Lockruf des Verlangens (German Edition)
sondern an Judds Seite neben Riordan – der junge Mann hatte das Bewusstsein verloren, sein Gesicht war kalkweiß. Hawke hatte Simran in seinen Schoß gebettet, ihr Kopf ruhte an seiner Brust, das glatte schwarze Haar fiel über seinen Arm. Da sie zitterte, rannte Sienna zurück zum Wagen und holte noch zwei weitere Rettungsdecken. »Hier«, sagte sie und gab Rina eine für Barker, bevor sie zu Simran weiterging.
Hawke wickelte die Decke um die Soldatin, achtete darauf, sie nicht zu fest einzupacken. »Sie sind alle versorgt.« Der Wolf war in seinen Augen und in seiner Stimme.
Noch nie war ihr seine unbeirrbare Liebe für das Rudel so bewusst gewesen. »Ja«, antwortete sie, obwohl es gar keine Frage gewesen war. »Ich glaube, Elias geht es am schlechtesten – zumindest bis Lara bei ihm ist.« Sienna war sich nicht sicher, ob Judd auch Laserwunden telekinetisch heilen konnte, selbst wenn er noch über genügend Kraft verfügte, nachdem er Riordan geholfen hatte. »Jetzt haben wir ihn erst einmal ruhiggestellt.«
Sie schlug Simrans Füße in die Decke ein und überlegte, was sie noch alles mit Lara eingepackt hatte. »Da sind noch Energiedrinks in einer Kiste. Ich werde alle damit versorgen, die bei Bewusstsein sind.« Heiler und Verletzte mussten bei Kräften bleiben, und die Nacht war ziemlich kalt.
So ruhig und effizient, dachte Hawke, als er beobachtete, wie flink Sienna über die Lichtung huschte und mit leichtem Nachdruck in der Stimme und sanfter Überredungskunst allen Getränke einflößte. Sein Wolf war sehr stolz auf sie, doch er musste sich jetzt mit schmerzlicheren Dingen befassen. »Wie sieht es aus, Lara?«, fragte er, als sich die Heilerin von Riordan zurückzog.
»Ich brauche mehr«, war die prompte Antwort.
Schon der Gedanke reichte aus, und die Kraft seiner Offiziere floss durch den Blutbund zu ihm. Indigos großes Herz, Rileys unverbrüchliche Treue, Matthias’ stille Entschlossenheit, Alexeis unbändige Kraft, Coopers sture Zähigkeit, Jems wildes Feuer, Kenjis ruhige Willensstärke und Tomás’ kraftvolle wilde Seite. Nur Judds kühle Energie fehlte – der Mediale konzentrierte sich darauf, Riordan weiter zu heilen, während Lara auf schwankenden Beinen zu Elias ging.
Hawke schickte ihr Kraft durch das Band, das jedes Alphatier mit der Heilerin des Rudels verband, ihre Wangen bekamen wieder etwas Farbe … die sofort wieder entwich, als sie ihre Hände auf Elias’ zerstörten Leib legte. Sie weinte nicht. Lara weinte immer erst, wenn ihre Leute in Sicherheit waren. Erst dann würde sie sich gehen lassen.
Dunkle Rubine leuchteten im Schein der Lampen auf, als Sienna zu dem gerade eintreffenden Lastwagen lief und die Tragbahren entgegennahm. Auch sie würde nicht auf dem blutgetränkten Boden zusammenbrechen. Nein, Sienna nicht, nicht die Frau, die einem Ratsherrn und den eigenen vernichtenden Fähigkeiten Paroli geboten hatte … und beinahe einem Leitwolf im Spiel überlegen gewesen war.
NachdemLarabefundenhatte,dasskeineweitereHeilungdurchdenLeitwolfmehrnötigwar,warHawkekurzunterdieDuschegesprungen,umsichdasBlutabzuwaschen,undbefandsichnunwiederinderKrankenstation.»Wiesteht’s?«,fragteerLara,bemerkteabersehrwohlSienna,dievonZimmerzuZimmerging,umnachdenPatientenzuschauen – dennLarahatteLucyundJudd ins Bett geschickt, sobald alle Verletzten versorgt waren.
»Riordan und Simran müssten durchkommen«, sagte Lara und griff sich in die zerzauste Mähne. Ihre Finger zitterten, sie ballte die Faust und ließ die Hand sinken. »Ich habe mit Tammy gesprochen – Barker wird auch wieder.«
»Und Eli?«, fragte er, denn sie hatte ihn bestimmt nicht einfach so bei der Aufzählung vergessen. »Ich weiß, dass man Verbrennungen nur in kleinen Schritten heilen kann. Wie schlimm sind sie?«
Lara warf einen Blick zur Tür, hinter der Elias von Kopf bis Fuß in einem Stofftunnel lag. »Ich habe mich um die lebensgefährlichen Verletzungen gekümmert, aber er hat so lange auf Hilfe warten müssen, dass er in einen Schockzustand gefallen ist. Ich kann erst Genaueres sagen, wenn er wieder daraus aufwacht.«
»Du hast getan, was du konntest«, sagte Hawke, obwohl er wusste, dass diese Worte nicht ausreichten, nicht bei einer Heilerin. Gerade wollte er sie bitten, mit ihm ins Büro zu gehen, damit sie ungestört miteinander sprechen konnten – und sie die Maske der Gelassenheit für einen Augenblick fallen lassen konnte – , als jemand aus Elias’ Zimmer kam, mit dem er überhaupt nicht
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