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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ich heute nacht hier in Colinda bleibe«, berichtete ich Bertha. »Unter uns gesagt: Ich fahre jetzt nach Hause, um die Nacht in meiner eigenen Wohnung zuzubringen. Ich möchte einmal wieder richtig ausschlafen.«
    »Du meinst, das könntest du dort nicht?«
    »Ich habe so das Gefühl, es könnte unliebsame Unterbrechungen geben. Und ich möchte noch etwas Zeit gewinnen, bevor ich mit diesen Unterbrechungen konfrontiert werde. Ich habe so eine Idee, als sollte ich noch einmal richtig schlafen, bevor ich für eine ganze Weile überhaupt nicht mehr dazu komme.«
    »Also dann«, sagte Bertha. »Ich gehe jetzt auch ins Bett. Hatte nur noch auf deinen Anruf gewartet. Es hat lange genug gedauert. Was hast du die ganze Zeit getrieben?«
    »An dem Fall gearbeitet. Was sonst?«
    »Ich wette zehn zu eins, daß dir irgendein hübsches Ding dabei geholfen hat.«
    »Aber Bertha«, rief ich ironisch, »was du so alles denkst«, und hängte auf.
    Ich verließ das Hotel, fuhr zu meiner Wohnung, wo ich eine private Garage hatte, stellte den Wagen ab und legte mich schlafen.
    Zwar hatte ich Bertha erzählt, ich wolle mich mal richtig ausschlafen, aber als ich endlich im Bett lag, erwies es sich wieder als äußerst schwierig, den ersehnten Schlaf zu finden. Der verdammte Fall ergab einfach keinen Sinn, aus welcher Perspektive ich ihn auch durchdachte.
    Holgate und irgendein weibliches Wesen hatten eine Besprechung, als plötzlich jemand störend eindrang. Wahrscheinlich waren es sogar zwei Eindringlinge, denn schließlich war Holgate ein großer, starker Mann. Er und die anwesende Frau hätten mit jedem Einzelwesen fertig werden müssen, es sei denn, dieses Einzelwesen hätte eine Pistole gehabt. In einem solchen Fall hätte es andererseits überhaupt nicht zu solchen Anzeichen einer tätlichen Auseinandersetzung zu kommen brauchen. Irgend jemand wäre dann erschossen worden.
    Ich wälzte mich schlaflos im Bett, aber die Gedanken kamen nicht zur Ruhe, weil sich keine Lösung der vielen Rätsel anbot.
    Gegen sechs Uhr wachte ich auf, müder, als ich mich zu Bett gelegt hatte. Und, ich mußte es gestehen, auch ratloser als am Abend zuvor.

8

    Ich duschte, rasierte mich, trank drei Tassen starken schwarzen Kaffee, setzte mich in den Agenturwagen und fuhr zum Hotel Perkins.
    In meinem Fach lag ein Zettel mit der Mitteilung, ich solle Lorraine Robbins in den Miramar-Apartments anrufen.
    Ich zögerte einen Augenblick, ob ich mich schon zu so früher Stunde bei ihr melden sollte. Dann aber tat ich es doch, aus der Überlegung heraus, daß ein berufstätiges Mädchen zu dieser Zeit bestimmt längst aus den Federn war.
    Als ich ihre Nummer gewählt hatte, war sie sofort am Apparat.
    »Sind Sie es, Donald?«
    »Ja. Guten Morgen, Lorraine.«
    »Ich mache mir große Sorgen um Mr. Holgate.«
    »Ich glaube, es ist noch zu früh, sich Sorgen zu machen, Lorraine. Hat er heute früh irgendwelche Verabredungen?«
    »Ja. Mit einigen wichtigen Kunden.«
    »Dann warten Sie doch erst einmal ab, ob er diese Verabredungen einhält. Vielleicht schläft er sich in seiner Wohnung nur von einer durchzechten Nacht aus.«
    »Er ist aber nicht zu Hause. Er ist nirgendwo.«
    »Was meinen Sie mit >nirgendwo    »Ich bin in seiner Wohnung gewesen. Das Bett ist unberührt.«
    »Wie sind Sie hineingekommen?«
    »Ich kenne den Hausmeister. Als ich ihm sagte, ich hätte einige wichtige Papiere abzugeben, hat er mir die Wohnung geöffnet.«
    »Nun sagen Sie mir bloß: Was hätten Sie gemacht, wenn Sie ihn in lauschigem Beieinander mit einem hübschen Mädchen angetroffen hätten?«
    »Das weiß ich jetzt nicht. Es war niemand da. Und natürlich war ich nicht so töricht, in sein Schlafzimmer zu schauen, während der Hausmeister daneben stand.«
    »War denn alles in Ordnung? Haben Sie kein Anzeichen dafür gefunden, daß die Wohnung durchsucht worden ist?«
    »Nein. Es war alles in bester Ordnung.«
    »Eine Frage: Als ich Sie heute nacht verließ, sind Sie da gleich schlafen gegangen?«
    »Was soll diese Frage?«
    »Ich möchte es wissen.«
    »Warum?«
    »Weil ich Ihnen gern einen Rat geben möchte. Sie fragen mich doch jetzt, ob Sie die Polizei benachrichtigen sollen. Es könnte Ihren Chef in große Verlegenheit bringen, wenn Sie der Polizei Meldung machten und es sich herausstellen würde, daß er nur jemandem Gesellschaft geleistet hat, wenn ich mich einmal so

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