas anderes gewesen war – etwas an ihm wirkte geheimnisvoll, so als verberge er etwas. Was, würde sie wohl nie erfahren. Nicht von Walker.
    »Schlaf.« Nur dieses eine Wort, dann stand er auf und griff nach der heruntergerutschten Decke.
    Sie fügte sich ihrer Erschöpfung und seiner Willensstärke, ließ den Kopf in die Kissen sinken und schloss die Augen. Die Decke wurde über sie gebreitet, sanfte Hände strichen ihr ein paar widerspenstige Locken aus dem Gesicht; sie hatte einen Kloß im Hals, schlug die Augen aber nicht auf. Einen einzigen Augenblick in dieser Nacht wollte sie sich der Fantasie hingeben, dass Walker kein gebrochener Mann wäre. Der nächste Tag würde bald genug anbrechen.
    Im Aufenthaltsraum setzte sich Hawke an den kleinen Tisch und zog Sienna auf seinen Schoß. Sie erstarrte. »Was machst du da? Es könnte doch jeden Augenblick jemand reinkommen.«
    Der Wolf bleckte die Zähne und knurrte leise. »Glaubst du etwa, ich möchte das mit uns geheim halten?«
    »Nein.« Doch sie blieb auf Distanz.
    Weder Mann noch Wolf mochten das. »Du hast doch schon öfter gesehen, dass ich Rudelgefährten im Arm hatte.«
    »Aber mich nie.« Diese absolute Gefühllosigkeit machte ihn völlig fertig.
    »Das stimmt.« Er strich über das dunkle Haar. »Aber jetzt will ich es.«
    Erst nach einer Weile wurde sie weicher, legte ihm den Arm um die Schulter und lehnte den Kopf an seine Brust. Mehr würde sie erst von sich geben, wenn er sie drängte, das wusste er genau. Sienna konnte nicht nur Geheimnisse bewahren, sie machte auch alles mit sich alleine aus. Doch das war jetzt vorbei.
    ErstrichihrüberdieSchulterundüberihrenOberschenkel.»ElisVerletzungenhabendichschwergetroffen.«ErwarvollaufmitSimranbeschäftigtgewesen,seinWolfjedochhatteSiennasAnkunftbemerkt,underhattegesehen,wieihreAugennachtschwarzwurden,alssiedenverwundetenSoldatenerblickte.
    Lange Zeit sagte sie nichts. Dann kamen die Worte, abgehackt wie splitterndes Glas. »Ich kann so etwas auch. Habe es getan … und noch weit Schlimmeres.« Sienna wusste nicht, warum sie auf einmal das wahre Grauen ihrer Fähigkeiten enthüllte. »Niemand weiß davon.«
    Hawkes Finger verharrten kurz, dann streichelte er sie wieder mit ruhigen Gesten. »Erzähl mir davon.«
    Sie hatte das Geheimnis so lange für sich behalten, damit niemand in ihr die Bestie erkannte, doch seit heute wusste sie, dass alles Hoffen vergeblich gewesen war. Sie war ein Monstrum. Punktum. Daran ließ sich nichts ändern. »Als ich fünf war«, sagte sie, und die Erinnerung stieg gallebitter in ihr hoch: kaltes Feuer, ein hoher Schmerzensschrei, der übelkeiterregende Geruch nach verbranntem Fleisch und geschmolzenem Plastik, als die Hülle des Datenpads mit der Hand verschmolz, die sie stets nur sanft und liebevoll berührt hatte. »Ich habe meine Mutter in Brand gesetzt.«
    »Ach, Liebes.« Fast wäre sie bei der zärtlichen Stimme zusammengebrochen.
    »So geht es denen, die Glück haben«, sagte sie; die durchdringenden Schreie ihrer Mutter würde sie nie vergessen. »Wenn man weniger Glück hat, verbrennt man selbst, wenn sich die X-Anlage das erste Mal bemerkbar macht.« Im Gegensatz zu anderen Kategorien waren X-Mediale nicht zu erkennen, solange ihre Gabe noch schlief.
    »Doch deine Mutter hat überlebt.«
    »Ja,siewareinemächtigeTelepathin.«SiennahattezudemZeitpunktnurdienotwendigstenSchildegehabt,ihreMutterhattefürdennötigenSchutzgesorgt.DaherbesaßKristineungehindertZugangzuihremGeist.»NachdemerstenSchockhatsiedaseinzigMöglichegetanundmeinBewusstseinausgeschaltet.«DieÄrztehattenallesbehebenkönnen,nurdenSchadennicht,denderDatenpadangerichtethatte.BiszuihremLebensendehatteKristineinihrerHandflächeeinStückgeschmolzenesPlastikgehabt – undSiennadarausnieeinenVorwurfgemacht.
    Hawke nahm Sienna noch fester in den Arm, legte die Hand an ihre Wange. Sie fühlte sich so schuldig, dass sie den Kopf senken wollte, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Doch sie hatte noch nie seinen Blick vermieden und wusste instinktiv, sie würde damit seinem Wolf ein falsches Signal geben. »Und jetzt kommt Ming ins Spiel«, sagte sie und sah in die wolfsblauen Augen, obwohl ihr übel vor Scham war. »Er wollte mich sofort von

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