Lockruf des Verlangens (German Edition)
gerechnet hatte.
Im selben Augenblick trat Yuki ein, flüsterte Walker ein »Danke« zu und drückte ihm die Hand. Dann begab sie sich wieder an das Bett ihres bewusstlosen Mannes.
Hawke hatte zwar vorhin gesehen, dass Yuki weggegangen war, um sich zu vergewissern, dass es Sakura bei den Großeltern gut ging, hatte aber nicht bemerkt, dass sich Walker in der Zwischenzeit zu dem Soldaten ans Bett gesetzt hatte. Wenn man es recht bedachte, war es allerdings keine Überraschung: Elias und Walker sprachen oft miteinander, ihre Töchter spielten zusammen, Hawke hatte schon vermutet, dass die beiden Männer Freundschaft geschlossen hatten.
»Yuki wacht über Eli«, sagte Walker zu Lara, seinem Blick entgingen weder die Schatten unter ihren Augen noch die scharfen Falten um ihren Mund. »Die anderen Verletzten haben ein Schlafmittel bekommen. Im Moment kannst du nicht mehr tun. Ruh dich aus!«
Laras Mund wurde zu einem Strich. »Mir geht es gut.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich wieder an Hawke. »Ich werde sie die Nacht über beobachten – muss mich vergewissern, dass wir keine Verletzung übersehen haben.«
Hawke wartete gespannt, wie Walker reagieren würde.
Der Mediale verschränkte ebenfalls die Arme. »Ist dir aufgefallen, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann?«, fragte er Hawke so sachlich, wie er nur konnte.
Aus Laras Augen sprühten Funken, doch Hawke musste Walker recht geben. »Leg dich eine Stunde hin – ich passe derweilen auf.« Er nahm sie in den Arm und küsste ihren Scheitel. »Sei nicht stur, nur um Walker eins auszuwischen.« Der Wolf wusste nicht, was zwischen den beiden vorging, aber die Anspannung war nicht zu übersehen.
Ein finsterer Blick in dem lieblichen Gesicht. »Stur?« Doch dann entspannte sie sich in seinem Arm. »Hinlegen hört sich gut an. Weck mich, sobald sich etwas tut.«
Hawke bemerkte wohl, wie Walker sie beide ansah. Er bemerkte auch, dass der große Mediale Lara in ihr Büro folgte, wo ein Sofa stand. Der Leitwolf verzog sich und sah nach den Verletzten; Sienna saß an Riordans Bett und hielt dessen Hand. »Seine Mutter musste weinen, deshalb sind die Eltern rausgegangen«, sagte sie sehr leise, die weißen Sterne in ihren Augen waren verschwunden. »Sie wollten nicht, dass er etwas davon mitbekommt.«
Er blieb, bis die Eltern zurückkamen. Sie ließen sich von ihm trösten, doch sie würden sich erst beruhigen, wenn ihr Kind wieder wach war. Schweigend berührten sie ihren Sohn, um ihn ihrer Zuneigung und Unterstützung zu versichern. Hawke nahm Sienna bei der Hand und verließ mit ihr das Zimmer.
21
Lara spürte ein Prickeln im Nacken, als die Tür mit einem leisen Klicken ins Schloss fiel. Um zu vermeiden, dass die Müdigkeit ihre Entschlossenheit Walker gegenüber ins Wanken bringen könnte, verschaffte sie sich etwas Zeit, indem sie das Sweatshirt auszog, das sie nach einer kurzen Dusche übergestreift hatte. Ihre Wölfin hatte die Verletzten selbst für diesen kurzen Augenblick nur ungern allein gelassen, aber so blutverschmiert hatte sie nicht arbeiten können – absolute Sauberkeit war oberstes Gebot in der Medizin.
»Ich weiß, dass wir Freunde sind«, sagte sie schließlich, obwohl es beinahe körperlich wehtat, das auszusprechen, ungeachtet der Tatsache, dass sie sich entschlossen hatte, die Freundschaft zu erhalten, ansonsten aber ihr eigenes Leben zu leben. »Aber jetzt möchte ich allein sein.« Auch diese Lüge schmerzte. Sie war eine Heilerin, eine Wölfin. War gerne mit Rudelgefährten zusammen. Noch lieber hätte sie allerdings ihren Gefährten um sich gehabt. Doch leider war der Mann, den Frau und Wölfin gewählt hatten, nicht in der Lage, ihr das zu geben, was sie brauchte – Silentium und eine Fremde namens Yelene hatten den besten Mann zerstört, dem Lara je begegnet war … und der Schaden war nicht wieder zu beheben.
Sie sank auf das Sofa, das Herz wurde ihr noch schwerer, dann bückte sie sich, um die Stiefel aufzuschnüren.
Dunkelblonde Haare mit einem leichten Silberschimmer schoben sich in ihr Blickfeld, als Walker sich an ihren Stiefeln zu schaffen machte. »Nicht«, flüsterte sie, die schrecklichen Ereignisse hatten sie so erschüttert, dass sie den Schmerz nicht länger verbergen konnte, den leeren Platz in ihrem Herzen, den er nicht einnahm.
Aber er ließ sich nicht beirren, schürte die Stiefel auf und zog sie mit seinen kräftigen Händen von ihren Füßen, rollte dann die Strümpfe
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