Lockvögel
ja, und er forderte sie auf, Ihre Maschine zu benutzen.«
»Das hat Logik, Donald, weiter. Sie machen sich prächtig.«
»Die Sache dürfte dann so vor sich gegangen sein«, fuhr ich fort. »Sie nahm die Haube von der Maschine, schaltete den Strom ein, legte das Papier ein und begann zu tippen.«
»Und dann?«
»Als sie fertig war, spannte sie den Bogen aus und brachte ihn zu Holgate in sein Büro zur Unterschrift. In diesem Augenblick kam der Eindringling ins Zimmer, und die Auseinandersetzung begann. Sie geriet schließlich an einen Punkt, wo sie tätliche Formen annahm. Die Dame zog im Verlauf des Kampfes ihren Schuh aus und schlug dem Eindringling damit über den Kopf... Was gefällt Ihnen an dieser Version nicht?«
»Wer hat die Auseinandersetzung gewonnen?« fragte sie.
»Ganz augenscheinlich der Eindringling«, sagte ich.
»Und was ist aus Mr. Holgate und der Dame geworden?«
»Das müssen wir eben herausfinden. Der Mann bekam das Papier, das er haben wollte. Dann blieben Holgate und das Mädchen zurück. Holgate entschloß sich, nicht gleich die Polizei zu benachrichtigen. Bevor er das tat, wollte er noch an einen bestimmten Ort und dort etwas Bestimmtes tun, und das Mädchen hat ihn begleitet.«
»Nehmen wir einmal an, es war so«, ging Lorraine auf meine These ein. »Dann muß doch die Auseinandersetzung um Ihre eidesstattliche Erklärung stattgefunden haben.«
»Anscheinend hatte sie damit zu tun. Ich glaube aber nicht, daß derjenige, der die Akten durchwühlte, nach der Erklärung gesucht hat.«
»Aber sie ist doch das einzige, was fehlt«, gab Lorraine zu bedenken.
»Dann versuchen wir es mal aus einer anderen Perspektive zu sehen... Das Mädchen kam. Holgate wollte von ihr irgend etwas in Zusammenhang mit der eidesstattlichen Erklärung. Vielleicht brauchte er eine Abschrift. Er ging zur Aktenablage, holte die Erklärung aus dem Umschlag und gab sie dem Mädchen. Sie ging in das vordere Büro, um sie abzuschreiben und —«
Lorraine schnippte mit den Fingern.
»Ist der Groschen gefallen?« fragte ich.
»Und ob er gefallen ist. Das ist es, was hier geschehen ist. So muß es gewesen sein. Die beiden habe an Ihrer eidesstattlichen Erklärung gearbeitet.«
»Dann war diese Erklärung gar nicht das, worum gestritten wurde. Sie ist zwar verschwunden, aber Holgate und das Mädchen können sie mitgenommen haben. Der Eindringling hat nach etwas ganz anderem gesucht.«
»Wenn der Täter Gelegenheit hatte, so gründlich nachzusehen, muß er sich ziemlich ungestört gefühlt haben. Das würde bedeuten, daß er die gewaltsame Auseinandersetzung gewonnen hat.«
»Natürlich hat er das«, bestätigte ich. »Anders wäre unsere Theorie gar nicht brauchbar.«
»Also los«, drängte Lorraine. »Schauen wir schnell im Büro von Maxton nach. Wenn dort alles in Ordnung ist, schließen wir hier ab und versuchen, Mr. Holgate zu finden. Haben Sie noch etwas Zeit, um mir Gesellschaft zu leisten, Donald?«
»Eine Weile schon.«
»Aus welchem Grunde wollten Sie ihn eigentlich so dringend sprechen?«
»Wegen der Uhrzeit in meiner eidesstattlichen Erklärung. Ich hatte mir noch einmal alles genau durch den Kopf gehen lassen, und plötzlich schien ich mir nicht mehr ganz so sicher, daß es auch wirklich 3 Uhr 30 war. Ich wollte mich noch einmal mit ihm darüber aussprechen, um keine falsche Erklärung abzugeben.«
»Die Zeit stimmt auf keinen Fall«, antwortete Lorraine. »Aber der Unfall selbst hat stattgefunden, denn ich habe seinen beschädigten Wagen gesehen.«
»Und wann war das?«
»Als er in der Garage repariert wurde. Er war etwa eine Woche lang außer Betrieb. Es wurde ein neuer Kühler eingebaut, und es mußten auch noch ein paar Ersatzteile für den vorderen Teil beschafft werden.«
»Wann hat er Ihnen denn von dem Unfall erzählt? Am nächsten Tag?«
»Er erwähnte es nur beiläufig, als er an die Versicherung schrieb und den Fall meldete. Er schien der Sache nicht viel Bedeutung beizumessen. Ich selbst riet ihm, auch die Polizei zu verständigen.«
»Ich möchte wirklich nichts Falsches aussagen«, erklärte ich ihr. »Ich habe die Uhrzeit mit 3 Uhr 30 angegeben, weil Dudley Bedford mir sagte, nach den Polizeiakten habe der Unfall um diese Zeit stattgefunden.«
»Wer ist Dudley Bedford?« fragte sie.
»Er ist der Freund eines Mädchens, das ich kennengelernt habe.«
»Und wie gut kennen Sie das Mädchen?«
»Ich habe sie ein paarmal getroffen.«
»Heißt sie vielleicht Doris
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