Lockvögel
Ashley?«
»Ja. So heißt sie.«
»Und Bedford ist ihr Freund?«
»Möglich. Warum fragen Sie?«
»Weil Bedford Kontakt mit Mr. Holgate aufgenommen hat. Holgate erzählte mir aber nicht, worum es dabei ging. Gewöhnlich tut er das. Er hat nämlich in allen Dingen, die sich hier im Büro ereignen, «eine Geheimnisse vor mir. Hier im Falle Bedford hat Mr. Holgate nur aber kein Wort erzählt, und ich habe ihn auch nicht gefragt.«
»Wir sollten endlich bei Maxton nachsehen und dann nach Holgate suchen«, drängte ich.
Sie öffnete den Safe und nahm einen Schlüssel heraus, mit dem wir die Tür zu Maxtons Büro öffneten. Wir schalteten das Licht ein. Das Zimmer war sauber, und alles lag ordentlich an seinem Platz.
»Hier ist nichts angerührt worden«, sagte Lorraine.
Nach kurzem Nachdenken löschte sie das Licht und verschloß die Tür. Dann legte sie den Schlüssel wieder in den Safe, ging zu ihrer Schreibmaschine hinüber, schaltete den Motor ab und deckte die Plastikhaube darüber.
Nachdem wir in Holgates Büro alles verschlossen und das Licht gelöscht hatten, stiegen wir in meinen Wagen, und sie zeigte mir den Weg zu Holgates Wohnung. Auf unser Klingeln öffnete niemand. Alles blieb dunkel.
Dann versuchten wir es in einer Reihe von Klubs, in denen er öfter Karten spielte. Auch hier hatten wir keinen Erfolg.
»Aber er muß doch irgendwo stecken«, sagte ich ärgerlich.
»Natürlich, Donald. Irgendwo steckt er auch, aber wir wissen nicht, wo. Es ist spät, und ich möchte endlich ins Bett. Wir wollen die Sache überschlafen und am Morgen überlegen, was weiter getan werden könnte.«
Ich sah sie an. Es war mir vollkommen klar, daß sie jetzt keineswegs zu Bett gehen, sondern mich nur loswerden wollte. Offensichtlich wollte sie an anderer Stelle nachsehen, wo sie Holgate vermutete. Doch wollte sie es vermeiden, daß jemand diesen Ort kennenlernte. Sie war wirklich eine gute Sekretärin.
Ich ging auf ihren Trick ein, brachte sie zurück zu ihrer Wohnung, verabschiedete mich und fuhr davon.
Ich wendete am Ende des Häuserblocks und parkte den Wagen so, daß ich ihre Haustür im Auge behielt. Knapp zwei Minuten später kam ein Wagen ziemlich schnell vom Parkplatz gefahren.
Ich war nahe genug, um an der beleuchteten Kreuzung erkennen zu können, daß Lorraine am Steuer saß. Sie war allein im Wagen.
Ich versuchte nicht, ihr zu folgen, sondern ging zum Perkins zurück.
Dort fand ich eine Notiz vor; ich sollte Doris anrufen, gleichgültig, zu welcher Stunde ich zurückkommen würde.
Ich meldete das Gespräch an und vernahm einen Augenblick später die Stimme von Doris. »Hallo«, sagte sie vorsichtig. »Wo brennt es?« fragte ich.
»Donald«, rief sie, als sie meine Stimme erkannte. »Ich denke, Sie sollten im Hotel bleiben oder an einem Ort, wo wir Sie jederzeit benachrichtigen können?«
»Tut mir leid, ich hatte eine dringende Besorgung zu erledigen. Davon erzähle ich Ihnen später. Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Ich hoffe, Sie würden sich heute abend mit mir in Verbindung setzen, bevor es zu spät würde.«
»Zu spät wofür?«
»Für Sitte und Anstand.«
»Müssen wir sittsam sein?«
»Ich schon — in diesem Apartmenthaus.«
»Warum ziehen Sie dann nicht um?«
Sie lachte und sagte: »Jetzt mal ernsthaft gesprochen, Donald. Ich hatte wirklich geglaubt, daß ich Sie öfter zu Gesicht bekommen würde.«
»Das werden Sie auch.«
»Wann denn?«
»Noch heute nacht.«
»Dafür ist es jetzt zu spät, Donald. Die Außentür wird immer abgeschlossen.«
»Wie ist es denn mit morgen?«
»Das wäre nett. Wann würde es Ihnen passen?«
»Je eher, desto besser. Übrigens habe ich Sie heute abend angerufen. Sie haben sich aber nicht gemeldet.«
»Sie haben mich angerufen?«
»Ja.«
»Nur einmal?«
»Ja.«
»Wann war das?«
»So genau weiß ich das nicht mehr. Es war aber zu einer Zeit, die Sie als durchaus sittsam bezeichnen würden.«
»Das ist aber schade, Donald. Das muß gerade in dem Moment gewesen sein, als ich auf die Straße gelaufen war, um an der nächsten Ecke ein paar Zigaretten aus dem Automaten zu ziehen. Tut mir schrecklich leid. Ich... ich hatte nämlich wirklich gehofft, Sie würden anrufen. Ein Mädchen sollte das eigentlich nicht zugeben. Aber — Zum Teufel damit, Donald. Müssen wir beide uns wirklich an die Konventionen halten?«
»Nein, sicher nicht. Also, ich darf noch kommen?«
»Heute abend geht es auf keinen Fall mehr, Donald. Man würde mir die
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